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Das silberne Dreieck

Das silberne Dreieck

Titel: Das silberne Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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...
    Zitternd verbrachte Jules Levingrou diese Nacht in einer Ecke seiner Zelle. Um drei Uhr morgens erschienen die drei wieder und hielten den halb Bewußtlosen fest. Die feine Nadel einer Spritze bohrte sich in seinen Arm.
    Als Levingrou erwachte, glaubte er zu träumen. Er saß in einem Sessel seines Salons, wohin ihn die drei maskierten Männer gebracht hatten.
    Der Diener kam herein, der beim Anblick seines Herrn das Tablett fallen ließ, das er in der Hand hielt.
    »Herr Gott, Sir!« stotterte er. »Wo - wo kommen Sie denn auf einmal her?«
    Levingrou war keines Wortes mächtig, konnte nur den Kopf schütteln.
    »Wir dachten, Sie wären in Deutschland, Sir.«
    Die Kehle war Levingrou wie zusammengeschnürt, und nur mühsam brachte er die Worte hervor:
    »Haben Sie Nachrichten von ... meiner Tochter ...?«
    »Miss Valerie, Sir?« Der Diener war erstaunt. »Aber ja, Sir. Miss Valerie ist in ihrem Zimmer, schläft noch. In der Nacht, als Miss Valerie vom Theater zurückkam, war sie erst etwas unruhig, weil Sie nicht zu Hause waren, aber dann kam ja Ihr Brief, in dem Sie Miss Valerie mitteilten, daß Sie ganz plötzlich nach Deutschland reisen müßten.«
    Der Diener starrte ihn an; Erstaunen und Schrecken lagen in seinem Blick. Jules stand unsicher auf und ging langsam nach dem Spiegel. Ein fremdes Gesicht sah ihm entgegen. Haar und Bart waren schneeweiß.
    Er schwankte nach seinem Schreibtisch, riß ein Schubfach auf und ergriff einen Stoß Telegrammformulare.
    »Sofort einen Boten nach dem Telegrafenamt.« Seine Stimme war heiser und zitterte. »Ich muß vierzehn Telegramme nach Südamerika senden.«

7 - Überlistet
    Der Herr, den Poiccart in Manfreds Zimmer führte, war unverkennbar ein ehemaliger Offizier. Er war tadellos gekleidet und hatte trotz seiner sechzig Jahre eine Haltung bewahrt, um die ihn so mancher junge Mann beneiden konnte. Ein pensionierter General, dachte Manfred; aber er bemerkte auch gleichzeitig etwas, das sein Besucher vergeblich zu verbergen suchte. Der Mann vor ihm mußte Schweres durchgemacht haben. Ein gewisser, kaum zu beschreibender Ausdruck lag auf seinem Gesicht, eine unterdrückte Angst in seinen Augen. Manfred, dieser erfahrene Psychologe, sah, daß er einen gebrochenen Menschen vor sich hatte.
    »Mein Name ist Pole - Generalmajor Sir Charles Pole«, sagte der Besucher, als Poiccart ihm einen Stuhl angeboten und sich diskret zurückgezogen hatte.
    »Und Sie wollen mich in Sachen Mr. Bonsor True sprechen«, versetzte Manfred ohne weiteres und lachte, als der andere nervös zusammenfuhr. »Nein, nein, halten Sie mich nicht für übermäßig scharfsinnig«, fuhr Manfred freundlich fort. »So viele haben mich schon in der gleichen Angelegenheit aufgesucht, und ich glaube, ich kenne Ihre Geschichte, ohne sie gehört zu haben. Sie haben sich bei Mr. Bonsor Trues Petroleumspekulationen beteiligt und einen großen Teil Ihres Geldes verloren. War es wirklich Petroleum?«
    »Zinn«, antwortete der andere. »Nigeria-Zinn-Minen. Sie haben wohl von meinem Pech gehört?«
    Manfred schüttelte den Kopf.
    »Ich habe von so vielen Menschen gehört, die leider Vertrauen zu Mr. True hatten. Wieviel haben Sie denn verloren?«
    »Fünfundzwanzigtausend Pfund. Jeden Penny, den ich besaß. Ich habe mich an die Polizei gewandt, aber man hat mir gesagt, da sei nichts zu machen. Die Zinn-Minen sind ja tatsächlich vorhanden, und keiner der Briefe Mr. Trues enthält irgendwelche falschen Vorspiegelungen.«
    Manfred nickte.
    »Ihr Fall, General, ist typisch. True ist viel zu vorsichtig, um sich auch nur die geringste gesetzwidrige Handlung zuschulden kommen zu lassen. All seine, wir können ruhig sagen, Schwindeleien werden beim Lunch, beim Dinner vorgebracht, wenn kein Zeuge dabei ist; dann nehme ich auch an, daß True in seinen Briefen darauf aufmerksam machte, daß es sich hier um eine reine Spekulation handele, daß Sie Ihr Kapital nicht in goldsicheren Papieren anlegten und dergleichen mehr. Stimmt es nicht?«
    »Sie haben recht«, gab der General zu. »Die Sache erschien mir zuerst etwas zweifelhaft, und da lud er mich zum Dinner ein - ins Walkley Hotel. True erzählte mir dann, daß ungeheure Zinnlager entdeckt worden seien, daß er aber mit Rücksicht auf seine Teilhaber nicht jedem Menschen erzählen könnte, wie enorm die Verdienstmöglichkeiten sein würden. Er gab mir die Versicherung, daß mein Vermögen sich innerhalb von sechs Monaten verdoppeln würde. Mir persönlich würde das ja nicht

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