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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sein Hotel lag, gab es mehrere. Einer pries sich als Spezialist für die Suche nach verschwundenen Familienangehörigen an. Ben hatte ihn per Telefon mit der Beschaffung einiger Informationen über einen österreichischen Staatsbürger beauftragt.
    Jetzt saß er in der Lobby seines Hotels und begann sich zu fragen, ob der Detektiv überhaupt auftauchen würde.

    Dann ließ sich plötzlich ein etwa vierzigjähriger, korpulenter Mann gegenüber von Ben in den Sessel plumpsen. »Mr. Simon, nehme ich an?« Er legte eine abgenutzte lederne Aktentasche auf das niedrige Tischchen, das zwischen ihm und Ben stand.
    »Erraten.«
    »Hans Hoffmann«, sagte der Mann. »Wie steht’s mit dem Honorar?«
    »Erfreut, Sie kennen zu lernen«, sagte Ben ironisch. Er nahm vier Einhundert-Dollar-Scheine aus seiner Brieftasche und schob sie über den Tisch.
    Hoffmann schaute das Geld ein paar Sekunden an.
    »Stimmt was nicht?«, fragte Ben. »Sind Ihnen Schillinge lieber? Tut mir Leid, aber ich hatte noch keine Zeit, auf die Bank zu gehen.«
    »Ich hatte unvorhergesehene Auslagen«, sagte der Detektiv.
    »Ach?«
    »Eine kleine Aufmerksamkeit für einen alten Kumpel beim Heeresnachrichtenamt.«
    »Im Klartext Bestechungsgeld«, sagte Ben.
    Hoffmann zuckte mit den Schultern.
    »Ich nehme an, dass Ihnen Ihr Kumpel keine Quittung gegeben hat.«
    Hoffmann seufzte. »So läuft das eben. An die von Ihnen gewünschte Information kommt man nur, wenn man diverse Quellen anzapft. Mein Freund musste sich seines Ausweises als Mitarbeiter des militärischen Nachrichtendienstes bedienen. Und das kostet eben zweihundert extra. Aber ich habe, was Sie wollten. Die Adresse und die Nummer - war übrigens eine Geheimnummer.«
    Ben legte die zwei Hunderter drauf - den Rest seines Bargelds.
    Der Detektiv steckte das Geld ein. »Ist mir egal, wofür Sie Nummer und Adresse von dieser Person brauchen. Aber ich könnte mir vorstellen, dass Sie da in eine ganz interessante Geschichte verwickelt sind.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ihr Mann ist eine sehr bedeutende Persönlichkeit in Wien.« Er winkte der Kellnerin und bestellte eine Melange und ein Stück Sachertorte.

    Dann zog er einen Laptop aus seiner Aktentasche, klappte ihn auf und schaltete ihn ein. »Der letzte Schrei auf dem Gebiet der Biometrie«, sagte er stolz. »Fingerspitzensensor. Mein Fingerabdruck ist mein Passwort. Ohne meinen Finger komme ich nicht in das Programm. Bei solchen Sachen kann den Deutschen keiner das Wasser reichen.«
    Der Detektiv tippte etwas ein, dann drehte er den Computer zu Ben. Auf dem Bildschirm standen Name, Adresse und Telefonnummer von Jürgen Lenz.
    »Kennen Sie den Mann?«, fragte Hoffmann, während er den Laptop wieder zu sich drehte. »Ist er ein Bekannter von Ihnen?«
    »Nicht direkt. Erzählen Sie mir was über ihn.«
    »Einer der reichsten Männer von Wien. Spendabler Philanthrop und Kunstmäzen. Die Stiftung seiner Familie baut Kliniken für die Bedürftigen. Sitzt im Verwaltungsausschuss der Wiener Philharmoniker.«
    Die Kellnerin stellte Kaffee und Kuchen auf den Tisch. Sie hatte sich noch nicht ganz umgedreht, da schob sich Hoffmann schon den ersten Bissen in den Mund.
    »Was für ein Doktor ist Lenz?«
    »Mediziner. Hat die Praxis aber schon vor Jahren aufgegeben.«
    »Wie alt?«
    »In den Fünfzigern, würde ich sagen.«
    »Die Medizin scheint in der Familie zu liegen.«
    Hoffmann lachte. »Sie denken an seinen Vater, Gerhard Lenz. Interessanter Fall. Sehen Sie, Österreich ist nicht gerade das fortschrittlichste Land auf dieser Welt. Meine Landsleute lassen sich nur ungern an solch unappetitlichen Dinge erinnern. Es gibt ein geflügeltes Wort in Österreich: >Wir haben es geschafft, aus Beethoven einen Österreicher und aus Hitler einen Deutschen zu machen.< Aber Jürgen Lenz gehört nicht zu dieser Sorte. Er ist einer von den Söhnen, die versuchen, etwas von der Schuld des Vaters abzutragen.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Sein Engagement ist wirklich außergewöhnlich. In gewissen Kreisen ist Jürgen Lenz sogar ausgesprochen unbeliebt, weil er kein Blatt vor den Mund nimmt. Er verurteilt sogar seinen eigenen Vater. Es ist allgemein bekannt, dass er für die Verbrechen
seines Vaters tiefe Scham empfindet.« Hoffmann schaute sehnsüchtig das Stück Torte an. »Anders als die meisten Kinder berühmter Nazis tut er was. Die Lenz-Stiftung ist Österreichs größter Förderer von Holocaust-Studien, historischen Forschungsprojekten oder Büchereien in Israel. Sie

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