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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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eben abtreten, okay? Diese Kerle waren ziemlich alt.«
    »Und im Paris des 19. Jahrhunderts war es ziemlich alltäglich, wenn man von einem Pferdefuhrwerk niedergetrampelt wurde«, sagte Bartlett.
    Anna runzelte die Stirn. »Wie bitte?«
    Bartlett lehnte sich zurück. »Haben Sie je von einem Franzosen namens Claude Rochat gehört? Nein? Über den Mann denke ich ziemlich viel nach. Ein tumber, fantasieloser, schwerfälliger und verbissener Kerl, der in den 1860ern und 1870ern als Buchhalter in Frankreichs Geheimdienst Directoire beschäftigt war. Dieser Mann erfuhr 1867, dass zwei kleine Büroangestellte des Directoire, die sich offenbar nicht kannten, innerhalb von zwei Wochen umgekommen waren. Der eine war das Opfer eines Straßenräubers geworden, den anderen hatte eine Postkutsche überrollt. So was passierte alle Tage, nichts Besonderes. Und doch wurde er stutzig. Und das umso mehr, als er in Erfahrung brachte, dass beide zur Zeit ihres Todes wertvolle Taschenuhren bei sich getragen hatten. Und zwar identische mit einer Cloisonné-Landschaft im Deckel. Ein kleine Merkwürdigkeit, die aber seine Aufmerksamkeit so fesselte, dass er sehr zum Ärger seiner Vorgesetzten vier Jahre daran setzte, um diesen Umstand aufzuklären. Und tatsächlich entlarvte er einen Spionagering von außergewöhnlicher Finesse: Das Directoire war von seinem preußischen Widerpart infiltriert und manipuliert worden.« Er bemerkte ihren schnellen Blick und lächelte. »Richtig, das sind die Uhren in der Vitrine. Exzellente Handwerkskunst, schon vor Jahrzehnten bei einer Auktion ersteigert. Ich habe sie gern in meiner Nähe. Damit ich die Geschichte nie vergesse.«
    Bartlett schloss die Augen und schien kurz abwesend zu sein.
»Als Rochat seine Ermittlungen abgeschlossen hatte, war es natürlich schon zu spät«, fuhr er fort. »Bismarcks Agenten hatten Frankreich mit einer Mixtur aus gerissenen Fehlinformationen bereits in die Kriegserklärung getrieben. Die Losung à Berlin hatte katastrophale Folgen für Frankreich. Die militärische Vorherrschaft, die Frankreich seit der Schlacht von Rocroi 1643 ausgeübt hatte, wurde binnen weniger Monate völlig zerstört. Stellen Sie sich das vor. Die vom Kaiser geführte französische Armee wurde auf geniale Weise bei Sedan in einen Hinterhalt gelockt. Selbstredend war das das Ende für Napoleon III. Das Land verlor Elsass-Lothringen, musste horrende Reparationszahlungen leisten und sich einer zweijährigen Besatzungszeit unterwerfen. Ein gewaltiger Schlag - einer, der den Lauf der europäischen Geschichte unwiderrufbar veränderte. Und ein paar Jahre vorher hatte Claude Rochat an einem kleinen Faden gezupft, ohne zu wissen, wohin ihn das führen, ob es ihn überhaupt irgendwohin führen würde. Zwei kleine Angestellte mit identischen Uhren, das war alles, was er gehabt hatte.« Bartlett produzierte ein halb grunzendes, halb lachendes Geräusch. »Meistens ist das, was trivial aussieht, tatsächlich trivial. Meistens. Es ist mein Job, mich um solche winzigen Fäden zu kümmern, um die langweiligen kleinen Unstimmigkeiten, um die kleinen Muster, die möglicherweise auf größere Muster verweisen. Das Wichtigste an meiner Arbeit ist zugleich das Unscheinbarste, was man sich nur vorstellen kann.« Er hob eine Augenbraue. »Ich halte Ausschau nach identischen Taschenuhren.«
    Anna schwieg. Das Gespenst wurde seinem Ruf vollkommen gerecht: Er war ein unverbesserlicher Geheimniskrämer. »Ich weiß die Lektion in Geschichte zu schätzen«, sagte sie langsam. »Aber meine Zuständigkeit hat sich bislang immer auf das Hier und Jetzt erstreckt. Wenn Sie wirklich der Meinung sind, dass diesen alten Akten irgendeine Bedeutung zukommt, warum soll sich die CIA nicht selbst darum kümmern?«
    Bartlett zog ein sauberes Seideneinstecktuch aus der Brusttasche seines Jacketts und fing an, seine Brillengläser zu putzen. »Die Situation ist etwas schwierig«, sagte er. »Die ICU befasst sich in der Regel nur mit Fällen, bei denen konkrete Hinweise auf interne Verstrickungen vorliegen, die dann möglicherweise zu
einer gründlichen Untersuchung führen. Das sollte als Erklärung reichen.« Ein Hauch von Herablassung lag in seiner Stimme.
    »Das reicht ganz und gar nicht«, sagte Anna scharf. Zwar war das nicht der Ton, den man gegenüber dem Leiter einer so einflussreichen Abteilung wie der ICU anschlug, aber Unterwürfigkeit gehörte nicht zu Annas Charaktereigenschaften, und Bartlett sollte ruhig von vornherein

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