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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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engagiert, dass er überall auf der Welt eine Vielzahl von Dienstleistungen abwickelte, deren Sinn ihm völlig schleierhaft blieb. Er hatte seinen Chef noch nie getroffen und kannte auch seinen Namen nicht. Er wusste nur, dass der geheimnisumwitterte Kopf der Firma
ein Geschäftspartner des Besitzers dieses Bürogebäudes war, der wiederum den elften Stock mit Freuden an ihn vermietet hatte.
    Der Mann kam sich vor, als schaue er beim Abbau einer Bühne zu. »Hey!«, rief er einem der Arbeiter zu. »Vergesst nicht die Hinweistafel unten in der Lobby. Das US-Wappen nehme ich selber mit. Kann man vielleicht noch mal brauchen.«

    New York

    Den früheren Außenminister Dr. Walter Reisinger erreichte der Anruf im Fond seiner Limousine, während diese durch die morgendliche Rushhour auf Manhattans East Side kroch.
    Dr. Reisinger hasste das Telefon, was insofern unangenehm war, da er praktisch pausenlos telefonierte. Seine international tätige Beraterfirma - Reisinger Associates - hielt ihn mehr auf Trab als früher das Außenministerium.
    Insgeheim hatte er befürchtet, nach dem Abschied aus dem Regierungsamt und der Fertigstellung seiner Memoiren nach und nach in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Er hatte befürchtet, als graue Eminenz behandelt zu werden, die man hin und wieder zu Nightline einlud und die die New York Times gelegentlich einen Gastkommentar schreiben ließ.
    Stattdessen war er berühmter denn je. Und wesentlich wohlhabender. Er flog hektischer um den Globus als zu seinen besten Tagen der Shuttle-Diplomatie im Nahen Osten.
    Er drückte auf den Knopf der Freisprecheinrichtung. »Ja?«
    »Dr. Reisinger? Hier spricht Mr. Holland.«
    »Schönen guten Morgen, Mr. Holland«, erwiderte Reisinger jovial. Die beiden Männer unterhielten sich kurz, dann sagte Reisinger: »Das dürfte nicht allzu schwierig sein. Ich habe in fast allen Regierungen der Welt gute Freunde. Der beste Weg wäre allerdings, sich direkt an Interpol zu wenden. Kennen Sie den Generalsekretär? Hochinteressanter Mann. Ich werde ihm Bescheid geben.«

    Die österreichischen Alpen

    Patient Achtzehn lag mit geschlossenen Augen in seinem Krankenhausbett. Am linken Arm hing ein Infusionsschlauch. Er zitterte, wie immer bei Beginn der Behandlung. Außerdem war ihm speiübel. In regelmäßigen Abständen würgte er Schleim in eine Spuckschale, die neben dem Bett auf einem Hocker stand. Eine Schwester und ein Techniker standen daneben und beobachteten ihn.
    Dr. Löfquist, der schon seit sieben Jahren als Arzt in diesem Krankenhaus arbeitete, betrat das Untersuchungszimmer und ging zu der Schwester. »Wie steht’s mit dem Fieber?«, fragte er leise.
    »Immer noch nicht gefallen«, entgegnete die Schwester mit angespannter Stimme.
    »Und mit der Übelkeit?«
    »Er übergibt sich regelmäßig.«
    Dr. Löfquist wandte sich dem Bett zu und fragte laut: »Wie fühlen Sie sich?«
    Patient Achtzehn stöhnte. »Meine Augen brennen wie Feuer.«
    »Das ist nicht ungewöhnlich«, sagte Dr. Löfquist. »Ihr Körper wehrt sich. Ein ganz normaler Vorgang.«
    Patient Achtzehn würgte, beugte sich über die Spuckschale und übergab sich. Die Schwester wischte ihm mit einem feuchten Waschlappen Mund und Kinn ab.
    »Die erste Woche ist immer die schwierigste«, sagte Dr. Löfquist aufmunternd. »Sie halten sich prächtig.«

35. KAPITEL
    Buenos Aires

    In der vor Menschen wimmelnden Calle Defensa, gegenüber einem irritierend modernen Gebäude mit einer Filiale der Banco de Galicia , ragte die in italienischem Stil errichtete Basilika Nuestra Señora de la Merced in den Himmel. Die Granitfassade der Kirche war verrottet. Die Fliesen des schwarz-weiß karierten, von einem schmiedeeisernen Zaun umfassten Vorplatzes waren verwaschen und teilweise aufgeplatzt. Eine Zigeunerin und ihre Kinder bettelten um Almosen.
    Ben beobachtete die Frau, die auf den Stufen einer halb zerfallenen Säule saß. Sie trug Jeans, die schwarzen Haare waren zum Zopf zusammengebunden. Die Kinder krabbelten ihr über den Schoß und zwischen den Beinen herum. Weiter hinten hockte ein alter Mann auf einer Bank und döste vor sich hin. Er trug Jacke und Krawatte und stützte sich auf einen Stock. Der kahle Schädel war von der Sonne verbrannt.
    Wie verabredet, trat Ben pünktlich um Viertel nach eins in die lehmfarbene Dunkelheit des Kirchenvorraums. Ein paar Sekunden dauerte es, dann hatten sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Die Kirche machte einen schäbigen, vernachlässigten

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