Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
andere Wahl«, flüsterte er. »Tu, was sie sagen.«
    Er roch nach Furcht.
    Ich schluckte mühsam. Meine Beine wollten sich nicht bewegen, und ich musste die Augen schließen, um sie zu zwingen. Hätte ich irgendetwas im Magen gehabt, wäre es hochgekommen. Die Kraftprotze gingen hinter uns, und ich fühlte mich wie ein Vogel in einer Falle.
    Wenigstens war Kayleen in Sicherheit. Vorläufig.
    Ich sah die kräftige Frau an, und sie erwiderte den Blick mit emotionslosen Augen. Ein paar Schritte lang hatte ich damit zu kämpfen, während sich meine Furcht in Wut verwandelte. Warum versuchte sie gar nicht erst, freundlich zu sein? Wenn sie es nicht tun wollte, würde ich es tun. »Entschuldige bitte, wie heißt du?«, fragte ich.
    »Kaal.« Ihre Stimme war hoch und weiblich und hatte wie die von Ghita etwas Distanziertes. Sie ballte die rechte Hand zur Faust, öffnete und schloss sie, führte sie zum Gürtel und zog sie wieder zurück. Eine Drohung?
    Weiter sagte sie nichts, und ich stellte keine weiteren Fragen.
    Ich nahm Liams Hand, die genauso verschwitzt wie meine war, und wir liefen dicht nebeneinander, ohne miteinander zu reden. Kaal und der zweite Kraftprotz waren so nahe, dass sie alles mitgehört hätten.
    Wir wurden zum zweiten Mal gekidnappt.
    Spürte Kayleen, wie wir das Tal verließen?
    Ein klarer Himmel stand über uns, während links von uns, tief unter uns, das Meer an den Klippen tanzte.
    Sie mussten vor Sonnenaufgang losmarschiert sein. Trotzdem bewegten sie sich schnell und mühelos in enger Formation. Zuerst Ghita, dann die zwei Männer, dann wir, dann die Kraftprotze. Niemand sagte etwas Belangloses. Von Zeit zu Zeit blieb Ghita stehen, um auf einen Baum oder eine Tierfährte zu zeigen und uns nach Namen zu fragen. Ich ließ Liam antworten, da er ein besseres Gedächtnis für solche Dinge hatte, und in vielen Fällen war mir klar, dass er sich irgendwelche Namen ausdachte. Ich hoffte, dass Ghita es nicht bemerkte.
    Es dauerte zwei Stunden, bis wir ihr Schiff sehen konnten, das auf einer freien, ebenen Stelle am Eingang zu einem Tal stand. Liam sah mich an und sagte: »Die Hunde leben hier. Achte auf Fährten.«
    Ich schluckte. Das größte Rudel Dämonenhunde hatte sich am hinteren Ende dieses Tals eingenistet. Von dort waren sie gekommen, als sie uns angegriffen hatten. Liam hatte es überprüft, weil er es unbedingt wissen wollte. Er hatte eine Landkarte gezeichnet, die ich mir in Erinnerung rief. Westheim lag am Ende des Goldkatzentals. Im Tal auf der anderen Seite waren wir gelandet; dort stand unser Gleiter. Es war felsiger und nicht so lebensfreundlich wie das Goldkatzental. Und auf dieser Seite erstreckte sich das Tal der Hunde.
    Hatten sie unseren Gleiter gesehen? Wenn ja, welche Schlüsse hatten sie daraus gezogen?
    Ihr Schiff stand mitten auf der Freifläche, wo das Tal der Hunde in die Grasebene überging, die bis zu den Klippen über dem Meer reichte. Im Vergleich zur schlanken und hellen Neuen Schöpfung sah es gedrungen und hässlich aus. Die Neue Schöpfung hatte auch deshalb eine solche Faszination ausgeübt, weil sie selbst nach jahrelangen Stürmen, Grasbränden und Erdbeben glänzend sauber geblieben war. In diesem Schiff waren zwei Dellen an der Seite zu erkennen. Es hatte dunkle Streifen, als wäre es durch Feuer geflogen und verkohlt worden. Auf halber Höhe zeichneten sich Umrisse von verschlossenen Türen ab – vielleicht für Gleiter? Oder für Waffen? Seltsam, dass diese Leute so perfekt und wohlgeformt aussahen und ihr Schiff den Eindruck erweckte, als wäre es in eine Schlacht geraten. Doch letztlich wirkten sowohl die Leute als auch ihr Schiff respekteinflößend. Ich ließ mich zurückfallen, bis ich neben Kaal war. »Wie lautet der Name eures Schiffs?«, fragte ich.
    »Dämmerungsmacht.«
    Ein ungewöhnlicher Name – Schönheit gepaart mit Gewalt. In abgeschwächter Form. Es passte zu diesen makellosen, gutaussehenden starken Menschen.
    Ich erschauderte, als wir Ghita über die Rampe folgten. Das Schiff roch nach Öl und Chemikalien, und irgendwo drinnen summte etwas leise. Ghita führte uns durch einen langen Korridor, dann ging es mit einem Lift nach oben, vermutlich bis zur Mitte des Schiffs. Die Innenräume waren sauber und ordentlich, die Korridore hoch, weit und abgerundet. Alles bestand aus stumpfem, schlichtem Silber. Wir stießen nur wenige Male auf andere Leute, die die gleichen Uniformen trugen. Sie nahmen Haltung an und machten uns Platz.
    Wohin Ghita auch

Weitere Kostenlose Bücher