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Das silberne Dreieck

Das silberne Dreieck

Titel: Das silberne Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Aufregung kaum sprechen.
    »Zeig mir mal den Brief.« Er nahm ihn und las ihn aufmerksam durch. »Er will dich doch nur sprechen - nichts weiter. Hast du jemals von den ›Vier Gerechten‹ gehört?«
    Jules runzelte die Brauen.
    »Die sind doch tot? Vor Jahren habe ich das mal gelesen.«
    »Nein, sie sind lebendig, sehr lebendig sogar«, versetzte der andere grimmig. »Sie haben von der Regierung Amnestie erhalten und ein Büro in der Curzon Street aufgemacht.«
    Schnell gab er einen kurzen Bericht über diese eigenartige Vereinigung, die Jahre hindurch der Schrecken aller der Übeltäter gewesen war, denen es gelang, durch die Maschen des Gesetzes zu schlüpfen. Jules Levingrous Gesicht wurde immer länger.
    »Aber das ist ja unerhört!« stieß er schließlich hervor. »Woher sollten diese Menschen denn unsere Namen wissen ..., und sie würden ja auch gar nicht wagen ...«
    Bevor Henry noch antworten konnte, wurde leise angeklopft. Ein Diener erschien auf der Türschwelle und überreichte dem Hausherrn auf silberner Schale eine Visitenkarte. Jules nahm sie, rückte die Brille zurecht, las den Namen und dachte einen Augenblick nach. »Ich lasse bitten.«
    »Leon Gonsalez«, flüsterte Henry, als sich die Tür hinter dem Diener geschlossen hatte. »Siehst du das kleine silberne Dreieck auf der Karte? Das ist ihr Geschäftszeichen. Er ist es wirklich!«
    »Puh!« lachte der andere spöttisch. »Und warum kommt er? Um seine Dienste anzubieten! Du wirst es ja sehen.«
    Leon Gonsalez betrat das Zimmer; elegant, höflich, ein leichtes Lächeln auf seinem feinen, hageren Gesicht. Lebhaft blickte er von einem der beiden Männer zum anderen.
    »Sie sind es«, sagte er und wies auf Jules.
    Monsieur Jules fuhr zusammen. Es lag beinahe eine Drohung in dem Finger, der auf ihn wies.
    »Sie wünschten mich zu sprechen?« Er versuchte, etwas von seiner verlorenen Würde wiederzufinden.
    »Allerdings«, versetzte Leon ruhig. »Zu meinem Bedauern bin ich früher noch nie persönlich mit Ihnen zusammengetroffen. Mein Freund Manfred, von dem Sie sicherlich gehört haben, kennt Sie vom Sehen, und mein sehr lieber Kamerad Poiccart ist so genau mit Ihnen bekannt, daß er Ihr Gesicht zeichnen könnte - was er übrigens gestern abend bei Tisch gemacht hat, auf das Tischtuch, sehr zum Ärger unserer sparsamen Haushälterin!«
    Levingrou war auf der Hut; in den lächelnden Augen seines Gegenübers lag ein Ausdruck, der ihm Besorgnis einflößte.
    »Darf ich fragen, was Sie zu mir ...«, begann er.
    »Ich komme als der friedfertigste Mensch zu Ihnen.« Leon lächelte ihn an; seine Augen blitzten wie von unterdrücktem Lachen. »Verzeihen Sie diese Lüge, Mr. Levingrou, denn es ist natürlich eine Lüge. Ich komme, um Sie zu warnen. Wenn Sie Ihre - häßlichen kleinen Geschäfte nicht aufgeben, werden Sie allerhand Unannehmlichkeiten durchzumachen haben. Bis jetzt kennt die Polizei das Cafe d'Espagnol und seine eigenartigen Attraktionen noch nicht.«
    Er griff in die Tasche seines Mantels - mit einer der kurzen, schnellen Bewegungen, die so charakteristisch für ihn waren - und zog ein Blatt Papier heraus.
    »Ich habe hier eine Liste von zweiunddreißig jungen Mädchen, die im Laufe der letzten beiden Jahre in Ihren verschiedenen Unternehmungen untergebracht wurden. Sie können das ruhig lesen«, er hielt Jules den Bogen hin, »wenn Sie Lust haben; ich habe noch eine Kopie. Vielleicht interessiert es Sie, daß diese Liste hier das Ergebnis monatelanger Nachforschungen darstellt.«
    Jules blickte nicht einmal auf das Papier, sondern zuckte die Achseln und ließ es, als Leon es ihm gab, auf den Boden fallen.
    »Ich verstehe kein Wort von allem«, sagte er. »Wenn Sie nichts Geschäftliches mit mir zu besprechen haben, halte ich es für besser, wir brechen diese Unterredung ab. Guten Abend!«
    »Mein lieber Freund ...« Leons Stimme klang etwas leiser, und seine Augen schienen bis in das Innerste des Mannes zu dringen, der wie ein aufgeblasener Frosch in den seidenen Kissen des Sessels saß. »Mein lieber Freund, Sie werden Telegramme an Ihre sämtlichen Vertreter senden und ihnen auftragen, die betreffenden jungen Mädchen freizugeben und sie mit einer angemessenen Entschädigung und einer Fahrkarte erster Klasse nach London zurückzusenden.«
    Levingrou zog die Schultern hoch.
    »Ich begreife beim besten Willen nicht, was Sie eigentlich wollen. Es kommt mir vor, als ob man Sie mit irgendeiner lächerlichen Geschichte zum Narren gehalten

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