Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
auch von deiner Existenz weiß und möglicherweise ein Foto von dir gesehen hat. Also ist es extrem gefährlich, wenn du jetzt zu ihm gehst.«
    »Das bestreite ich ja gar nicht. Aber die Wahl zwischen sicher und gefährlich haben wir gar nicht mehr. Im jetzigen Stadium ist alles gefährlich. Selbst Nichtstun. Außerdem würde der Verdacht sofort auf ihn fallen, wenn man mich tot auffinden sollte, kurz nachdem ich ihm ein paar Fragen zu acht bestimmten Morden gestellt habe. Und das wird wohl kaum in seinem Sinne sein.«
    »Wie kommst du eigentlich darauf, dass er dich empfängt?«
    Sie legte die Kleidungsstücke aufs Bett.

    »Ich werde mit offenen Karten spielen. Schätze, so hab ich die besten Chancen, dass er mich empfängt.«
    »Das passt mir alles ganz und gar nicht.«
    »Der Mann ist daran gewöhnt, Kontrolle auszuüben, Menschen und Ereignisse zu manipulieren. Ob aus Arroganz oder aus Neugier, er wird mich unbedingt treffen wollen.«
    »Hör zu, Anna...«
    »Ich kann sehr gut auf mich aufpassen, Ben. Okay?«
    »Ganz offensichtlich«, sagte er. »Es ist nur...« Er hielt inne, weil sie ihn auf merkwürdige Art anschaute. »Was ist los?«
    »Du bist der Beschützertyp, stimmt’s?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst. Ich bin nur...«
    Sie trat näher an ihn heran und musterte ihn, als wäre er ein Ausstellungsstück in einem Museum. »Als wir uns kennen gelernt haben, da hab ich dich für einen reichen, verwöhnten und egoistischen Pinkel gehalten.«
    »Wahrscheinlich hattest du Recht.«
    »Nein, glaub ich nicht. War das deine Rolle in der Familie? Aufpasser?«
    Ben war peinlich berührt. Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Vielleicht hatte sie Recht, aber zugeben wollte er es nicht. Stattdessen zog er sie zu sich heran. »Ich will dich nicht verlieren, Anna«, sagte er leise. »Ich hab schon zu viele Menschen verloren.«
    Sie schloss die Augen und umarmte ihn. Beide waren sie erregt, nervös und erschöpft. Und doch war die Umarmung auch ein Augenblick der Ruhe. Er atmete ihr nach Blumen duftendes Parfüm ein. Etwas in seinem Innern schmolz.
    Sanft löste sie sich aus seinen Armen. »Wir haben einen Plan, den wir durchziehen müssen«, sagte sie leise und dennoch resolut. Dann zog sie sich an. »Ich muss was abholen bei DHL Worldwide Express und dann noch telefonieren.«
    »Anna«, sagte Ben.
    »Ich muss jetzt los. Wir reden später.«

    » O mein Gott «, stöhnte Officer Burt Connelly. Auch nach sechs Monaten Dienst bei der Highway Patrol auf dem Highway 166 hatte er sich noch nicht an den Anblick von Toten gewöhnt. Er spürte, dass sein Magen revoltierte, lief schnell zum Straßenrand und übergab sich. Mit einem Kleenex wischte er einen Flecken von seiner sauberen blauen Uniform.
    Selbst im Zwielicht der untergehenden Sonne konnte er deutlich das Blut auf der Windschutzscheibe und den Kopf auf dem Armaturenbrett sehen. Der Kopf war vom Rumpf des Mannes abgetrennt worden und sah durch den Aufprall grauenhaft zerquetscht aus. ›Zweiter Aufprall< nannten sie das, wenn nach dem Aufprall des Wagens die Insassen des Wagens nach vorn katapultiert wurden.
    Connellys Partner, Officer Lamar Graydon, war schon über ein Jahr dabei und hatte einige schreckliche Unfälle mehr gesehen. Er wusste inzwischen, wie man sein Mittagessen bei sich behielt.
    »Ziemlich übel«, sagte Graydon, ging hinüber zu seinem Partner und klopfte ihm auf die Schulter. Er spielte den Gelangweilten, dem nichts mehr fremd war. »Hab schon Schlimmeres erlebt.«
    »Hast du den Kopf gesehen?«
    »Wenigstens hat’s keine Kinder erwischt. Mann, letztes Jahr, da ist bei einem Impala ein Baby durchs offene Fenster katapultiert worden. Flog zehn Meter durch die Luft. Wie eine Stoffpuppe. Das war wirklich übel.«
    Connelly räusperte sich ein paar Mal und drückte das Kreuz durch. »Tschuldigung«, sagte er. »Aber das Gesicht des Kerls... Okay, geht wieder. Ist der Krankenwagen schon unterwegs?«
    »Müsste in zehn Minuten da sein. Dem kann’s egal sein«, erwiderte Graydon und nickte in Richtung des Geköpften.
    »Also, was haben wir hier? Unfall ohne Fremdeinwirkung?« Laut Statistik starben bei Autounfällen die meisten Menschen, ohne dass ein anderes Fahrzeug beteiligt war.
    »Unmöglich«, sagte Graydon. »Kann unmöglich eine Leitplanke gewesen sein. Sieht ganz so aus, als wenn er von hinten in einen von diesen Autotransportern reingekracht wär. Sind ja genug unterwegs von den Monstern. Das Heck hängt ziemlich tief runter, und

Weitere Kostenlose Bücher