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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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aus Tiroler Bauernhausstil und Frank Lloyd Wright.
    Das Überraschungsmoment ist wichtig, dachte Ben. Ich muss Lenz überrumpeln, wenn ich ihm gegenübertrete. Das war ein überlebenswichtiger Aspekt. Er wollte nicht, dass Peters Mörder erfuhren, dass er in Wien war. Und trotz der Saat des Zweifels, die immer noch in ihm keimte, war es doch wahrscheinlicher, dass Lenz zu denen gehörte.
    Natürlich konnte er auch nicht einfach an seiner Haustür klingeln und darauf hoffen, freundlich eingelassen zu werden. Er musste die Sache raffinierter angehen. Ben ging im Geiste eine Liste höchst prominenter und einflussreicher Persönlichkeiten durch, die er so gut kannte, dass sie für ihn bürgen, ja sogar lügen würden.
    Ihm fiel der Präsident einer der größten gemeinnützigen Einrichtungen Amerikas ein, der Ben mehrere Male besucht und um Spenden gebeten hatte. Jedes Mal hatten sich die Hartman-Familie und die Firma großzügig gezeigt.
    Zeit, Dankbarkeit einzufordern, dachte Ben.
    Der Mann hieß Winston Rockwell und war ernstlich an Hepatitis erkrankt. Soweit Ben wusste, lag er im Krankenhaus und war für niemanden zu erreichen. Dumm für Rockwell, passend für Ben.
    Er rief im Hause Lenz an und erwischte Jürgen Lenz’ Frau. Er stellte sich als Mr. Robert Simon vor und sagte ihr, dass er ein Freund von Winston Rockwell sei und sich für die Lenz-Stiftung interessiere. Was in einschlägigen Kreisen hieß: Ich habe Geld zu spenden. Selbst reiche Stiftungen lehnen Zuwendungen nie ab.
    Frau Lenz sagte ihm, dass sie ihren Mann gegen fünf Uhr zurückerwarte und ob er nicht direkt bei ihnen vorbeischauen wolle. Ihr Mann wäre sicher hocherfreut, einen Freund von Winston Rockwell kennen zu lernen.

    Die Frau, die ihm öffnete, war eine elegante zierliche Dame Anfang fünfzig, die ein graues Strickkleid trug sowie eine enge Perlenkette und dazu passende Ohrringe.
    »Treten Sie doch näher, Mr. Simon«, sagte sie. »Ich bin Ilse Lenz. Ich freue mich, Sie kennen zu lernen.«

    »Ganz meinerseits«, sagte Ben. »Ich muss mich nochmals bei Ihnen bedanken, dass Sie mich so kurzfristig empfangen konnten.«
    »Aber ich bitte Sie. Freunde von Winston sind uns jederzeit willkommen. Darf ich fragen, woher Sie kommen, Mr. Simon?«
    »Aus Los Angeles.«
    »Wir waren mal da, vor ein paar Jahren, auf so einem schrecklichen Technologiesymposium. Jürgen müsste jeden Moment hier sein. Ah, da ist er ja schon.«
    Ein gertenschlanker, durchtrainierter Mann kam mit federnden Schritten die Treppe herunter. »Einen wunderschönen guten Tag!«, rief er schon von der letzten Stufe aus. Jürgen Lenz trug einen blauen Blazer, eine Ripskrawatte und graue Flanellhosen. Er sah aus wie der Präsident von Yale oder Harvard. Auf seinem glatten, gesunden Gesicht lag ein strahlendes Lächeln.
    Ben war verblüfft, das hatte er nicht erwartet. Liesls Revolver, der in einem Halfter unter seiner linken Schulter steckte, fühlte sich plötzlich klobig an. Er war geladen, Ben hatte vorher in einem Waffengeschäft auf der Kärntner Straße Patronen gekauft.
    Lenz schüttelte Ben kräftig die Hand. »Freunde von Winston Rockwell sind auch meine Freunde.« Dann wurde seine Stimme sanfter. »Wie geht’s denn unserem Freund im Moment?«
    »Nicht so gut«, sagte Ben. »Er liegt schon seit Wochen im George Washington University Medical Center. Die Ärzte sagen, dass er noch mindestens zwei Wochen bleiben muss.«
    »Tut mir Leid, das zu hören. Er ist ein so prächtiger Mensch«, sagte Lenz und legte den Arm um die schlanke Taille seiner Frau. »Wie wär’s mit einem Drink? Wie heißt’s doch so schön bei Ihnen: Irgendwo auf der Welt ist es sicher schon sechs.«

    Trevor hielt gegenüber von Lenz’ Haus. Er stellte den Motor des gestohlenen Peugeot ab und lehnte sich zurück. Wenn sein Mann das Haus verließ, würde er aussteigen, die Straße überqueren und so weit wie möglich auf ihn zugehen. Er hatte nicht vor, sein Ziel zu verfehlen.

23. KAPITEL
    Wien

    Langsam wurde es eng.
    Anna erkannte, dass sie für Anfragen und Dienstwege keine Zeit mehr hatte.
    Hartman hatte gerade eine Rechnung in einem Hotel im ersten Gemeindebezirk von Wien bezahlt. Keine große Rechnung, nur zweihundert Schilling. Hieß das, dass er in der Bar nur ein Bier oder einen Kaffee getrunken oder im Restaurant nur etwas gegessen hatte? Wenn ja, dann war er längst wieder weg. War er aber dort abgestiegen, dann hatte sie ihn.
    Sie hätte natürlich den offiziellen Weg über das FBI-Büro in

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