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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Rätsel, wie das funktionieren soll«, sagte Ben.
    »Wie Oscar gesagt hat. Sie kontrollieren erst, ob du in ihr Raster passt, bevor sie dich überhaupt richtig anschauen. Das nennt man Profiling. Wenn du nicht in das Raster passt, das sie von ihrem Verdächtigen haben, dann hast du es schon geschafft.« Anna probierte vor dem Spiegel vorsichtig den neuen Lippenstift aus. Sie wischte sich mehrmals die Lippen ab, bevor sie mit dem Ergebnis zufrieden war.
    Währenddessen massierte sich Ben im Bad sirupartiges schäumendes Haarfärbemittel ins Haar. Es roch nach Teer und Ammoniak. Laut Gebrauchsanweisung musste er es zwanzig Minuten einwirken lassen, bevor er den Kopf unter die Dusche stecken konnte. Die Gebrauchsanweisung warnte ausdrücklich davor, das Mittel auf die Augenbrauen aufzutragen, weil die starken Chemikalien zur Erblindung führen könnten. Ben nahm das Risiko in Kauf. Mit einem Baumwolltupfer trug er die zähflüssige Farbe auf, wobei er das jeweilige Auge mit Klopapier bedeckte.
    Die zwanzig Minuten kamen ihm vor wie zwei Stunden. Schließlich stieg er unter die Dusche, öffnete die Augen aber erst, als er ganz sicher war, dass auch der letzte Rest Peroxid im Abfluss gelandet war.
    Er trat vor den Spiegel und begutachtete seinen - wie er fand - ganz akzeptablen Blondschopf.
    »Darf ich vorstellen - Mister David Paine«, sagte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Zu lang.« Sie hielt ihm den elektrischen Haarschneider unter die Nase. »Genau dafür hab ich das Ding hier gekauft.«
    Zehn Minuten später waren seine Locken Geschichte, und sein Kopf passte zu der Uniform, die ihm Oscar Peyaud besorgt hatte. Mit dem blonden Bürstenhaarschnitt, den passenden Abzeichen und Schulterstücken sowie den speziellen Streifen für Überseesoldaten an der grünen Uniformjacke sah er aus wie ein Offizier der US-Army. Das war zwar keine unauffällige Art zu reisen, aber manchmal sorgte die richtige Art von Auffälligkeit für die nötige Ablenkung, die einem das Leben retten konnte.
    »Also los, wir haben keine Zeit zu verlieren«, sagte Anna. »Je
schneller wir aus dem Land kommen, desto besser. Die Zeit ist auf ihrer Seite, nicht auf unserer.«
    Sie rafften ihre Sachen zusammen, verließen das Zimmer und gingen auf den Parkplatz.
    Annas Kleidersack und Oscars weiße Plastiktüte warfen sie auf den Rücksitz. In der Tüte befanden sich die leere Haarfärbemittelflasche und der restliche Kosmetikabfall. Sie hatten nichts im Zimmer zurückgelassen, jede Kleinigkeit konnte sie verraten.
    »Das ist unsere allerletzte Chance«, sagte Anna, während sie auf der Autobahn weiter Richtung Norden fuhren. »Strasser war einer der Gründer von Sigma. Wir müssen ihn finden.«
    »Falls er überhaupt noch lebt.«
    »Haben Sie irgendwelche Hinweise in Sonnenfelds Akte gefunden?«
    »Nein«, sagte Ben. »Sonnenfeld glaubt, dass Strasser schon vor Jahren gestorben sein könnte.«
    »Vielleicht aber auch nicht.«
    »Sie sind ein unverbesserlicher Optimist. Was ist, wenn die Polizei in Buenos Aires uns gleich aus dem Verkehr zieht?«
    »Ach was, wenn da Nazis schon seit Jahrzehnten frei rumlaufen, dann werden die sich gerade um uns kümmern. Die örtliche Polizei macht mir die geringsten Sorgen.«
    »Was ist mit Interpol?«
    »Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Die könnten uns helfen, Strasser zu finden.«
    »Sind Sie wahnsinnig? Die haben sicher Ihren Namen auf der Fahndungsliste.«
    »Wenn Sie wüssten, wie schlampig die Interpol-Leute in Buenos Aires arbeiten. Kein Mensch kontrolliert da Ausweise. Man nennt seinen Namen, und damit hat sich’s. Nicht gerade die professionellste Niederlassung. Haben Sie eine bessere Idee?«
    »Sonnenfeld hat gemeint, dass vielleicht Gerhard Lenz’ Witwe noch lebt«, erwiderte Ben nachdenklich. »Könnte Sie uns nicht weiterhelfen?«
    »Möglich ist alles.«
    »Apropos«, sagte Ben »glauben Sie wirklich, dass wir unbemerkt aus Frankreich rauskommen?«
    »Sicher. Natürlich gibt’s keine Transatlantikflüge von dem
Flughafen. Dafür ist er zu klein. Aber Flüge in die Hauptstädte Europas müsste man eigentlich buchen können. Die suchen nach einem Paar, also fliegen wir besser getrennt.«
    »Einverstanden«, sagte er. »Dann fliege ich über Madrid. Und Sie über Amsterdam?«
    Anna nickte. Sie schwiegen wieder, doch zum ersten Mal herrschte nicht die übliche Spannung zwischen ihnen. Ab und und zu warf Ben ihr einen verstohlenen Blick zu. Trotz allem, was sie heute durchgemacht hatten, sah sie

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