Das silberne Schiff - [Roman]
Frauen warteten und beobachteten uns.
Ich holte tief Luft, um meinen zitternden Bauch zu beruhigen. Liam nickte mir zu. Er wollte, dass ich entschied, wie wir auf die Frage antworten wollten. Großartig! Nachdem er sein vertrautes Territorium unserer kleinen Sippe verloren hatte, war er bereit, mir die Führung zu überlassen. Gut. Wenn man nicht wusste, was man tun sollte, bot sich die Hinhaltetaktik an. Ich nickte dem Kapitän zu und sagte: »Ghita sagte, ihr seid von der Autokratie von Islas. Könntest du mir erklären, was das ist?«
Kapitän Groll und ihre Stellvertreterin wechselten einen verdutzten Blick. Dann fragte Groll mit sanfter Stimme zurück: »Woher stammt ihr?«
Ich wollte jetzt nicht über Artistos diskutieren. Vielleicht ein Instinkt oder wegen des militärischen Eindrucks, den die Dämmerungsmacht und ihre Besatzung machte. Ich wählte die neutralste Antwort, die mir einfiel. »Wir stammen von Silberheim.«
Ghita sprach. »Das haben wir bereits an eurer Genetik erkannt. Aber ihr wisst nicht, wer wir sind. Das verstehe ich nicht.« Als wäre es unmöglich, dass wir von Silberheim kamen und sie nicht kannten. Ich hielt den Mund und hoffte auf weitere Informationen. »Man hat uns gesagt«, fuhr Ghita fort, »dass Fremont von Menschen besiedelt wurde, die nicht von den fünf Planeten stammen. Wir wurden beauftragt, diese Leute zu … kontaktieren.« Bildete ich es mir nur ein, oder hatte sie kurz gezögert? Hatte sie ursprünglich etwas anderes als »kontaktieren« sagen wollen?
Kapitän Groll kam auf die eigentliche Frage zurück. »Was könnt ihr uns über sie sagen? Wie wir hörten, haben sie gegen euer Volk gekämpft.«
Auf der anderen Seite des Raumes versteifte sich Liam und beugte sich vor. »Das ist Geschichte.«
Die Augen des Kapitäns weiteten sich kaum merklich. »Aber ihr lebt nicht bei ihnen?«
Ich meldete mich zurück, bevor Liam etwas sagen konnte. »Wir sind hier, um diesen Kontinent zu erkunden.« Mir zu überlegen, was ich sagen sollte, fühlte sich an, als würde ich blind auf den Wasserfall des Samtflusses zugehen. »Wir werden abgeholt, wenn wir fertig sind, irgendwann nächstes Jahr.«
Hilfesuchend sah ich Liam an. Er spann meine Geschichte weiter, obwohl seine Stimme ein wenig zitterte. Aber vielleicht kannten sie ihn nicht gut genug, um es zu hören. »Wir würden euch gern etwas mehr von Islandia zeigen. Wir haben interessante Tiere entdeckt, und den Feuerfluss habt ihr bereits überflogen. Vielleicht möchtet ihr ihn euch aus der Nähe ansehen.«
Liam hatte den Fluss immer noch nicht gesehen. Noch nicht richtig. Ich unterdrückte ein nervöses Kichern, als ich mir vorstellte, mit ihnen eine Rundreise zu Orten zu machen, an denen wir selber noch gar nicht gewesen waren. Ich nutzte die kurze Schweigepause aus. »Wir haben noch ein paar Sachen in unserem Lager zu erledigen«, sagte ich. »Deshalb möchten wir so schnell wie möglich zurückkehren. Vielleicht können wir uns für demnächst zu einer kleinen Rundreise verabreden.«
»Wir würden euch sehr gern die Meeresklippen zeigen.« Liams Stimme wurde kräftiger, und er verfiel in seinen Geschichtenerzählertonfall, den er benutzte, wenn er und Akashi zweimal pro Jahr den Städtern von ihren Abenteuern berichteten. »Ein fester, trockener Trampelpfad führt daran entlang. Normalerweise sind dort nur die Tiere Islandias unterwegs. Stellenweise stürzen Süßwasserbäche in spektakulären Wasserfällen von den Klippen. In den Bergen gibt es sogar Wasserfälle, die …«
Ghita hob eine Hand. »Ich bin mir sicher, dass es hier viel zu sehen gibt.«
»Möchte jemand von euch etwas zu trinken?«, fragte Kapitän Groll.
Ich hatte tatsächlich Durst, aber wir wollten uns hier nicht länger als nötig aufhalten. Also schüttelte ich den Kopf. »Wir nehmen lieber etwas Wasser für den Rückweg mit.«
»Würdet ihr uns in eurem Schiff herumführen?«, fragte Liam.
»Vielleicht, nachdem ihr uns Islandia gezeigt habt und wir die Gelegenheit hatten, auch über Jini zu sprechen«, antwortete Ghita in sehr freundlichem Tonfall. Ein Handel – Information gegen Information. Sie beugte sich vor. »Wir möchten mehr über diese Welt erfahren. Das ist einer der Gründe, warum wir hierhergekommen sind.«
Meine Hände zitterten, und ich hielt sie im Schoß zusammen, um sie stillzuhalten. Ich wollte aus diesem verdammten Schiff raus. »Wärt ihr mit morgen einverstanden?«
»Ja.« Der Kapitän blickte zu Ghita. »Am späten
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