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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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verängstigte Wirtin. Plötzlich tauchte sie mit wedelnden Armen vor ihm auf.
    Ben stieß sie zur Seite und hastete, begleitet von ihrem wütenden Protestgeschrei, ins Foyer.
    Er konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen, er konnte sich nur noch schnell und panisch vorwärts bewegen: wie benebelt, wie taub, wie ein Roboter. Er wollte nur überleben.
    Seine Augen gewöhnten sich allmählich an das Halbdunkel. Die einzige Lichtquelle war eine winzige Lampe, die hinter der Rezeption stand. Er konnte die Eingangstür und einen Flur ausmachen, der zu den Fremdenzimmern führte.
    Am Ende des Flurs gab es eine schmale Treppe zum ersten Stock, wo sich weitere Zimmer befanden. Der Raum, in dem er gerade stand, hatte keine Fenster. Hier war er vor Kugeln erst mal sicher.
    Ohne Fenster hatte er allerdings auch keine Möglichkeit zu sehen, ob der Schütze inzwischen zur Vorderseite des Hauses gelaufen war. Dem Killer war jetzt wohl klar, dass er eins seiner Ziele verfehlt hatte. Er würde - falls es nicht noch mehr Türen gab - zur Vorder- oder zur Rückseite des Hauses laufen. Vorder-oder
Hintereingang. Die Chancen standen also fifty-fifty, wenn er es durch die Vordertür versuchte.
    Fifty-fifty.
    Ben gefiel das gar nicht.
    Was, wenn es mehr als einer war?
    Dann würden sie ohnehin jeden Fluchtweg bewachen. Egal, ob nun ein oder mehrere Killer da draußen warteten, Ben entschied sich gegen einen Fluchtversuch durch Vorder- oder Hintertür.
    Er hörte einen Schrei aus dem Speisezimmer: Die Wirtin hatte das Blutbad entdeckt.
    Herzlich willkommen in der Welt von Ben Hartman!
    Dann hörte Ben Geräusche von Schritten. Sie kamen von oben. Vom Lärm aufgeschreckte Gäste.
    Wie viele Gäste waren wohl im Haus?
    Er lief zur Haustür und legte den schweren Eisenriegel vor.
    Jetzt hörte er Schritte auf der Treppe. Sekunden später tauchte am Fuß der Treppe ein großer, fetter Mann auf. Er hatte sich hastig einen blauen Bademantel übergeworfen. Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Was ist hier los?«, brüllte er.
    »Rufen Sie die Polizei!«, schrie Ben ihn an. »Los, machen Sie schon!«
    »Warum, was ist passiert?«
    »Machen Sie schon!«, wiederholte Ben wütend. »Los! Es ist jemand ermordet worden!«
    Es ist jemand ermordet worden.
    Als hätte man ihn in den Rücken gestoßen, setzte sich der fette Mann ruckartig in Bewegung. Schnell ging er zur Empfangstheke, hob den Hörer ab und wählte. Er sprach Schweizerdeutsch, laut und schnell.
    Wo war der Killer jetzt? Wenn es nur einer war. Früher oder später würde er ins Haus kommen und sein Werk beenden. Andere Gäste, die ihm vielleicht in die Quere kamen, würden ihn nicht aufhalten. Ben musste an das Massaker von Zürich denken.
    Der fette Schweizer legte auf. »Sie sind unterwegs«, sagte er.
    »Wie lange brauchen sie?«
    »Das Revier liegt am Ende der Straße«, sagte er. »Nicht weit von hier. Was ist passiert? Wer ist der Tote?«
    »Niemand, den Sie kennen.«

    Gerade als Ben in Richtung Speisezimmer zeigte, stürzte die Wirtin durch die Tür herein und schrie: »Er ist tot! Sie haben ihn erschossen! Sie haben Ihren Bruder erschossen!« Sie glaubte aus irgendeinem Grund, dass er seinen eigenen Bruder erschossen hätte. Jeder drehte durch.
    Ben würde übel. Er war wie betäubt gewesen, aber allmählich kehrte er in die Realität zurück, begann er das Ausmaß des Horrors zu begreifen. Der Gast in dem blauen Bademantel rief der Wirtin etwas zu, das Ben nicht verstand. Er rannte in den Flur, der zur Rückseite des Hauses führte, achtete nicht auf das Gekreische der Frau und lief weiter. Plötzlich hörte er die heulende Polizeisirene, die dem hysterischen Keifen der Frau Paroli bot. Die Sirene wurde lauter. Es klang wie ein einzelne Sirene, wie ein einziger Streifenwagen.
    Warten oder abhauen?
    Er erkannte auf einmal, wie dumm es gewesen war, nach der Polizei zu verlangen.
    Die haben die halbe Polizei auf der Lohnliste, hatte Peter gesagt.
    Er rannte weiter, bog einmal scharf rechts um eine Ecke und stand plötzlich vor einer kleinen lackierten Holztür. Er stieß sie auf und stand vor Holzregalen voller Wäsche.
    Das Heulen der Sirene wurde lauter. Dann bremsende Reifen auf Kies. Der Streifenwagen stand jetzt vor dem Haus.
    Ben lief weiter und rüttelte an einer anderen Tür, die nach draußen führen musste, weil sich daneben ein Fenster mit Lamellenladen befand. Die Tür klemmte, er riss und zerrte an dem Griff, bis sich die Tür schließlich schwerfällig und

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