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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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schuldig.«
    Orlando schnaubte verächtlich. »Er schafft’s auch auf der Straße. Genau wie ich.«
    Dann meldete sich Darnells hohe Stimme-zitternd, aber energisch. »Ich will nicht mehr«, sagte er zu Orlando. »Mr. Hartman weiß besser, was gut für mich ist.« Und dann - laut und tapfer: »Ich will nicht so werden wie du.«
    Joyce Stuarts Gesichtszüge erstarrten; innerlich krümmte sie sich schon zusammen. »Darnell, nicht!«
    Doch es war schon zu spät. Orlando schlug dem Jungen so hart ins Gesicht, dass er durch die offene Tür ins angrenzende Zimmer taumelte. Dann drehte er sich zu Ben um. »Und jetzt werde ich Ihnen helfen, Ihren Arsch hier rauszuschieben!«
    Ben kochte vor Wut. Stocksteif stand er vor Orlando. Als dieser ihn mit der offenen Hand gegen die Brust stieß, schlug er ihm mit voller Wucht die Faust an die Schläfe. Erst links, dann rechts, wie auf einen Punchingball hieb er auf den Kopf ein. Orlando war für einen Augenblick völlig verblüfft und reagierte dann mit mächtigen Schwingern zum Körper. Ben war so außer sich vor Wut, dass er nichts spürte und so lange auf Orlando eintrommelte, bis dieser zu Boden ging.
    Orlando schaute zu ihm hoch. Statt höhnischer Verachtung stand jetzt Angst in seinen Augen. »Du bist ja wahnsinnig«, flüsterte er.
    War er wahnsinnig? Was war über ihn gekommen? »Wenn Sie Darnell noch einmal anrühren, dann bringe ich Sie um«, sagte Ben mit ruhiger Stimme. Und dann, nach jedem Wort eine Pause: »Haben-wir-uns-verstanden?«
    »Okay, Mann, okay«, sagte Orlando mit gedämpfter Stimme. »War ein Missverständnis.« Er hustete. »Ich bin nicht scharf auf Ärger.« Er hustete wieder und flüsterte: »Du bist echt wahnsinnig.«

    Später erzählte ihm Carmen, eine Bekannte vom Sozialamt, dass Orlando noch am gleichen Tag verschwunden und nie wieder aufgetaucht wäre. Wenn er es nicht auf diesem Wege erfahren hätte, so hätte er es wenig später auch selbst gemerkt: Darnells schulische Leistungen und auch sein allgemeines Benehmen verbesserten sich erheblich.

    »Mr. Hartman, Ihren rechten Daumen bitte!« Schmid deutete auf ein kleines weißes Rechteck, neben dem Identix Touchview stand. Auf dem Rechteck befand sich ein ovales, rubinrot glänzendes Glasplättchen.
    Ben drückte erst den rechten, dann den linken Daumen auf das Glasoval. Auf dem Monitor erschienen zwei vergrößerte Bilder seiner Fingerabdrücke.
    Schmid tippte ein paar Zahlen ein und drückte auf Return, worauf das kratzende Kreischen des Modems einsetzte. Er schaute Ben an und sagte entschuldigend: »Das geht nach Bern. Fünf bis zehn Minuten, dann wissen wir Bescheid.«
    »Worüber?«
    Der Kommissar stand auf und machte mit dem Finger ein Zeichen, ihm zurück in das andere Zimmer zu folgen. »Ob gegen Sie in der Schweiz ein Haftbefehl vorliegt.«
    »Wenn dem so wäre, müsste ich das eigentlich wissen.«
    Schmid schaute ihn eine Zeit lang an, bevor er antwortete. »Ich kenne Ihre Sorte Mensch, Mr. Hartman. Für reiche Amerikaner wie Sie besteht die Schweiz nur aus Schokolade, Banken und Winterurlaub. Für Sie ist doch jeder Schweizer ein Diener, stimmt’s? Sie haben keine Ahnung. Über die Jahrhunderte hat jede europäische Macht versucht, uns einzukassieren. Ohne Erfolg. Vielleicht ist Ihr mächtiges und reiches Land ja der Meinung, es jetzt selbst versuchen zu können. Glauben Sie mir, Sie haben hier nichts zu melden. In diesem Büro gibt’s keine Schokolade für Sie. Und es liegt absolut nicht in Ihrer Gewalt zu entscheiden, wann oder ob Sie auf freien Fuß gesetzt werden.« Er lehnte sich zurück und lächelte feierlich. »Willkommen in der Schweiz, Herr Hartman.«
    Wie auf ein Stichwort betrat ein großer dünner Mann in einem steifen weißen Laborkittel den Raum. Er trug eine randlose Brille
und einen schmalen struppigen Schnauzbart. Ohne sich vorzustellen, deutete er auf den weiß gekachelten Bereich an der Wand, wo sich ein Metermaß befand. »Stellen Sie sich bitte da hin«, sagte er.
    Ben schluckte seinen Ärger hinunter und stellte sich mit dem Rücken flach an die Wand. Der Techniker notierte Bens Größe und begleitete ihn dann zu einem weißen Waschbecken, wo er auf einen Seifenspender deutete und Ben sagte, er solle sich die Hände waschen. Die Seife war cremig, aber etwas sandig und roch nach Lavendel. An einem anderen Arbeitstisch musste Ben beide Hände auf eine mit schwarzer Tinte bestrichene Glasplatte drücken. Danach rollte der Techniker mit seinen zierlichen manikürten

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