Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)
ausharren und weiter Zeuge dieses peinlichen Aktes werden. Aber kann sie es wagen, zur Tür zu schleichen? Sind die zwei so sehr miteinander beschäftigt, dass sie sie nicht bemerken werden?
Zwischen dem Schmatzen und Stöhnen hört sie Worte aus des Ritters Mund, die ihr noch mehr Schamesröte in die Wangen treiben. Nein, wie schrecklich! Sie will sich die Hände an die Ohren pressen. Seltsame heiße und kalte Wellen treiben durch ihren Körper. Die Frau stößt kurze, spitze Schreie aus. Nun ist es genug! Juliana nimmt all ihren Mut zusammen und tastet sich an der Wand entlang um den Heuhaufen herum. Dabei darf sie den Greifvögeln nicht zu nahe kommen, um sie nicht zu beunruhigen. Schritt für Schritt schieben sich ihre Füße voran. Sie kann nicht anders, als auf das Heu starren, das viel zu viel von zwei nicht mehr korrekt gekleideten Menschen enthüllt. Julianas Mund öffnet sich zu einem stummen Ausruf und bleibt so, ohne dass sie es merkt. Wie versteinert hält sie inne
und starrt auf die Rückseite des Ritters, der mit hochgeschobenem Rock und herabgelassener Bruech hinter der Frau kniet und seine Mitte in schnellem Rhythmus gegen ihre nackten Schenkel und Pobacken klatschen lässt. Ein paar Haarsträhnen haben sich aus der Haube der Frau gelöst und hängen ihr ins Gesicht. Ungeduldig streicht sie sie zurück. Sie wiegt sich und reckt den Hintern in die Höhe. Wie eine rollige Katze, denkt Juliana voller Abscheu. Und er? Wie kann er als Ritter so etwas tun? Ihr vor kaum einer Stunde noch den Hof machen und nun wie ein Hengst diese – Magd – in der Scheune bespringen! Wut überflutet nun ihre Scham.
Da macht der Ritter eine heftige Bewegung, als wolle er die Frau mit einem Schwert durchbohren, sie schreit auf, er erstarrt. Ein Zittern läuft durch seinen Körper. Er stöhnt und windet sich. Die Frau wirft den Kopf in den Nacken.
Plötzlich weiß Juliana, wer die Frau ist. Warum hat sie sie nicht gleich erkannt? Das Dämmerlicht verwischt die Farben, und dennoch hätte sie bereits ihre Stimme kennen müssen. Der erboste Aufschrei ist schon aus ihrer Kehle entwichen, noch ehe Juliana über die Folgen nachdenken kann.
»Birgitta!«
Die Kinderfrau stößt einen schrillen Schrei aus und versucht, auf die Füße zu kommen, verheddert sich aber in ihrem Rock und stürzt kopfüber ins Heu. Der Ritter zieht gemächlich seine Bruech hoch, bindet die Schnüre fest und lässt den Rock bis über die Knie herabgleiten, ehe er sich zu der Quelle der Störung umdreht.
»Sieh an, das Fräulein von Ehrenberg kommt, mich zu suchen, welch Freude! Dass Ihr meine Gesellschaft so schnell schmerzlich vermisst, hätte ich ja nicht zu hoffen gewagt, nachdem ihr mich mit diesen seltsamen Ausflüchten in der Halle zurückgelassen habt. Nun denn, ich freue mich. Warum starrt Ihr mich so an? Wollt Ihr auch ein paar der Wonnen genießen, die ich Eurer Magd zuteil werden ließ?
Juliana schnappt nach Luft. Sie findet keine Worte, die sie
auf diese unglaubliche Dreistigkeit erwidern könnte. Wie kann er es wagen, sie so zu beleidigen?
Die Kinderfrau rappelt sich auf und beginnt hastig, ihre Kleidung in Ordnung zu bringen. Langsam weicht sie zur Tür zurück. Endlich findet das Ritterfräulein seine Stimme wieder.
»Birgitta!«, schreit sie, »wie kannst du deine Ehre so in den Schmutz werfen! Ich bin entsetzt. Das wird Folgen für dich haben. Der Vater wird dich von der Burg peitschen, das kannst du mir glauben!«
Birgittas Gesichtsausdruck schwankt zwischen Trotz und Angst. Der Kochendorfer macht eine wegwerfende Handbewegung. »Nun schließt aber mal Euren Mund, bis Eure Meinung gefragt ist. Das Weib taugt etwas. Es ist Verschwendung, sie einen rotznäsigen Bengel hüten zu lassen. Solange sie mir so vortrefflich dient, kann sie gerne bei uns als Magd arbeiten.«
»Bei allen Heiligen«, stößt Juliana aus, der dieser Gedanke eben erst durch den Kopf schießt. »Wo ist Johannes? Was hast du mit ihm gemacht? Du solltest doch auf ihn aufpassen!«
Ein gehässiges Grinsen verzerrt das Gesicht der Kinderfrau. »Nein, das ist nicht wahr. Ihr hättet auf Euren Bruder aufpassen sollen, aber Ihr habt Euch davongeschlichen, um Euch zu amüsieren. Mir macht Ihr Vorhaltungen? Soll ich Euch fragen, was Ihr in dieser Scheune zu suchen habt? Sicher nichts, was Euer Vater erfahren darf!«
Juliana hebt die Hand, stürzt nach vorn und schlägt die Kinderfrau ins Gesicht. »Du widerliche Schlampe. Wage es nicht, so mit mir zu reden. Wo ist
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