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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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unterstützt alles, was Verbrechen aus Fremdenhass, Rassismus und Ähnliches bekämpft.« Er wandte sich dem Rest seiner Torte zu und schlang ihn hinunter, als hätte er seit Tagen nichts mehr gegessen.
    Lenz’ Sohn ein prominenter Nazigegner? Vielleicht bestanden da mehr Gemeinsamkeiten, als er geglaubt hatte. »Okay«, sagte Ben und signalisierte der Kellnerin mit der weltweit verbreiteten Kritzelbewegung, dass er die Rechnung wollte. »Ich danke Ihnen.«
    »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«, fragte der Detektiv und schnippte einige Krümel vom Revers seines Jacketts.

    Trevor Griffiths verließ das Hotel Imperial, das ein paar Straßen von der Oper entfernt am Kärntner Ring lag. Das Imperial, dachte Trevor, war nicht nur das beste Hotel Wiens, es war auch berühmt dafür, dass es während des Krieges das Hauptquartier der Nazis gewesen war. Von hier aus hatten sie die Stadt regiert. Trevor mochte das Hotel trotzdem.
    Er spazierte durch die Mariahilfer Straße, dann in die Neubaugasse und stand nach ein paar Minuten vor der kleinen Bar. Auf dem grellroten Neonschild über der Tür der Schriftzug BROAD-WAY BAR. Er setzte sich in eine hintere Nische des nur schwach beleuchteten Kellerraums und wartete. In seinem maßgeschneiderten Zweireiher aus grauem Kammgarn wirkte er deplatziert. Er sah aus wie ein Topmanager oder ein erfolgreicher Anwalt.
    Kalter Zigarettenrauch verpestete die Luft. Trevor hasste es, wenn hinterher Haare und Kleidung danach stanken. Er schaute auf seine Armbanduhr, eine Audemars Piquet, das Beste vom Besten. Neben teuren Anzügen und gutem, hartem Sex gehörten exklusive Uhren zu den wenigen Dingen, die er sich gönnte. Was sonst gab es schon, wenn man sich aus Essen, Kunst oder Musik nichts machte?

    Er war verärgert. Der österreichische Kontaktmann war zu spät dran. Trevor konnte Unpünktlichkeit nicht ausstehen.
    Nach einer halben Stunde tauchte der Österreicher auf. Ein grobschlächtiger primitiver Klotz namens Otto. Otto rutschte in die Sitzbank und stellte eine speckige Tasche aus rotem Filzstoff auf den Tisch.
    »Sie sind Engländer, oder?«
    Trevor nickte und zog den Reißverschluss der Tasche auf. Zum Vorschein kamen eine Neun-Millimeter-Makarov-Pistole mit Schalldämpfergewinde und der lange, perforierte Schalldämpfer. »Munition?«, fragte Trevor.
    »Alles da drin«, sagte Otto. »Kaliber neun mal achtzehn. Jede Menge.«
    Die Makarov war eine gute Wahl. Anders als die Neun-Millimeter-Parabellum war sie für Subsonic-Munition geeignet. »Wo ist die her?«, fragte Trevor. »Ungarn? China?«
    »Russisches Fabrikat. Gute Qualität.«
    »Wie viel?«
    »Dreitausend Schilling.«
    Trevor verzog das Gesicht. Er hatte nichts gegen teure Ware, aber er hatte was gegen Straßenräuber. Er sprach jetzt deutsch weiter, damit Otto auch alles verstand. »Der Markt ist überschwemmt mit Makarovs.«
    Otto schien auf einmal hellwach.
    »Die Dinger gibt’s wie Sand am Meer«, sagte Trevor. »Die kannst du an jeder Ecke kaufen. Ich geb dir tausend. Sei froh, dass du überhaupt so viel kriegst.«
    Ottos Gesichtsausdruck verriet Respekt. »Sind Sie Deutscher?«, fragte er. Wenn Ottos Ohr geübter gewesen wäre, hätte er Trevors Deutsch problemlos in die Gegend um Dresden einordnen können.
    Trevor hatte schon ziemlich lange kein Deutsch mehr gesprochen. Er hatte keine Gelegenheit gehabt. Aber es war sofort wieder da gewesen.
    Schließlich war es seine Muttersprache.

    Zürich

    Zum Abendessen ging Anna in ein Mövenpick, das nur ein paar Straßen von ihrem Hotel entfernt lag. Da sie auf nichts Lust hatte, was die Karte an Schweizer Küche bot, bestellte sie sich nur etwas zu trinken. Normalerweise fand sie es deprimierend, in einer fremden Stadt allein zu Abend zu essen. Doch heute wurde sie von ihren Gedanken so in Anspruch genommen, dass sie gar keine Zeit hatte, sich einsam zu fühlen. Sie saß am Fenster und blickte die Tischreihe entlang, an der nur einzelne Gäste saßen. Fast alle hatten eine Zeitung oder ein Buch vor sich.
    Im amerikanischen Konsulat hatte sie über eine abhörsichere Faxleitung alles Hartman betreffende Material - inklusive der Kreditkartenkopien - an die ICU geschickt und darum gebeten, Direktleitungen zu den Kreditkartengesellschaften zu schalten, damit sie, wenn er eine der Karten benutzte, sofort informiert werden konnten.
    Außerdem hatte Anna angewiesen, ihr jede greifbare Information über Hartman umgehend mitzuteilen. Keine Stunde später hatte man sie auf

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