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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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fantastisch aus. Einmal trafen sich ihre Blicke. Anna entschärfte die Situation mit einem linkischen Grinsen.
    »Tut mir Leid, aber ich muss mich noch an Ihr martialischgermanisches Aussehen gewöhnen«, sagte sie.
    Wenig später zog sie ihr Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. David Denneens Stimme hatte den blechernen, künstlich klaren Klang eines abhörsicheren Telefons. »Anna!«, sagte er. »Alles in Ordnung?«
    »Alles klar. David, hör zu! Ich brauche unbedingt deine Hilfe. Außer dir kann ich niemandem mehr trauen.«
    »Schieß los.«
    »Ich brauche alles, was du über einen Josef Strasser auftreiben kannst. Das war der Mentor von Josef Mengele.«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte Denneen zögernd. Er schien etwas verwirrt zu sein. »Wo soll ich das Material hinschicken?«
    »BA.«
    Denneen kannte das Kürzel für Buenos Aires. »Aber wohl kaum an die dortige Botschaft, oder?«
    »Postlagernd an American Express«, sagte Anna und nannte ihm einen Namen.
    »Gute Idee. Besser, man fällt nicht auf da unten.«
    »Kannst du laut sagen. Und was köchelt an der Heimatfront?«
    »Einiges. Großartiges Land mit großartigen Menschen. Allerdings haben manche ein ziemlich langes Gedächtnis. Ich mache mich dann gleich an die Arbeit. Gib gut auf dich Acht, Anna.« Denneen legte auf.

    Das Hauptbüro der Grenzpolizei am Flughafen von Lille-Lesquin war ein trister fensterloser Raum, dessen niedrige Decke man mit Schallschutzplatten getäfelt hatte. An einer Wand war ein groϐer weißer Bildschirm montiert, an einer anderen hingen unter einer weißen Tafel mit der schwarzen Aufschrift Défense de Fumer Farbfotos von international gesuchten Verbrechern. Neun Beamte der Zoll- und Einwanderungsbehörde saßen auf beigen Metall- und Plastikklappstühlen und lauschten ihrem Vorgesetzten, dem Sicherheitschef Bruno Pagnol, der neue Direktiven für den Nachmittag ausgab. Marc Sully, einer der Beamten, versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr er sich langweilte. Der Job ödete ihn an, aber er war auf ihn angewiesen.
    Pagnol erinnerte seine Männer an die sieben jungen Türkinnen, die sie erst letzte Woche geschnappt hatten. Sie waren aus Berlin gekommen und hatten die illegale Fracht in ihren Mägen transportiert: Kondome prallvoll mit China White. Zwar hatte bei dem Fang auch das Glück seine Hand im Spiel gehabt, aber das Hauptverdienst gebühre Jean-Daniel Roux, dessen Aufmerksamkeit ausschlaggebend gewesen sei. Roux wollte sich die Genugtuung über das Lob nicht anmerken lassen und reagierte nur mit einem knappen Nicken. Roux war aufgefallen, dass eine der Frauen offensichtlich etwas benebelt war. Wie sich später herausstellte, hatte eines der Kondome geleckt, und die Frau wäre fast an einer Überdosis gestorben. Im Krankenhaus waren fünfzehn doppelt in Latex eingewickelte Bällchen zum Vorschein gekommen. Jedes war mit einem Stück Angelschnur zugebunden worden und enthielt mehrere Gramm reinsten Heroins.
    »Wie hat man die Kondome aus ihr rausbekommen?«, fragte einer der Beamten.
    Marc Sully, der in der letzten Reihe saß, ließ hörbar einen fahren und sagte: »Analextraktion.«
    Die anderen lachten.
    Der rotgesichtige Pagnol runzelte die Stirn. Für ihn war das kein Spaß. »Die Frau ist fast gestorben. Die war völlig verzweifelt, wie die anderen auch. Was glauben Sie, wie viel man ihr für den Job bezahlt hat? Tausend Francs. Und für die paar lumpigen Kröten wäre sie fast draufgegangen. Und jetzt wandert sie wahrscheinlich für ziemlich lange in den Knast. Diese Frauen sind wie
wandelnde Koffer. Verstecken die Drogen in ihrer eigenen Scheiϐe. Es ist unser Job, das Zeug an der Grenze abzufangen. Oder wollen Sie, dass Ihre eigenen Kinder daran verrecken? Oder dass dadurch irgendein fettärschiges Schlitzauge stinkreich wird? Die glauben, dass sie mit ihrem Dreck einfach so in unser Land spazieren können. Zeigen wir diesen Schweinen, dass das bei uns nicht läuft.«
    Marc Sully war jetzt vier Jahre bei der police aux frontières und hatte schon Hunderte solcher Reden über sich ergehen lassen. Jedes Jahr wurde Pagnols Gesicht etwas feister, wurde ihm der Kragen etwas enger. Nicht dass er selbst als Vorbild dienen könnte. Er hatte ebenfalls immer ein bisschen zu viel auf den Rippen. Was ihn allerdings nicht weiter kümmerte. Außerdem biss er sich immer die Nägel bis aufs Fleisch ab, und auch das war ihm inzwischen egal. Der Boss hatte ihm mal vorgeworfen, dass er ziemlich

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