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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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knirschend öffnete.
    Draußen im dichten Wald war er für den Augenblick sicher. Sicher hatte die Sirene den Killer fürs Erste zum Rückzug gezwungen. Er sprang ins Gebüsch, wobei er sich in einem Wurzelstrang verfing und böse stürzte.
    O Gott, dachte er. Tempo, Tempo! Er durfte auf keinen Fall der Polizei in die Hände fallen. Denen gehört die halbe Polizei. Er rappelte sich auf und schlug sich ins pechschwarze Unterholz.
    Anstatt der Sirene hörte man jetzt Stimmen. Männer und Frauen riefen. Kies knirschte. Ben schlug mit den Händen die Zweige zur Seite, konnte aber nicht verhindern, dass sie ihm das
Gesicht zerkratzten. Einer traf ihn haarscharf neben dem Auge. Er arbeitete sich durch das Dickicht, kroch durch enge Tunnels und unter Dächern aus Blattwerk hindurch. Das dichte Unterholz riss an seinen Hosen, die aufgeschürften Hände bluteten. Doch er rannte weiter, ohne nachzudenken, wie ein Roboter, und erreichte schließlich die verborgene Lichtung, auf der Peters Pick-up stand.
    Er riss die Fahrertür auf, die Peter Gott sei Dank nicht abgeschlossen hatte. Kein Zündschlüssel im Schloss. Ben tastete unter der Fußmatte. Nichts. Dann unter dem Sitz. Nichts.
    Panik stieg in ihm auf. Er atmete ein paar Mal tief ein und aus und dachte nach. Ruhig bleiben. Plötzlich fiel es ihm ein. Na klar! Irgendwann kann man alles mal brauchen.
    Er griff in das Gewirr aus Drähten, das unter dem Armaturenbrett hing, zog es hervor und begutachtete es im schwachen Schein der Innenbeleuchtung. Kurzschließen. Arnie, der allseits beliebte Verwalter des Familienbesitzes, hatte ihm und Peter das eines schönen Sommermorgens beigebracht. Sehr wahrscheinlich, dass ihr das nie braucht. Aber wenn doch, dann werdet ihr höllisch froh sein, dass ich’s euch gezeigt habe.
    Ein paar Sekunden später hatte er die blanken Enden der beiden Drähte miteinander verbunden, und der Motor sprang an. Ben legte den Rückwärtsgang ein und rollte aus der Lichtung auf die dunkle Straße. In beiden Richtungen kein Scheinwerferlicht. Im ersten Gang bockte der alte Wagen zunächst etwas, machte einen kleinen Satz vorwärts, fing sich dann aber. Ben gab Gas und jagte über die verlassene Landstraße davon.

9. KAPITEL
    Nova Scotia

    Am nächsten Morgen war es kalt und trübe. Nebel hing über dem Hafen. Man konnte höchstens dreißig Meter weit sehen.
    Robert Mailhot lag in einem blauen Anzug auf einem Untersuchungstisch aus Stahl. Gesicht und Hände leuchteten in dem speckigen Make-up des Bestattungsinstituts. Das leicht gebräunte Gesicht war von tiefen Falten durchzogen. Der schmale Mund war eingefallen, die Nase ragte als gewaltiger Zinken vor. Er war etwa eins achtzig groß, was hieß, dass er als junger Mann wahrscheinlich zwei, drei Zentimeter größer gewesen war.
    Der Leichenbeschauer hieß Higgins und war ein korpulenter Endfünfziger mit gerötetem Gesicht, weißem Haarschopf und misstrauischen kleinen grauen Augen. Er war überaus freundlich, aber gleichzeitig zurückhaltend und neutral. Er trug einen grünen Chirurgenkittel. »Sie haben also Grund zu der Annahme, dass es sich hier um Mord handelt«, sagte er vergnügt und schaute Anna dabei mit wachen Augen an. Offensichtlich hatte er seine Zweifel.
    Anna nickte.
    Arsenault, der einen leuchtend roten Pullover und Jeans trug, hatte schlechte Laune. Sie waren beide noch etwas mitgenommen von der langen und mühseligen Befragung der Witwe. Schließlich hatte sie einer Autopsie zugestimmt. Das hatte ihnen die nervige Prozedur erspart, eine gerichtliche Anordnung zu erwirken.
    Wie immer bekam Anna von dem Formalingeruch ein leicht mulmiges Gefühl im Magen. Aus einem kleinen Kofferradio, das auf einem Unterschrank aus rostfreiem Stahl stand, schepperte leise klassische Musik.

    »Sie werden wohl kaum erwarten, dass sich jetzt noch verwertbare Spuren an der Leiche befinden«, sagte Higgins.
    »Die Leiche ist wahrscheinlich im Bestattungsinstitut gründlich gewaschen worden«, erwiderte sie. Hielt er sie für verblödet?
    »Was suchen Sie dann?«
    »Nichts Bestimmtes. Einstichlöcher, Prellungen, Verletzungen, Schnitte, Kratzer. Irgendwas.«
    »Gift?«
    »Möglich.«
    Gemeinsam zogen sie Mailhot vollständig aus; dann wusch Higgins das Make-up von Gesicht und Händen. Möglicherweise verbargen sich darunter Spuren. Die Augen waren im Bestattungsinstitut zugenäht worden. Higgins durchschnitt die Nähte und suchte nach Petechien, winzigen punktförmigen Blutungen unter der Haut, die auf eine

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