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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Beifahrersitz, und Ben klemmte sich hinter das Lenkrad. Die Zündung zu manipulieren, dauerte etwas länger, aber schließlich sprang der Motor an.
    Zehn Minuten später fuhren sie auf der A1 in Richtung Flughafen Lille-Lesquins im Departement Nord-Pas-de-Calais. Ben hielt sich genau an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Eine mehrstündige Fahrt in einem gestohlenen Wagen war natürlich ein Risiko. Aber ein kalkulierbares: Da Autodiebstahl in La Courneuve keine Seltenheit war, würde sich der Elan der Polizei in Grenzen halten. Möglicherweise wären sie hinter den üblichen Verdächtigen im Viertel her, aber die für die großen Überlandstraßen zuständige Police Nationale würde wahrscheinlich nie davon erfahren.
    Während der ersten halben Stunde sagte keiner ein Wort. Beide hingen ihren Gedanken nach.
    Schließlich brach Anna das Schweigen. »Ich will einfach nicht glauben, dass das alles stimmt, was Chardin uns da aufgetischt
hat. Jemand erzählt dir, dass praktisch alles falsch ist, was du über jüngere Geschichte weißt. Das kann doch einfach nicht wahr sein, oder?« Sie starrte geradeaus auf die Straße. Annas Stimme klang so, wie Ben sich fühlte: müde und ausgepumpt.
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte Ben. »Seit der Geschichte am Bahnhofplatz in Zürich begreife ich gar nichts mehr.« Ben stemmte sich gegen das Gefühl der Leere. Das Hoch nach der geglückten Flucht aus Chardins Wohnung hatte sich längst wieder verflüchtigt.
    »Vor ein paar Tagen hatte ich es noch mit einer stinknormalen Morduntersuchung zu tun. Und jetzt puzzle ich an der Frage rum, ob man die Geschichte der Welt umschreiben muss. Unglaublich.«
    »Apropos Morduntersuchung«, sagte Ben, den plötzlich eine dunkle Ahnung befiel. »Sie haben gesagt, dass Ihr Job mit dem Fall Mailhot angefangen hat. Der Kerl hat für Charles Highsmith gearbeitet, einer der Gründer von Sigma. Der nächste war Marcel Prosperi, der selbst zu den Gründungsvätern gehörte. Das Gleiche gilt für Rossignol.«
    »Drei Punkte definieren eine Ebene«, sagte Anna. »Geometrie, Highschool.«
    Plötzlich machte es >klick< bei Ben. »Als Sie losgeflogen sind, um mit Rossignol zu sprechen, da hat er noch gelebt. Aber als Sie dann in seinem Haus waren, da war er schon tot, richtig?«
    »Ja, stimmt, aber...«
    »Wer hat Sie mit dieser Aufgabe betraut?«
    Sie zögerte. »Alan Bartlett.«
    »Und als Sie Rossignol in Zürich aufgespürt hatten, haben Sie ihm Bericht erstattet, richtig?«
    »Sofort«, sagte Anna.
    Ben bekam einen trockenen Mund. »Natürlich haben Sie ihm Bericht erstattet. Das war ja auch der Grund, warum er Sie nach Zürich geschickt hat.«
    »Was reden Sie da überhaupt?« Sie schaute ihn neugierig an.
    »Kapieren Sie nicht, Anna? Sie waren sein Werkzeug. Er hat Sie benutzt.«
    »Aber wie?«
    Vor Bens geistigem Auge lief der Film der Ereignisse ab. »Das
ist doch ganz simpel, verdammt. Alan Bartlett hat Sie abgerichtet wie einen Bluthund. Er hat Ihnen erst was zum Schnuppern unter die Nase gehalten. Da er Ihre Arbeitsweise kannte, wusste er genau, wonach Sie als Nächstes verlangen würden.«
    »Nach der Liste«, sagte Anna mit tonloser Stimme. »Dieser Hurensohn. Er hat Theater gespielt. Er hat sich geziert und genau gewusst, dass das meine Entschlossenheit nur steigern würde. Und der getürkte Mordversuch in Halifax, mit dem Auto. Er hat darauf spekuliert, dass mich das erst recht heiß machen würde.«
    »Sie haben also eine Liste mit Namen von Personen, die alle mit Sigma in Verbindung stehen. Aber nicht irgendwelche Personen, sondern nur solche, die sich versteckt halten. Solche, die Sigma sucht, aber nicht aufspüren kann - zumindest nicht, ohne die Gesuchten aufzuschrecken. Sigma hat es also nicht geschafft, an diese Personen heranzukommen. Andernfalls wären sie auch schon tot.«
    »Weil alle auf der Liste zu den angeli rebelli gehörten«, sagte Anna. »Zu den Abweichlern, denen man das Vertrauen entzogen hat.«
    »Chardin hat uns erzählt, dass Sigma momentan eine heikle Übergangsphase durchmacht. Eine Phase, in der die Organisation extrem verwundbar ist und deshalb ihre Gegner unter allen Umständen ausschalten muss. Sie konnten Rossignol nur deshalb auf die Spur kommen, Anna, weil Sie mit offenen Karten gespielt haben. Weil Sie ihn wirklich retten wollten und weil Ihre Absichten bis ins kleinste Detail nachprüfbar waren. Nur dass Sie und Ihre Vorgehensweise praktisch vorprogrammiert waren.«
    »Um für Sigma die angeli rebelli

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