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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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die waagerechte Stahlrampe wirkt wie eine Klinge.
Wenn der überraschend bremst und man rasselt da rein, dann ist die Birne schnell weg. So scheint’s unserm Freund hier ergangen zu sein.«
    »Und wo ist der verdammte Truck?« Connelly fing sich allmählich. Er hatte merkwürdigerweise schon wieder etwas Hunger.
    »Hat sich ganz offensichtlich aus dem Staub gemacht«, sagte Graydon. »Hab’s schon an die Zentrale durchgegeben. Würd aber nicht drauf wetten, dass man den noch erwischt. Also dann. Schauen wir mal in die Taschen von dem Burschen. Vielleicht hat er ja einen Ausweis dabei.«
    Obwohl das Dach des Taurus eingedrückt war, ließ sich die Fahrertür problemlos öffnen. Connelly streifte sich vorschriftsgemäß Latexhandschuhe über, bevor er die Taschen der blutgetränkten Jacke durchsuchte.
    »Und, wie heißt der Bursche?«, fragte Graydon, der neben dem Wrack stand.
    »Führerschein ist auf den Namen Dupree ausgestellt. Arliss Dupree«, sagte Connelly. »Aus Arlington. Glebe Road.«
    »Okay, das reicht«, meinte Graydon. »Komm da raus, Burt. Wir warten im Wagen. Hier draußen friert man sich ja den Arsch ab.«

    Wien

    Die Lenz-Stiftung befand sich in einem Gebäude, das im Bauhausstil errichtet war. Nur Glas und Marmor. Die lichtdurchflutete Lobby präsentierte sich mit ein paar weißen Ledersesseln und Ledersofas sehr schlicht.
    Anna bat die Dame am Empfang, sie bei Direktor Lenz anzumelden. Er war da. Das hatte sie mit einem früheren Anruf schon überprüft.
    »Wen darf ich melden?«
    »Anna Navarro. Justizministerium der Vereinigten Staaten von Amerika.«
    Die Idee, sich unter falschem Namen Zugang zu verschaffen, hatte sie zwar erwogen, aber schnell wieder verworfen. Wie sie zu Ben gesagt hatte - sie wollte mit offenen Karten spielen. Auch
wenn Lenz ihre Angaben nur oberflächlich überprüfen ließ, würde er schnell erfahren, dass sie sich illegal hier aufhielt. Würde das ihre Chancen, vorgelassen zu werden, verbessern oder verschlechtern? Falls sie mit ihren Mutmaßungen über Alan Bartlett Recht hatte, dann würde Jürgen Lenz ohnehin schon einiges über sie wissen. Was er unmöglich wissen konnte, war, was sie herausgefunden hatte und ob sie davon etwas an andere weitergegeben hatte. Sie musste auf seine Neugier vertrauen, auf seine Arroganz und - das vor allem - auf seine Sucht, die Lage beherrschen zu wollen. Bestimmt hätte er gern gewusst, ob sie eine Gefahr für ihn darstellte. Und er würde das selbst überprüfen wollen.
    Die Empfangsdame sprach leise ins Telefon und reichte dann Anna den Hörer. »Bitte.«
    Die Frau am anderen Ende der Leitung war höflich, aber bestimmt. »Ich fürchte, Dr. Lenz’ Terminplan lässt heute keine Unterredung mehr zu. Könnte ich Sie vielleicht für einen späteren Zeitpunkt vormerken? Sie werden verstehen, dass das International Children’s Health Forum im Augenblick unsere ganze Aufmerksamkeit erfordert.«
    Anscheinend wollte er ihr aus dem Weg gehen. Aber warum? Nur weil sie vom amerikanischen Justizministerium war oder weil er schon wusste, was sie vorhatte? Oder versuchte seine Sekretärin sie abzuwimmeln, ohne ihm überhaupt Bescheid gesagt zu haben?
    »Es ist wirklich sehr dringend«, sagte Anna. »Ich müsste ihn unbedingt sofort sprechen.«
    »Dürfte ich fragen, welche Angelegenheit Sie mit Dr. Lenz erörtern möchten?«
    Sie zögerte kurz. »Sagen Sie ihm, dass es sich um eine Privatangelegenheit handelt.«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Anna gab der Empfangsdame den Hörer zurück. Nervös begann sie in der Lobby hin- und herzugehen.
    Ich befinde mich in der Höhle des Löwen. Im luftigen und lichtdurchfluteten Herzen der Finsternis.
    An den Wänden aus Carrara-Marmor hingen große Fotografien, die einen Überblick gaben über die humanitären Anliegen, die die Lenz-Stiftung unterstützte.

    Ein Foto zeigte mehrere Generationen einer Flüchtlingsfamilie - eine zahnlose, buckelige Alte; ein kraftloser Mann und seine verhärmte Frau; zerlumpte Kinder. Die Bildunterschrift lautete KOSOVO.
    Was hatte die Lenz-Stiftung mit Flüchtlingen zu tun?
    Auf einer Porträtfotografie sah man ein zwergenhaft verhutzeltes Mädchen mit einer schnabelförmigen Nase, pergamentartiger Haut, vorstehenden Augen und langen Haaren - ganz offensichtlich eine Perücke. Das Mädchen lächelte und entblößte dabei eine lückenlose, aber unregelmäßige Zahnreihe. Es war das Gesicht eines jungen Mädchens und gleichzeitig das einer alten Frau. Unter dem Foto

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