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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Richtlinien der Bundesbehörden sahen vor, dass sich ein Agent in einem fremden Land erst bei der dortigen Botschaft zu melden hatte. Anna würde nichts Derartiges tun. Das Risiko einer undichten Stelle war einfach zu groß. Wenn es Ärger gäbe, würde sie sich eben später mit der Protokollabteilung herumschlagen müssen.
    Nachdem sie in der überfüllten Flughafenhalle ein Münztelefon ausfindig gemacht hatte, knobelte sie aus, wie hier ihre Telefonkreditkarte
funktionierte, und hörte dann den Anrufbeantworter in ihrem Washingtoner Büro ab.
    Arliss Dupree wollte wissen, wann sie ihren Dienst in der OSI-Abteilung wieder antreten könne, und Sergeant Arsenault von der RCMP ließ sie wissen, dass der toxikologische Bericht eingetroffen sei. Über das Ergebnis schwieg er sich aus.
    Als sie im RCMP-Hauptquartier in Ottawa anrief, hing sie volle fünf Minuten in der Warteschleife, während man Jagd auf Ron Arsenault machte.
    »Wie läuft’s da unten, Anna?«
    Als sie seine Stimme hörte, wusste sie schon Bescheid. »Nichts rausgekommen, stimmt’s?«
    »Tut mir Leid.« Seine Stimme klang allerdings nicht so. »Sieht ganz so aus, als hätten Sie hier oben Ihre Zeit verschwendet.«
    »Glaube ich nicht.« Sie versuchte sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. »Das Entscheidende ist die Existenz der Einstichstelle. Was dagegen, wenn ich selbst mit dem Toxikologen spreche?«
    Er zögerte kurz. »Warum nicht. Ändert aber auch nichts.«
    »Wäre mir wohler, wenn ich selbst mit ihm sprechen könnte.«
    »Klar, kein Problem.« Arsenault gab ihr eine Nummer in Halifax.
    Im Flughafen ging es laut und chaotisch zu. Sie konnte kaum die Stimme am anderen Ende der Leitung verstehen.
    Der Toxikologe hieß Denis Weese. Er hatte eine hohe, heisere und alterslose Stimme. Sie hätte mit einem Sechzig- oder einem Zwanzigjährigen sprechen können.
    »Wir haben alle Tests gemacht, die Sie angefordert haben. Plus ein paar Extra-Untersuchungen«, sagte er zurückhaltend.
    Sie versuchte sich vorzustellen, wie er aussah, und entschied sich für klein mit Glatze. »Vielen Dank, dass Sie sich die Mühe gemacht haben.«
    »Die Untersuchungen waren extrem teuer.«
    »Für die Kosten kommen wir auf. Eine Frage: Gibt es nicht Substanzen, Toxine, die die Blut-Hirn-Schranke überschreiten und dann nicht mehr zurückgelangen?« Arthur Hammond, ihr privater Giftexperte, hatte diese Möglichkeit beiläufig erwähnt.
    »Ja, die gibt es.«

    »Und die könnte man dann nur in der Rückenmarksflüssigkeit feststellen?«
    »Möglich, aber drauf verlassen würde ich mich nicht.« Nach seinem etwas spöttischen Tonfall zu urteilen, schien er nicht viel von ihren Theorien zu halten.
    Sie wartete, aber er sprach nicht weiter. Dann stellte sie die nahe liegende Frage: »Was halten Sie von einer Rückenmarkspunktion?«
    »Geht nicht.«
    »Warum?«
    »Erstens: Es ist so gut wie unmöglich, bei einem Toten eine Rückenmarkspunktion durchzuführen. Kein Druck. Die Flüssigkeit würde nicht abfließen. Zweitens: Ich hab keine Leiche mehr.«
    »Schon unter der Erde?« Sie biss sich auf die Unterlippe. Verdammt.
    »Die Aufbahrung ist heute Nachmittag. Man hat den Körper schon in die Leichenhalle zurückgeschafft. Die Beerdigung findet morgen früh statt.«
    »Sie könnten doch noch in die Leichenhalle fahren, oder?«
    »Könnte ich, theoretisch. Aber weshalb sollte ich?«
    »Sind Augenwasser und Rückenmarksflüssigkeit nicht das gleiche?«
    »Ja.«
    »Dann könnten Sie doch davon eine Probe nehmen?«
    Eine Pause. »Das hatten Sie nicht angeordnet.«
    »Was ich hiermit nachhole.«

    Mettlenberg, St. Gallen, Schweiz

    Liesl hatte sich wieder beruhigt, und die Tränen, die ihr auf die weiße Bluse getropft waren, begannen zu trocknen.
    Natürlich war sie es. Wie hatte er nur so blind sein können?
    Sie saßen jetzt in ihrem Renault. Ben musste daran denken, dass er so wie jetzt neben Liesl auch neben Peter in dessen Pick-up gesessen hatte.
    Sie schaute stumm geradeaus. Ab und zu drangen Motorengeräusche zu ihnen.

    Schließlich fing sie an zu sprechen. »Du bist hier nicht sicher.«
    »Ich habe meine Vorkehrungen getroffen.«
    »Wenn dich jemand mit mir sieht...«
    »Wird er denken, dass ich Peter bin.«
    »Aber die Leute, die Peter umgebracht haben, die wissen Bescheid. Was, wenn sie auch mich ins Visier nehmen?«
    »Dann wärst du nicht mehr hier«, sagte Ben. »Dann wärst du schon tot.«
    Nach einer kurzen Pause fragte sie: »Wie bist du hierher

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