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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Lenz’ Sohn.«
    »Ich kenne keinen Jürgen Lenz. Ich wusste nicht, dass Lenz einen Sohn hatte. Allerdings habe ich seine persönlichen Verhältnisse auch nicht so gut gekannt.«
    »Aber Sie beide waren die Wissenschaftler, die Zyklon B entwickelt haben«, sagte Ben.
    »Ich war nur ein Mitglied des Forscherteams, das Zyklon B erfunden hat«, warf Strasser ein und zupfte den Kragen seines schäbigen blauen Bademantels zurecht. »Heute macht man mir das zum Vorwurf, und keiner bedenkt, wie elegant dieses Gas war.«
    »Elegant?«, wiederholte Ben. Er glaubte, sich verhört zu haben. Elegant. Der Mann war Ekel erregend.
    »Vor Zyklon B mussten die Soldaten jeden Häftling erschieϐen«, sagte Strasser. »Grässliche Blutbäder. Das Gas hat das sauber, einfach und elegant erledigt. Übrigens auch zum Wohl der vergasten Juden.«
    »Zum Wohl der vergasten Juden«, wiederholte Ben. Er konnte es nicht fassen.
    »Ja. In den Lagern gab es alle Arten von tödlichen Krankheiten. Ihre Leidenszeit wäre ungleich länger und schmerzvoller gewesen. Vergasen war die menschlichste Option.«
    Menschlichste Option. Ich schaue in das Gesicht des Bösen, dachte Ben. Widerlich. Ein frömmelnder alter Mann im Bademantel.
    »Wie zuvorkommend«, sagte Ben.
    »Deshalb haben wir es auch >Sonderbehandlung< genannt.«
    »Ein Euphemismus für Vernichtung.«
    »Wenn Sie so wollen.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe niemanden in die Gaskammern geschickt. Das haben Dr. Mengele oder Dr. Lenz gemacht. Mengele hat man den Todesengel genannt. Eigentlich hätte Dr. Lenz diesen Namen verdient gehabt und nicht Mengele.«
    »Und Sie natürlich auch nicht«, sagte Ben. »Sie waren ja Wissenschaftler.«
    Strasser bemerkte Bens Sarkasmus. »Was verstehen Sie schon von Wissenschaft?«, fuhr er ihn an. »Sind Sie etwa Wissenschaftler?
Haben Sie eine Ahnung davon, wie weit wir Naziwissenschaftler dem Rest der Welt voraus waren?« Seine schrille Stimme bebte. In den Mundwinkeln glänzte Speichel. »Mengeles Zwillingsforschung wird kritisiert, aber die Resultate werden von den führenden Genetikern der Welt immer noch zitiert. Mit den Ergebnissen der Unterkühlungsversuche in Dachau wird noch heute gearbeitet. Die Forschungen im Lager Ravensbrück über die Auswirkungen von Stress auf den Monatszyklus der Frau waren ein wissenschaftlicher Durchbruch. Man hat diese Stresssituation hervorgerufen, indem man den Frauen gesagt hat, sie würden in wenigen Minuten exekutiert werden. Dann Dr. Lenz’ Experimente über den Alterungsprozess. Die Hungerexperimente mit sowjetischen Kriegsgefangenen, die Transplantation von Gliedmaßen etc. etc. Es gibt noch jede Menge Beispiele. Darüber zu reden, schickt sich nicht, die Ergebnisse zu nutzen schon. Natürlich wollen Sie sich den Ablauf der Experimente nicht vorstellen. Aber einer der Hauptgründe unseres wissenschaftlichen Vorsprungs lag eben darin begründet, dass wir an menschlichen Versuchsobjekten forschen konnten.«
    Strassers zerfurchtes Gesicht war jetzt fast kalkweiß. Er schnaufte schwer. »Ihr Amerikaner entrüstet euch über unsere Versuchsmethoden, aber ihr benutzt selbst Gewebe von abgetriebenen Föten für die Genforschung. Ist das moralisch vertretbar?«
    Anna ging nervös hin und her. »Hör auf, Ben. Was diskutierst du mit diesem Monster?«
    Doch Strasser ließ sich nicht aufhalten. »Natürlich waren viele Ideen hirnrissig. Zum Beispiel die Geschlechtsumwandlung - aus Jungen Mädchen zu machen und umgekehrt.« Er schnaubte verächtlich. »Oder siamesische Zwillinge zu produzieren, indem man die lebenswichtigen Organe der Zwillinge miteinander verbindet. Ein Desaster. Wir haben dabei viele Zwillinge verloren...«
    »Haben Sie nach der Gründung von Sigma den Kontakt zu Lenz aufrechterhalten?«, schnitt Anna ihm grob das Wort ab.
    Strasser schaute sie verwirrt an. »Natürlich. Lenz hat auf mich gebaut - auf mein Wissen, auf meine Beziehungen. Er brauchte mich für seine Arbeit.«

    »Welche Arbeit?«, fragte Ben.
    Der Alte zuckte mit den Schultern. »Er hat Molekularforschung betrieben. Er hat gesagt, seine Arbeit würde die Welt verändern.«
    »Hat er Ihnen Genaueres über seine Forschungen erzählt?«
    »Nein. Lenz war ein sehr diskreter, verschwiegener Mensch. Aber ich kann mich erinnern, dass er mal gesagt hat: >Sie können sich nicht im Entferntesten vorstellen, woran ich arbeite.‹ Er beauftragte mich, ihm die modernsten Elektronenmikroskope zu besorgen. Die waren damals gerade erst erfunden

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