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Das silberne Dreieck

Das silberne Dreieck

Titel: Das silberne Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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gegangen. Er hatte das Haus zeitig genug verlassen, um noch den letzten Zug nach dem Kontinent erreichen zu können. In seiner panikartigen Angst war er geflohen, ohne an Gepäck auch nur soviel wie ein Taschentuch mitzunehmen. Mr. Levingrou, der von der Flucht seines Teilhabers keine Ahnung hatte, war im Begriff, nach seinem Schlafzimmer hinaufzugehen, als laut an die Haustür geklopft wurde. Er wandte sich dem Diener zu.
    »Sehen Sie mal nach, wer das ist«, brummte er mißgestimmt, blieb aber neugierig in der Halle stehen.
    Als sich die Tür öffnete, erschien die gedrungene Gestalt eines Polizeibeamten.
    »Levingrou?« fragte er kurz.
    Mr. Levingrou ging auf ihn zu.
    »Das ist mein Name.«
    Der Beamte trat näher.
    »Bitte kommen Sie mit auf die Wache.« Sein Benehmen war schroff, beinahe grob. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte Levingrou eine unbestimmte Angst in sich aufsteigen.
    »Auf die Polizeiwache? Warum denn?«
    »Das werde ich Ihnen erklären, wenn Sie dort sind.«
    »Aber das ist ja unerhört!« fuhr der dicke Mann auf. »Ich werde sofort meinen Anwalt anrufen.«
    »Wollen Sie ruhig mitkommen, oder ...?«
    Im Ton des Beamten lag eine solche Drohung, daß Jules sofort nachgab.
    »Schon gut, Inspektor. Ich komme schon mit, ich glaube aber, Sie haben sich einen schweren Mißgriff zuschulden kommen ...«
    Ohne daß der Beamte seine Worte beachtete, zog er ihn aus der Halle, die Stufen hinunter und in das wartende Taxi.
    Es war kein gewöhnliches Taxi. Die Gardinen waren heruntergelassen. Zwei andere Männer saßen auf den Sitzen ihm gegenüber; der Polizeiinspektor nahm neben seinem Gefangenen Platz.
    Jules konnte nicht sehen, wohin sie fuhren. Fünf Minuten vergingen, zehn Minuten - die nächste Polizeiwache konnte doch nicht so weit entfernt sein. Er wagte eine Frage.
    »Zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf«, antwortete eine ruhige Stimme. »Wir bringen Sie nicht nach der Wache.«
    »Ja, aber wohin denn?«
    »Das werden Sie schon sehen«, war die Antwort.
    Beinahe eine Stunde verging, bis das Auto vor einem im Dunkel liegenden Haus vorfuhr. Der »Inspektor« befahl ihm kurz, rasch auszusteigen. Das Haus schien unbewohnt zu sein. Sie führten Levingrou eine Steintreppe nach dem Keller hinunter, öffneten eine schwere Eisentür und stießen ihn hinein.
    Im gleichen Augenblick flammte eine kleine Deckenlampe auf. Jules befand sich in einem zellenartigen Raum, in dem ein Bett stand. Eine schmale Öffnung führte in einen Nebenraum - Waschzimmer und Toilette, wie man ihm mitteilte. Was aber Levingrou am meisten erschreckte, was ihm das Blut in den Adern erstarren ließ, waren die Masken, hinter denen sich die Gesichter der beiden Männer verbargen: der »Inspektor« war verschwunden, und trotz aller Mühe konnte sich Jules die Gesichtszüge des Mannes nicht ins Gedächtnis zurückrufen.
    »Sie bleiben hier und verhalten sich ruhig. Machen Sie sich keine Sorgen, daß irgend jemand durch Ihr Verschwinden beunruhigt sein könnte.«
    »Aber ... aber meine Tochter!« stammelte Levingrou entsetzt.
    »Ihre Tochter? Ihre Tochter reist morgen früh mit einem Mr. Gordon nach Argentinien - genauso wie so viele Töchter anderer Väter auch.«
    Levingrou starrte ihn sprachlos an, machte einen Schritt auf ihn zu und brach dann bewußtlos auf dem Boden zusammen.
    Sechzehn Tage vergingen; sechzehn Tage ununterbrochener Höllenqualen für den jammernden, halb wahnsinnigen Mann, der stundenlang wie ein wildes Tier in seiner Zelle auf und ab lief, bis er schließlich erschöpft auf sein Bett fiel. Und an jedem Morgen erschien ein maskierter Mann, der ihm das Leben der unglücklichen Mädchen in allen Einzelheiten schilderte, der ihm das verrufene Haus in Antofagasta beschrieb, das Valerie Levingrou beherbergen würde; man erzählte ihm von einem gewissen »Pietro« - auch die Fotografie des Mannes wurde ihm gezeigt -, der der Herr dieser Hölle auf Erden war.
    »Ihr Teufel! Ihr verfluchten Teufel!« schrie Levingrou außer sich und schlug wild nach seinem Peiniger. Aber der andere packte ihn und warf ihn auf sein Bett zurück.
    »Sie müssen Gordon keinen Vorwurf machen«, spottete er. »Er muß doch seinen Lebensunterhalt verdienen - er ist doch nur der Agent des Mannes, der diese schönen Häuser besitzt.«
    Und an einem Morgen - es war der achtzehnte - kamen drei maskierte Männer, die ihm erzählten, daß Valerie in Antofagasta eingetroffen sei und mit ihren. Pflichten als Tanzgirl vertraut gemacht würde

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