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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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beobachtete genau Bartletts Reaktion. Er nickte kurz und heftig - er hatte es schon gewusst.
    »Die Frage lautet: Warum der Umweg über die Caymans?«, sagte er. »Warum nicht direkt aus Highsmiths Nachlass?«
    Anna zuckte mit den Schultern. »Das ist nur eine von vielen Fragen. Vielleicht können wir den Weg des Geldes zurückverfolgen und feststellen, ob es wirklich aus Highsmiths Vermögen stammt. Nach meinen Erfahrungen mit gewaschenem Drogengeld würde ich mir da allerdings keine allzu großen Hoffnungen machen.«
    Bartlett nickte. »Was ist mit der Witwe?«
    »War keine Hilfe. Möglich, dass Sie was verheimlicht. Aber ich hatte eher den Eindruck, dass sie von den Geschäften ihres Mannes kaum etwas wusste. Hat ihren Mann für ein bisschen verrückt gehalten. Übrigens war Mailhot anscheinend nicht der Meinung, dass Highsmith durch einen Unfall ums Leben gekommen ist.«
    »Ach wirklich?«, sagte Bartlett mit leicht ironischem Unterton.
    »Offenbar teilen Sie seine Meinung. Und Sie haben auch von der Verbindung Highsmith-Mailhot gewusst. Gab’s über Highsmith auch eine Sigma-Akte?«
    »Das ist nicht von Belang.«

    »Entschuldigung, aber darüber würde ich mir gern selbst ein Urteil bilden. Ich habe ohnehin den Eindruck, dass ich Ihnen kaum Neues berichte.«
    Bartlett nickte. »Highsmith gehörte zu Sigma, stimmt. In diesem Fall beide - Herr und Diener. Highsmith hatte anscheinend großes Vertrauen zu Mailhot.«
    »Und jetzt sind sie auf ewig vereint«, sagte Anna grimmig.
    »Sie haben in Halifax hervorragende Arbeit geleistet«, erklärte Bartlett. »Ich hoffe, das ist Ihnen klar. Zudem hoffe ich, dass Sie Ihre Koffer noch nicht ausgepackt haben. Scheint, als hätten wir einen ganzen frischen Fall.«
    »Wo?«
    »In Paraguay. Asunción.«
    Ein frischer Fall. Sie musste zugeben, dass die Worte so faszinierend wie abschreckend klangen. Gleichzeitig war sie höchst frustriert und beunruhigt über die selbstherrliche Art, wie Bartlett mit Informationen umging. Sie musterte sein Gesicht. Es war so vollkommen nichts sagend, dass sie ihn dafür fast bewunderte. Was genau wusste er? Was verheimlichte er vor ihr?
    Und warum?

11. KAPITEL
    St. Gallen, Schweiz

    Ben Hartman war in den beiden letzten Tagen nur unterwegs gewesen. Von New York nach Paris. Von Paris nach Straßburg. Von Straßburg mit einem Zubringerflug nach Mülhausen, das nahe der deutschen und schweizerischen Grenze auf französischem Boden lag. Von dort ging es mit dem Taxi weiter zum außerhalb von Basel gelegenen Regionalflughafen Basel-Mülhausen.
    Hier mietete er ein kleines Flugzeug, das ihn ins Fürstentum Liechtenstein brachte. Weder der Betreiber der Charterfirma noch der Pilot stellten irgendwelche Fragen. Warum wollte ein offenbar wohlhabender Geschäftsmann bei seinem Trip in eines der Geldwäschezentren der Welt Grenzübergänge vermeiden? Die stillschweigende Übereinkunft lautete: keine Fragen.
    Er landete um ein Uhr nachts in Liechtenstein und übernachtete in einer kleinen Pension außerhalb von Vaduz. Am nächsten Morgen machte er sich auf die Suche nach einem Piloten, der ihn in die Schweiz fliegen würde, ohne dass sein Name auf einer Fracht- oder Passagierliste auftauchte.
    In Liechtenstein war das Outfit des internationalen Geschäftsmannes - der Zweireiher von Kiton, die Krawatte von Hermes, das Hemd von Charvet - nichts als Tand. Das Fürstentum unterschied streng zwischen In- und Outsider, zwischen Anbieter und Schmarotzer, zwischen Besitzer und Habenichts. Es war kennzeichnend für die Sippenwirtschaft des Fürstentums, dass sowohl das Parlament wie auch der Fürst die Einbürgerung eines Ausländers formell bestätigen mussten.
    Ben Hartman wusste, wie man an Orten wie diesem aufzutreten hatte. Früher hatte ihn das mit einer Art moralischem Unbehagen
erfüllt; die Privilegien waren ihm wie ein unauslöschliches Kainsmal erschienen. Heute betrachtete er sie nur noch als taktischen Vorteil, den er sich zunutze machte. Zwanzig Kilometer südlich von Vaduz gab es einen kleinen Landeplatz, der hin und wieder von Geschäftsleuten mit ihren Privatjets oder Hubschraubern benutzt wurde. Dort erklärte Ben einem mürrischen älteren Mann vom Bodenpersonal in unbestimmten, aber dennoch unmissverständlichen Worten, was er wollte. Der wortkarge Mann musterte ihn von oben bis unten und kritzelte dann eine Telefonnummer auf die Rückseite eines Frachtzettels. Ben gab ihm ein großzügiges Trinkgeld. Als er die Nummer anrief, meldete sich

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