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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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lassen.
    Sie sind der Beste . Er war siebzehn gewesen, als ihm sein Ausbilder das vor versammelter Mannschaft gesagt hatte. Sie sind der Beste. Er war dreiundzwanzig gewesen, als sein Vorgesetzter bei der Stasi das gesagt hatte, bevor er den entsprechenden Bericht an höhere Stellen weitergeleitet hatte. Sie sind der Beste . Das waren die Worte des Leiters der für ihn zuständigen Stasi-Abteilung gewesen, nachdem er in West-Berlin vier Physiker eines international angesehenen Forscherteams der Universität Leipzig liquidiert hatte, die sich am Tag zuvor der Republikflucht schuldig gemacht hatten. Sie sind der Beste . Zuletzt hatte diese Worte ein weißhaariger Amerikaner mit fleischfarbenen Brillengläsern
gebraucht, der zu Sigmas engstem Führungszirkel gehörte. Und zwar nachdem er den Tod eines prominenten italienischen Politikers der Linken inszeniert hatte. Er hatte das Objekt von der gegenüberliegenden Straßenseite aus erledigt, während es sich gerade mit einer fünfzehnjährigen Hure aus Somalia verlustierte. Er würde diesen Satz noch oft hören. Sehr oft. Und zwar, weil er der Wahrheit entsprach.
    Und deshalb würde er nicht aufgeben. Er würde dem fast übermächtigen Drang nach Schlaf und Kapitulation nicht nachgeben.
    Die roboterhaft funktionierenden Hände und Knie bewegten seinen Körper Zentimeter um Zentimeter durch den Flur.
    Schließlich gelangte er in einen großen, hohen Raum mit Wänden voller Bücher. Jede überflüssige Bewegung des Kopfes vermeidend, schweifte sein Blick umher. Sein Primärziel war nicht da. Enttäuschend, aber nicht überraschend.
    Stattdessen der keuchende und schwitzende Schwächling Strasser. Ein Verräter, der den Tod verdient hatte.
    Wie viele Minuten blieben dem Architekten noch, bevor er das Bewusstsein verlor? Gierig schaute er Strasser an - als glaubte er durch die Auslöschung von dessen Leben sein eigenes zurückerlangen zu können.
    Zitternd zog er sich auf die Ellbogen. Er spürte die Gefahr, dass die Muskeln seines Körpers sich jeden Augenblick verkrampfen könnten. Doch seine Arme blieben absolut ruhig. Die kleine Glock hatte das Gewicht einer Kanone. Trotzdem hob er den rechten Arm langsam in die Höhe, bis der richtige Winkel erreicht war.
    Vielleicht stieg Strasser genau in dieser Sekunde der Geruch von Blut in die Nase. Auf jeden Fall bemerkte Strasser erst jetzt, dass ein paar Meter vor ihm ein Mann auf dem Boden lag.
    Der Architekt sah, dass sich die Rosinenäuglein Strassers kurz weiteten und dann schlossen. Die Anstrengung abzudrücken glich der, mit einem Finger einen Schreibtisch hochzuheben. Er versuchte und schaffte es. Oder doch nicht?
    Als er keinen Knall hörte glaubte er zuerst, versagt zu haben. Dann wurde ihm klar, dass seine Sinnesorgane den Dienst quittierten.
    Der Raum wurde schnell dunkel: Er wusste, dass die Gehirnzellen
bei ausbleibendem Sauerstoff die Arbeit einstellten, dass erst die akustischen und optischen Funktionen und dann das Empfindungsvermögen aussetzten.
    Erst als er sah, dass Strasser vor ihm auf dem Boden aufschlug, schloss er die Augen. Er schloss sie mit dem unbestimmten Gedanken, dass er sie nie wieder öffnen würde. Und dann schwand jedes Gefühl.

    Im Hotel wühlten sich Ben und Anna durch einen Stapel Tageszeitungen, den sie auf dem Rückweg an einem Kiosk gekauft hatten. Chardin hatte davon gesprochen, dass in Kürze etwas passieren würde. Und das >stinkfeine Symposium< in Österreich, von dem Strasser gesprochen hatte, war ein Ereignis, über das sie erst kürzlich gestolpert waren. Aber sie wussten nicht mehr, welches Ereignis.
    Die Antwort lag in greifbarer Nähe.
    Anna fand schließlich, wonach sie suchten. Der kurze Artikel stand in La Nación, eine der größten Tageszeitungen Argentiniens. Es ging um das bevorstehende International Children’s Health Forum, bei dem Staatsmänner aus aller Welt über drängende, vor allem die Entwicklungsländer betreffende Fragen diskutieren würden. Das Detail, wonach sie gesucht hatten, war der Tagungsort: Wien, Österreich.
    Einer der aufgeführten Sponsoren war die Lenz-Stiftung. Anna las Ben den Artikel vor.
    Ein Schauer lief ihm über den Rücken. »Das ist es«, stieß Ben hervor. »Das muss es sein. Chardin hat gesagt, dass es sich nur noch um Tage handeln würde. Er muss diese Tagung gemeint haben. Lies mir noch mal die Sponsorenliste vor.«
    Anna las ihm die Namen noch mal vor.
    Danach begann Ben zu telefonieren. Er rief mehrere Vorsitzende von Stiftungen

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