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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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vorbei und brach dann tot zusammen. Er war in die Brust getroffen worden.
    Cavanaughs Schritte waren in dem lärmenden Chaos nicht mehr zu hören, aber das Mündungsfeuer spiegelte sich in den Schaufensterscheiben, sodass Ben ungefähr die Position seines Gegners abschätzen konnte. Keine Minute mehr, dann hätte er Ben aufgestöbert. Er richtete sich hinter seiner Betoninsel auf und schaute sich hektisch nach einem anderen Fluchtpunkt um.
    In der Zwischenzeit war das Geschrei lauter geworden. Die Menschen kreischten hysterisch oder kauerten mit den Armen über den Köpfen auf dem Boden.
    Gut sechs Meter vor Ben befanden sich die Rolltreppen, die hinunter ins zweite Untergeschoss führten. Sechs Meter musste er schaffen, ohne sich eine Kugel einzufangen. Vielleicht verließ ihn jetzt das Glück. Schlimmer konnte es nicht mehr werden, dachte er. Als er jedoch die sich immer weiter ausbreitende Blutlache sah, die nur einen halben Meter von ihm entfernt unter dem Mann in dem Kamelhaarmantel hervorkroch, änderte er seine
Meinung. Verdammt, streng dein Hirn an! Er gab sich keine Chance, es bis zur Rolltreppe zu schaffen. Es sei denn...
    Er packte den Arm des toten Mannes und zog ihn zu sich heran. Es blieben ihm nur noch wenige Sekunden. Während er dem Toten den lohfarbenen Mantel herunterzerrte und die graue Kappe abnahm, spürte er die hasserfüllten Blicke der Menschen, die vor der Western-Union-Filiale kauerten. Er hatte jetzt keine Zeit für Gefühlsduseleien, zog sich den weiten Mantel über die Schultern und die Kappe tief ins Gesicht. Wenn er überleben wollte, musste er dem Drang widerstehen, wie ein Kugelblitz auf die Rolltreppe zuzuschießen. Er war oft genug zur Jagd gegangen, um zu wissen, dass ein Jäger mit einem nervösen Abzugfinger bei jeder ruckartigen Bewegung sofort abdrückte. Also erhob er sich langsam und schlurfte in gebückter Haltung los, schwankend wie ein Verletzter. Cavanaugh konnte ihn jetzt sehen. Der Bluff musste bis zur Rolltreppe funktionieren, zehn Sekunden vielleicht. So lange Cavanaugh ihn für einen verletzten Passanten hielt, würde er keine seiner Patronen verschwenden.
    Das Herz schlug ihm bis zum Hals, jede Faser seines Körpers wollte nichts anderes als lossprinten. Noch nicht! Gebückt, mit zusammengezogenen Schultern, stolperte er weiter - mit kleinen Schritten, um keinen Verdacht zu erwecken. Noch fünf Sekunden. Vier Sekunden. Drei.
    Der Mann mit dem blutverschmierten Kamelhaarmantel trat auf die erste Stufe der leeren Rolltreppe und glitt langsam aus dem Blickfeld.
    Jetzt!
    Die Untätigkeit war genauso anstrengend gewesen wie die körperlichen Strapazen. Jeder Nerv in Bens Körper zuckte. So raumgreifend wie möglich rannte er die Stufen hinunter.
    Cavanaugh musste den Informationsstand inzwischen erreicht haben. Jeden Moment würde er die Rolltreppe hinunterstürzen. Es kam auf jede Sekunde an.
    Ben rannte wieder los. Das zweite Untergeschoss war ein wahres Labyrinth. Es gab keinen geraden Weg zur anderen Seite des Bahnhofplatzes. Nur zahllose Gänge mit Verkaufsständen aus Holz und Glas, die Handys, Zigarren, Uhren und Poster anboten.
Für den gemütlich herumbummelnden Kunden waren sie Inseln der Verlockung, für ihn Hindernisse.
    Immerhin boten sie Sichtschutz. Sie verringerten die Gefahr, aus größerer Entfernung erschossen zu werden. Was Ben Zeit gab. Vielleicht genügend Zeit, um das zu finden, wonach er suchte: einen Schutzschild.
    Er rannte an Läden vorbei: Foto Video Ganz, Restseller Buchhandlung, Präsente Stickler, Microspot. Eine Kinderboutique, in deren grün und weiß lackierten Schaufensterrahmen Efeuranken eingeschnitzt waren, voll gestopft mit flauschigen Plüschtieren. Das Chrom und Plastik einer Swisscom-Filiale. Alle priesen Waren und Dienstleistungen an, die Ben im Moment sehr wertlos erschienen. Dann sah er - rechts vor sich, neben einer Filiale der Credit Suisse/Volksbank - ein Koffergeschäft. Im Fenster stapelten sich weiche Lederkoffer - für ihn nutzlos. Was er brauchte, entdeckte er im Verkaufsraum: einen großen Aktenkoffer aus gebürstetem Stahl. Das würde reichen, auch wenn die Stahlverkleidung sicher mehr Schein als Sein war. Es musste reichen. Er lief in den Laden, riss den Koffer vom Bord und rannte wieder nach draußen, während der blasse und schwitzende Besitzer hysterisch in Schweizerdeutsch ins Telefon plapperte. Keiner kümmerte sich um Ben, keiner wollte mit dem Wahnsinn etwas zu tun haben.
    Ben hatte seinen Schutzschild, aber

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