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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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›verschlampt‹ aussehe. Als Marc ihn gefragt hatte, was er damit meine, hatte er nur mit den Schultern gezuckt. Auf jeden Fall würde man mit ihm sicher keine Werbekampagne starten.
    Marc wusste, dass er bei einigen seiner jüngeren Kollegen nicht gerade beliebt war. Und zwar bei denen, die jeden Tag badeten, weil sie nicht wie menschliche Wesen, sondern wie zweibeinige Deoroller riechen wollten. Sie stolzierten mit ihren frisch schampoonierten Haaren grinsend zwischen den hübscheren der weiblichen Passagiere herum und glaubten, sie könnten einen Aufriss machen. Marc hielt sie allesamt für Idioten. Der Job war eine Sackgasse. Wenn sich die Frauen nackt ausziehen mussten, konnte man vielleicht mal dran schnuppern, vor allem wenn man auf Dritte-Welt-Pussis stand, aber fürs heimische Bettchen gab es da nie was abzuschleppen.
    »Und jetzt noch zwei Anweisungen frisch von der DCPAF.« Die Direction Centrale de la Police aux frontières war die übergeordnete nationale Behörde, von der sie ihre Weisungen erhielten. Pagnol drückte ein paar Knöpfe und projizierte direkt von seinem Computer aus zwei Fotos auf den Bildschirm an der Wand. »Höchste Priorität. Amerikanerin mexikanischer Abstammung. Profi. Wenn Sie ihr über den Weg laufen, seien Sie äußerst vorsichtig. Genau so, als wenn Ihnen einen Skorpion übers Gesicht laufen würde. Okay?«

    Zustimmendes Gemurmel.
    Sully betrachtete das Foto. Der würde er gern mal sein Baguette zeigen.
    »Und dann das andere Früchtchen«, sagte Pagnol. »Männlich, weiß, etwa Mitte dreißig. Gelocktes braunes Haar. Grüne oder braune Augen. Größe etwa einsfünfundsiebzig. Möglicherweise Serienmörder. Wahrscheinlich auch Amerikaner. Sehr gefährlich. Will wahrscheinlich das Land verlassen. Sie bekommen zwar später noch Steckbriefe, aber schauen Sie sich die beiden schon mal genau an. Wenn sich herausstellen sollte, dass die hier in Lille-Lesquin durchs Netz geschlüpft sind, dann könnte das nicht nur mich den Job kosten. Alles klar?«
    Sully und alle anderen nickten. Es stank Sully gewaltig, dass dieser Affenschwanz von Roux immer noch von seinem Dusel mit der Gastarbeiterschlampe profitierte. Aber wer weiß? Vielleicht war ja heute Sullys Tag. Er sah sich noch mal die beiden Fotos an.

    Ben ließ Anna an einer Haltestelle für den Flughafenbus aussteigen und stellte dann den blauen Renault auf dem Langzeitparkplatz des Aéroport Lille-Lesquin ab. Sie würden die Abflughalle getrennt betreten und verschiedene Flüge nehmen.
    Ausgemacht war, dass sie sich in etwa zwölf Stunden in Buenos Aires treffen würden.
    Wenn nichts dazwischenkam.
    Als Anna den amerikanischen Offizier mit dem blonden Kurzhaarschnitt in die Halle gehen sah, war sie davon überzeugt, dass er es schaffen würde. Im Hinblick auf sich selbst fühlte sie sich trotz der starken Worte, mit denen sie Ben Mut gemacht hatte, keineswegs so sicher. Ihr Haar war weder anders frisiert noch gefärbt. Sie trug es glatt nach hinten gekämmt, und sie hatte ihre Garderobe und ihr Make-up verändert. Was ihre Tarnung wirklich ausmachte, war also nur eine Kleinigkeit. Die Angst schlug ihr auf den Magen, und da sie wusste, dass nichts sie schneller verraten würde, als wenn man ihr diese Angst anmerkte, wurde die Angst noch größer. Sie musste sich auf etwas konzentrieren.
Ihre normalerweise übertriebene Zuvorkommenheit gegenüber ihren Mitmenschen könnte ihr jetzt ganz entschieden schaden. Bevor sie den Flughafen betrat, musste sie jede Spur von Angst und Nervosität vertreiben. Sie stellte sich vor, wie sie über eine Bermudagraswiese voller Löwenzahn spazierte. Sie stellte sich vor, wie ein treuer und starker Mann ihre Hand hielt. Dieser Mann hätte irgendwer sein können, schließlich war es ja nur eine mentale Übung - aber der Mann, den sie vor sich sah, war Ben.

    Von seinem Posten aus nahm Sully jeden Passagier, der die Abflughalle betrat, genau unter die Lupe. Er achtete auf Passagiere, die nervös waren oder fahrige Bewegungen machten; auf Passagiere mit zu wenigen oder zu vielen Gepäckstücken; auf Passagiere, auf die die Beschreibung der DCPAF zutraf.
    Der dritte Mann in der Schlange erregte seine Aufmerksamkeit. Er hatte ungefähr die Größe, hatte braunes gelocktes Haar und klimperte nervös mit dem Kleingeld in seiner Hosentasche. Nach seinem Anzug zu urteilen, war er Amerikaner. Vielleicht hatte er ja allen Grund zur Nervosität.
    Er wartete, bis der Mann dem Sicherheitsoffizier der Fluglinie

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