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Das silberne Dreieck

Das silberne Dreieck

Titel: Das silberne Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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können - bis zur Mordnacht. Er fuhr mit seinem Taxi durch eine der Straßen im Nordwesten, als er sah wie eine Frau von einem Autobus umgerissen wurde. Er wäre selbst beinahe über sie hinweggefahren. Er hielt den Wagen an, sprang ab, hob die Verunglückte auf und blickte zu seinem Entsetzen in das eingefallene Gesicht seiner Frau. Dann hob er sie in seinen Wagen und fuhr schleunigst nach dem nächsten Hospital. Dort, im Wartezimmer, bevor der Arzt gerufen worden war, erzählte ihm die sterbende Frau in abgerissenen Worten die Geschichte ihres Unglücks. Sie war schon tot, bevor sie auf den Operationstisch gelegt wurde - ein Glück für sie, wie sich später herausstellte.
    Das alles war mir schon zum Teil bekannt, bevor ich nach dem Hospital kam. Dort erfuhr ich, daß ein Unbekannter mehr als ausreichende Mittel hinterlegt hatte, um die Tote nach Tetley bringen und dort begraben zu lassen. Ich ahnte das schon, bevor ich noch Grains gepackten Koffer gesehen hatte. Er verließ das Hospital, halb wahnsinnig vor Kummer und Haß. Es regnete in Strömen. Langsam fuhr er Pall Mall entlang und hatte Glück, wenn man so sagen will, denn gerade in diesem Augenblick pfiff der Clubportier nach einem Taxi. Grain hielt seinen Wagen vor dem Portal an. Slane stieg ein.
    In der Mall hielt Grain unter dem Verwände an, ein Reifen wäre geplatzt, brach das Schloß der Parktür auf und wartete, bis niemand in Sicht war. Dann zog er den halbbetrunkenen Mann aus dem Wagen und schleppte ihn in den Park ... Slane war nüchtern genug, als Grain ihm seine Geschichte erzählt hatte. Grain schwört, daß er seinem Gegner alle Chancen gab; daß es ein ehrlicher Kampf war, Mann gegen Mann, aber Slane riß einen Revolver heraus. Grain tötete ihn, um sein eigenes Leben zu retten. Das mag wahr sein oder auch nicht - wer kann das wissen?
    Grain blieb kühl bis zum Schluß. Unbeobachtet stieg er in sein Taxi, fuhr nach Albert Palace, wartete bis der Fahrstuhl nach oben gegangen war und lief dann die Treppe hinauf. Er hatte Slanes Schlüsselbund mitgenommen; glücklicherweise öffnete schon der erste die Wohnungstür. Seine Absicht war, die Wohnung zu durchsuchen, um alles an sich zu nehmen, das den Namen seiner Frau kompromittieren könnte. Dann hörte er aber den Portier im fünften Stock ›Gute Nacht‹ rufen. Er warf die Tür zu, flog die Treppe hinunter und war nur einige Sekunden vor dem Portier in der Halle.«
    »Das wollen wir doch nicht der Polizei erzählen?« fragte Manfred bedächtig. Poiccart, am anderen Ende des Tisches, lachte kurz auf.
    »Die Geschichte ist viel zu gut, als daß die Polizei sie jemals glauben würde!«

5 - Der SOS-Scheck
    »Mr. Storn engagierte mich als zweiten Diener. Ich war froh, denn die Stellung schien gut; nur mit den anderen Dienstboten vertrug ich mich nicht recht; aber daß man mich sofort vor die Tür setzte, ohne Kündigung und ohne alles, nur weil ich zufällig ein Wort auf arabisch sagte -«
    »Arabisch?« fragte Leon Gonsalez überrascht. »Sprechen Sie denn arabisch?«
    Tenley, der entlassene Diener, grinste.
    »Vielleicht ein Dutzend Worte: Nach dem Krieg war ich bei der Besatzung in Konstantinopel und habe da ein bißchen von der Sprache aufgeschnappt. Ich putzte den silbernen Präsentierteller in der Halle und sagte, ohne mir was zu denken, auf arabisch ›das ist gut‹, als ich Mr. Storns Stimme hinter mir hörte.
    ›Sie sind auf der Stelle entlassen‹, sagte er, und bevor ich überhaupt zur Besinnung kam, stand ich schon mit einem Monatslohn in der Tasche vor der Tür.«
    Der Mann, der den Bewohnern des kleinen Hauses in der Curzon Street sein Leid klagte, war wütend und bemühte sich, seinen früheren Chef möglichst schlechtzumachen.
    Gonsalez nickte.
    »Sehr interessant, aber warum erzählen Sie uns das?«
    Schon oft hatte er die gleiche Frage an Besucher gerichtet, die mit belanglosen Klagen nach dem Haus des silbernen Dreiecks gekommen waren.
    »Warum? Weil da noch etwas anderes dahintersteckt«, erwiderte der Mann unsicher. Vielleicht hatte sich seine Empörung etwas gelegt. »Warum schmeißt man mich raus, weil ich arabisch gesprochen habe? Was soll das Bild in Storns Zimmer bedeuten - die erhängten Männer?«
    Leon richtete sich auf.
    »Erhängte Männer? Was wollen Sie damit sagen?«
    »Das ist eine große Fotografie, die hinter der Wandtäfelung angebracht ist. Sie können sie nur sehen, wenn ein Brett der Täfelung geöffnet wird. Aber ich kam eines Tages in sein Zimmer, und es

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