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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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direkt vor Strasser. »Herr Strasser, wissen Sie, wer ich bin?«
    »Woher soll ich das wissen?«, entgegnete Strasser ärgerlich.
    »Ich bin Max Hartmans Sohn. Erinnern Sie sich?«
    Strasser kniff die Augen zusammen. »Max Hartman... Der Jude, unser Finanzchef?«
    »Und SS-Offizier, soweit ich weiß.« Obwohl Sonnenfeld behauptet hatte, das sei nur Fassade gewesen. Das Herz schlug Ben bis zum Hals. Er erwartete die Bestätigung von Max’ hässlicher Vergangenheit.
    Strasser lachte laut und zeigte dabei seine verrotteten braunen Zähne. »SS!« Er konnte gar nicht aufhören zu lachen. »Der und SS! Die falschen Papiere waren von uns, damit ODESSA ihn problemlos von Deutschland in die Schweiz schmuggeln konnte. Das war Teil der Abmachung.«
    Das Gefühl der Erleichterung war so stark, dass Ben es physisch spürte.
    »Bormann persönlich hat ihn für die Delegation ausgesucht«, sagte Strasser. »Nicht nur weil er Experte im Geldverschieben war, sondern auch weil wir jemanden zum Vorzeigen brauchten.«
    »Quasi als Aushängeschild?«
    »Genau. Den Industriellen aus Amerika und aus anderen Ländern waren die Nazis unangenehm. Ein jüdisches Mitglied verschaffte
uns Legitimität - demonstrierte, dass wir zu den richtigen Deutschen gehörten und nicht zu den eifernden Nazis und Jüngern Hitlers. Für Ihren Vater war das ein gutes Geschäft. Alle seine Verwandten plus viele andere jüdische Familien wurden aus den Lagern entlassen. Außerdem bekam er vierzig Millionen Schweizer Franken. Das waren damals eine Million US-Dollar - ein Vermögen.« Ein teuflisches Grinsen. »Jetzt kultiviert er die Geschichte >Vom Tellerwäscher zum Millionär‹. Bisschen viel Startkapital für einen Tellerwäscher, meinen Sie nicht auch?«
    »Ben, sag nichts!«, rief Anna. Sie zog die Brieftasche heraus und zeigte Strasser ihren Ausweis vom Justizministerium. »Ich bin hier im Auftrag des Office of Special Investigations des Justizministeriums der Vereinigten Staaten von Amerika. Sie können sich ja denken, weshalb.«
    »Tut mir Leid, dass ich sie enttäuschen muss«, sagte Strasser höhnisch. »Als argentinischer Staatsbürger interessieren mich Ihre Befugnisse eher wenig.«
    Die Sirenen wurden lauter. Sie waren höchstens noch ein paar Straßen entfernt.
    »Abwarten«, sagte Anna. »Wir werden ja sehen, wie die argentinische Regierung die Auslieferung von Kriegsverbrechern handhabt. Los, Ben, wir verschwinden durch die Hintertür.«
    Strassers Gesicht wurde rot vor Zorn. »Hartman!«, rief er mit heiserer Stimme.
    »Mach schon, Ben, beeil dich.«
    Strasser lockte Ben mit dem Zeigefinger zu sich. Ben konnte nicht widerstehen. Als Strasser mit flüsternder Stimme zu sprechen begann, beugte Ben sich zu ihm hinunter.
    »Haben Sie eigentlich gewusst, Hartman, was für ein schwacher kleiner Mann Ihr Vater war?«, sagte Strasser. »Ein Mann ohne Rückgrat. Ein Feigling und Betrüger, der sich als Opfer ausgab.« Strassers Lippen waren nur wenige Zentimeter von Bens Ohr entfernt. Seine Stimme war ein leiernder Singsang. »Und für mich sind Sie ganz einfach der Sohn eines Betrügers. Sonst nichts.«
    Ben schloss die Augen, kämpfte gegen die aufsteigende Wut an.
    Der Sohn eines Betrügers.

    Hatte Strasser Recht?
    Es war offensichtlich, dass er Bens Qualen genoss.
    »Sie würden mich am liebsten auf der Stelle umbringen. Stimmt’s, Hartman?«, fragte Strasser. »Aber Sie tun es nicht. Weil Sie nämlich ein Feigling sind. Wie Ihr Vater.«
    Anna war schon draußen im Flur.
    »Nein«, sagte Ben. »Ich tue es nicht, weil ich Sie in einer stinkenden Zelle in Jerusalem sehen möchte. Weil ich will, dass Ihre restlichen Tage so unangenehm wie möglich werden. Eine Kugel wäre reine Verschwendung.«
    Er drehte sich um und lief durch den Flur zur Rückseite des Hauses. Die Sirenen wurden lauter.

    Du musst kriechen, nicht gehen! Der Architekt wusste, dass die Aufrechterhaltung des orthostatischen Blutdrucks und die Sauerstoffversorgung des Gehirns wesentlich schwieriger wäre, wenn er aufstehen würde-was allerdings im Moment noch nicht nötig war. Die Tatsache, dass er zu dieser rationalen Überlegung fähig war, gab ihm genauso viel Sicherheit wie die Glock in seinem Knöchelhalfter.
    Die Haustür stand offen, der Flur war leer. Wie er es bei der Infanterie gelernt hatte, kroch er ins Haus. Die blutverschmierte Hemdbrust hinterließ eine breite Blutspur auf dem hellen Fußboden. Jeder Meter kam ihm wie eine Meile vor. Aber er würde sich nicht aufhalten

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