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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Ich weiß sicher, dass sie jede Menge Schweizer Polizisten auf ihrer Lohnliste und ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt haben. Denen gehört praktisch die halbe Polizei. Dein Banktermin bei der UBS heute Morgen hat wahrscheinlich alles ins Rollen gebracht. Ich musste meine Deckung verlassen und dich warnen.«
    Peter riskiert sein Leben für mich, dachte Ben. Fast wären ihm die Tränen gekommen. Dann fiel ihm Jimmy Cavanaugh ein, der Mann, den es nicht gab. Auf die Schnelle weihte er Peter in das Rätsel ein.
    »Unfassbar«, sagte Peter mit abwesendem Blick.
    »Kommt mir vor, als wollten die mich in den Wahnsinn treiben. Erinnerst du dich an Jimmy Cavanaugh?«
    »Klar. Er war ein paar Mal über Weihnachten in Bedford. Sympathischer Kerl.«
    »Wie ist er bloß an die Organisation geraten? Ob die ihn angeworben und dann jede Spur seiner alten Existenz ausgelöscht haben?«
    »Nein«, sagte Peter. »Du kapierst nicht. Howie Rubin hat wahrscheinlich Recht. Es gibt keinen Jimmy Cavanaugh und hat auch nie einen gegeben.« Er sprach jetzt schneller. »Auf eine ganz verquere Art ist das logisch. Jimmy Cavanaugh - bleiben wir bei dem Namen, weiß Gott, wie er wirklich geheißen hat - wurde nicht erst kürzlich angeworben. Er hat schon immer für die gearbeitet. Denk nach: Er war älter als die anderen in deiner Klasse,
er lebte nicht auf dem Campus, und ruckzuck war er dein Busenfreund. Kapiert, Benno? Das war geplant. Was auch immer der Grund war, sie hatten schon damals entschieden, dass es vielleicht nützlich sein könnte, dich im Auge zu behalten. Eine reine Vorsichtsmaßnahme.«
    »Du meinst, Cavanaugh ist auf mich angesetzt worden?«
    »Und für mich hatten sie dann wahrscheinlich auch jemanden abgestellt. Unser Vater war einer der führenden Köpfe. Was, wenn wir zufällig über Dinge stolperten, die die Organisation bedrohen konnten? Die ihre Mitglieder in Gefahr bringen konnten? Sie wollten wahrscheinlich auf Nummer Sicher gehen. Als du in deiner Ghettoschule verschwunden bist und ich mich nach Afrika abgesetzt hatte, waren wir erst mal nicht mehr interessant für sie.«
    Bens Gedanken überschlugen sich. Dieses Gerede über sie, sie, sie machte ihn ganz irre.
    »Ist doch vollkommen logisch, dass eine Gruppe Industrieller einen Fachmann, sprich einen Killer, anheuert, zu dessen Qualifikationsprofil auch zählt, dass er dich persönlich kennt.«
    »Herrgott, Peter, das ist doch...«
    »Was? Was, Benno? Jetzt denk doch mal nach...«
    Plötzlich splitterte Glas.
    Ben zuckte zusammen und sah direkt vor sich ein gezacktes Loch in der Fensterscheibe. Im nächsten Augenblick beugte sich Peters Kopf langsam nach vorn und kippte auf die Brust. Es sah aus wie die Verbeugung eines Clowns, wie ein übertrieben demütiger Kotau, wie eine zeremonielle Begrüßung. Gleichzeitig hörte er ein Röcheln, ein kehliges chchchch. Und dann sah Ben mitten auf Peters Stirn den widerlichen, blutroten Krater der Austrittswunde. Graue Gewebefetzen und weiße Knochensplitter besprenkelten Tischtuch, Teller und Besteck.
    »O mein Gott«, stöhnte Ben. Er sackte gegen die Rückenlehne seines Stuhls, kippte dann zur Seite und schlug hart mit dem Kopf auf die Eichendielen auf. »Nein, nein«, wimmerte er. Das gedämpfte Rattern der Feuerstöße und das spritzende Geräusch der in die Wände einschlagenden Geschosse nahm er kaum zur Kenntnis. Er war wie paralysiert. Entsetzen, Schock und Unglaube hatten ihn erstarren lassen. Der Horror war nicht zu begreifen.
Bis sich schließlich instinktiv sein Selbsterhaltungstrieb regte.
    Er rappelte sich auf und lugte vorsichtig über den unteren Fensterrand nach draußen. Er sah nichts als schwarze Nacht. Plötzlich erleuchtete Mündungsfeuer ein Gesicht. Obwohl das Bild nur für den Bruchteil einer Sekunde sichtbar war, brannte es sich unauslöschlich in Bens Gehirn. Der Schütze hatte dunkle, tief liegende Augen. Das Gesicht war blass, die Haut fast faltenlos glatt.
    Ben hastete gebückt durch das Speisezimmer, während kein halber Meter über ihm eine weitere Kugel in die Wand einschlug.
    Der Schütze hatte jetzt ihn im Visier. Oder zielte er immer noch auf Peter, und die letzte Kugel war ein Querschläger gewesen? Hatte der Schütze ihn überhaupt gesehen?
    Als Antwort platzten nur Zentimeter neben seinem Kopf Holzsplitter aus dem Türrahmen, als er gerade in den dunklen Flur hechtete, der das Speisezimmer mit dem Foyer verband. Von dort kam das Schreien einer Frau, wahrscheinlich die wütende oder

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