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Das silberne Dreieck

Das silberne Dreieck

Titel: Das silberne Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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zeigte ihm die Schreiben, und Leon las sie sorgfältig durch. Der Ton war etwas ungewöhnlich, auf jeden Fall nicht der, den man von einem Vormund erwarten könnte, der für das Wohlergehen seines Mündels zu sorgen hat. Hauptsächlich waren es Klagen über die großen Schwierigkeiten, die der Schreiber hatte, um das Geld für Schule und ihren Unterhalt, schließlich auch für ihre Reise nach England aufzutreiben; in keinem Schreiben war die Bemerkung vergessen, daß ihr Vater sehr wenig Geld hinterlassen hätte.
    »Und das stimmt auch«, gab sie zu. »Mein Vater hatte merkwürdige Ansichten über Geld und Wertpapiere. Er hatte sein ganzes Vermögen immer bei sich ..., in einer großen, eisernen Kassette; er war sehr zurückhaltend, und niemand wußte genau, wieviel er eigentlich besaß. Ich habe ihn immer für sehr reich gehalten, weil er«, sie zögerte einen Augenblick, »etwas - ›genau‹ ist wohl das beste Wort - war. Ich möchte um Gottes willen nicht schlecht von meinem armen Vater sprechen, aber er war niemals - großzügig, und ich war sehr überrascht, daß er außer ein paar beinahe wertlosen Aktien nur einige hundert Pfund hinterlassen hatte. Und genauso waren auch alle anderen in Melbourne erstaunt - die uns kannten, meine ich natürlich. Bis vor wenigen Monaten habe ich mich für arm gehalten, aber dann fanden die Anwälte in Melbourne ganz zufällig heraus, daß mein Vater einen Hauptanteil an einer westaustralischen Goldmine besaß, von dem kein Mensch etwas wußte. Wenn sich bewahrheitet, was sie mir geschrieben haben, werde ich noch sehr reich werden. Sie haben versucht, sich mit Mr. Plane in Verbindung zu setzen, haben aber nur zwei oder drei Antworten von ihm erhalten - eine kam aus China und war für mich, die andere, soviel ich weiß, aus Japan.«
    »Haben Sie noch den an Sie gerichteten Brief?«
    Sie zeigte ihn. Er war auf steifem Papier geschrieben, und Leon hielt ihn gegen das Licht, um das Wasserzeichen zu prüfen.
    »Was für Aktien hat Ihr Vater hinterlassen? Ich meine die Papiere, die sich nach seinem Tod vorfanden?«
    Sie dachte angestrengt nach.
    »Ich weiß, die meisten waren gänzlich wertlos. Ich erinnere mich an sie, weil ich zufälligerweise die Anzahl behalten habe - 967. Finden Sie das so komisch?«
    Leon lachte.
    »Ich glaube, Ihnen mit Sicherheit versprechen zu können, daß Sie in Zukunft weder ein Neger oder ein Hund noch sonst jemand belästigen wird. Ich rate Ihnen, sich sofort mit einem der besten Anwälte in London in Verbindung zu setzen, und kann Ihnen auch eine Adresse geben. Aber eines möchte ich Ihnen noch sagen« - in Leon Gonsalez' Augen lag ein gewinnendes Lächeln -, »machen Sie sich keine Sorgen mehr, daß Sie selbst nervenkrank werden könnten. Sie sind genauso gesund wie ich, und der Neger, die Bluthunde waren keine Einbildungen von Ihnen; auch der ›ermordete Mr. Grasleigh‹ nicht. Noch eine letzte Frage: Haben Sie eine Ahnung, womit Mr. Plane seinen Lebensunterhalt verdiente?«
    »Er hatte eine sehr kleine Farm, die er mit seiner Frau bewirtschaftete. Mein Vater hatte ihm das Geld für die Farm gegeben. Und vorher hatte er, soviel ich weiß, ein Theater in Adelaide gepachtet, aber sehr viel Geld dabei verloren.«
    »Vielen Dank, Miss Farrer. Mehr wollte ich nicht wissen.«
    Er fuhr direkt nach dem Curzon House und traf Mr. Grasleigh, der eben im Begriff war auszugehen.
    »Hallo«, sagte der Unternehmer gemütlich lachend, »Sie wollen mir doch nicht einen anderen Mord berichten?«
    »Schlimmer als Mord«, erwiderte Leon kurz, und ein eigenartiger Klang in seinen Worten verscheuchte das Lächeln von Mr. Grasleighs Lippen.
    Leon folgte ihm in das Arbeitszimmer und schloß selbst die Tür hinter sich. »Mr. Plane, soviel ich weiß?«
    Das Gesicht seines Gegenübers färbte sich plötzlich kalkweiß.
    »Was soll das bedeuten«, fuhr er auf. »Mein Name ist ...«
    »Plane - ganz richtig«, sagte Leon sehr freundlich. »Vor ein paar Jahren erfuhren Sie zufällig, daß der Mann, den Sie bestohlen hatten - Elsie Farrers Vater - reicher war, als Sie gedacht hatten, und Sie kamen auf einen etwas dummen, aber auf jeden Fall äußerst niederträchtigen Plan, wie Sie sich auch das Geld der Tochter aneignen könnten. Ein Mann mit so wenig Verstand wie Sie bildete sich natürlich ein, daß, wenn der Vater geisteskrank war, man auch die Tochter auf irgendeine Weise ins Irrenhaus bringen könnte. Wo sie Ihren Neger oder Ihre dressierten Hunde herbekommen haben, weiß

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