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Das silberne Dreieck

Das silberne Dreieck

Titel: Das silberne Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Herrn zuging, der allein an einem der kleinen Tische saß.
    »Aber, mein lieber Mr. Gonsalez«, lachte er, »was machen Sie denn hier? Das ist der letzte Platz in der ganzen Welt, wo ich erwartet hätte, Sie zu finden! In Limehouse, in den Höhlen und Zufluchtsstätten der Unterwelt kann ich Sie mir vorstellen, aber hier im Leiter-Club. Wirklich, mein Lieber, ich muß mich in Ihrem Charakter getäuscht haben.«
    Leon lächelte, goß etwas mehr Rheinwein in den langstieligen Römer und trank bedächtig einige Schlucke.
    »Mein lieber Mr. Thurles«, näselte er, »das hier ist meine Unterwelt. Zum Beispiel der dicke Herr da drüben, der so tapfer mit der starken Dame herumhopst. Er bricht allerdings nicht in die Häuser ein, hat auch keinen Totschläger in der Tasche, verkauft aber wertlose Aktien, vorzugsweise an mehr oder weniger lebenslustige Witwen, und ist bei dem Geschäft dick und fett geworden. Eines Tages werde ich mir mal diesen Herrn vornehmen - es wird ihm nicht sehr angenehm sein.«
    Thurles lachte, als er sich an den Tisch setzte.
    »Das wird schwierig sein, Mr. Bonsor True hat viel zuviel Geld, als daß man an ihn herankönnte ... Wenn er auch ein noch so großer Schuft ist.«
    Leon steckte eine Zigarette in seine lange Bernsteinspitze und schien durch diese Beschäftigung völlig in Anspruch genommen zu sein.
    »Vielleicht hätte ich diese schreckliche Drohung gar nicht aussprechen dürfen«, sagte er endlich. »True ist doch der Freund einer Ihrer Klientinnen?«
    »Mrs. Creens?« Thurles war sichtlich überrascht. »Das wußte ich gar nicht.«
    »Vielleicht habe ich mich auch getäuscht«, sagte Leon und wechselte das Thema.
    Er wußte sehr gut, daß er sich nicht geirrt hatte. Der dicke Aktienschwindler war an jenem Abend, als Margaret Lein spurlos verschwand, als einziger Gast bei Mrs. Creen gewesen, und das Merkwürdigste dabei war, daß keiner von beiden weder der Polizei noch dem ›Silbernen Dreieck‹ hiervon die geringste Mitteilung gemacht hatte.
    Mrs. Creen bewohnte eine kleine Wohnung in der Nähe von Hannover Court; sie war eine hübsche, junge Witwe mit etwas scharfen Gesichtszügen; ihr Einkommen sollte von dem Vermögen stammen, das ihr Mann ihr hinterlassen hatte. Leon, der schon von Natur aus äußerst wißbegierig war, hatte trotz sorgfältigster Nachforschungen weder herausfinden können, daß sie jemals einen Mann gehabt hatte, noch daß diese problematische Persönlichkeit gestorben wäre. Er wußte nur, daß Mrs. Creen häufig Reisen nach dem Ausland machte, manchmal sogar bis nach Rumänien, und auf ihren Reisen ständig von der verschwundenen Margaret begleitet wurde; er hatte erfahren, daß sie in Prag, Budapest, Wien, auch einmal in Warschau glänzende Gesellschaften gab, die Unsummen verschlangen, und - daß sie doch ganz zufrieden zu sein schien, von einem Luxusleben, das wenigstens 150 Pfund pro Woche verschlang, in ihre bescheidene Wohnung zurückzukehren, deren Jahresmiete 150 Pfund betrug, und zu einem Haushalt, der kaum 7 Pfund wöchentlich kostete.
    Leon sah noch eine Zeitlang den tanzenden Paaren zu, winkte dann einen Kellner herbei und beglich seine Rechnung. Der Anwalt hatte inzwischen seine Gesellschaft wieder aufgesucht. Mr. Bonsor True saß inmitten eines vergnügten Kreises, und Leon fragte sich lächelnd, ob der gerissene Aktienschwindler wohl so fröhlich sein würde, wenn er wüßte, daß er, Leon, in seiner Brusttasche die Abschrift eines Trauscheines hatte, den er an diesem Morgen endlich ausfindig gemacht hatte.
    Eine glückliche Eingebung hatte ihn in das Somerset House geführt, wo er das Dokument gefunden hatte.
    Er blickte nach der Uhr; so spät es auch war, hatte er doch Hoffnung, von Mrs. Creen noch empfangen zu werden. Sein Wagen stand auf dem Wellington Place, und kaum zehn Minuten später hielt er schon vor der Haustür von Hannover Mansions. Der Fahrstuhl brachte Leon in den dritten Stock. Die Flurlampe in Nr. 1009 brannte noch, und er läutete. Mrs. Creen öffnete ihm selbst die Tür. Augenscheinlich schien sie jemand anderes zu erwarten, denn sie fuhr erstaunt zurück.
    »Oh, Sie sind es, Mr. Gonsalez!« rief sie und fügte schnell hinzu: »Haben Sie von Margaret gehört?«
    »Ich kann Ihnen darauf im Augenblick weder mit ›ja‹ noch mit ›nein‹ antworten«, versetzte Leon. »Darf ich Sie einen Augenblick sprechen?«
    Etwas in seinem Ton schien sie zu beunruhigen.
    »Ist es nicht schon sehr spät?« »Das schon, aber Sie würden mir einen

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