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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Antwort.
    »Ich schweife ab, nicht wahr? Marissa war immer freundlich zu allen Menschen, und sie glaubte stets daran, dass am Ende alles gut wird, ganz gleich, wie schlimm die Situation erscheinen mochte. Das war ihre große Stärke.«
    Wie Chelo.
    »Sie war eine fabelhafte Mutter. Der Tag, an dem Chelo geboren wurde, war der glücklichste Tag ihres Lebens, und als du geboren wurdest, strahlte in ihren Augen dieselbe Liebe, dieselbe Stärke. Ich sah unsere Zukunft in ihren Augen, in euren winzigen Gestalten.« Er sprach gar nicht zu mir. Vielleicht zu sich selbst oder zu meiner Mutter. »Es war so wunderbar, euch in den Armen zu halten, bei euch zu sein. Ihr habt nach Marissa gerochen, wenn ich euch gehalten habe, nach ihrer warmen Milch und ihrem Schweiß, und eure Haut fühlte sich an, als wäre sie in ihrer Sanftmütigkeit und ihren Liedern gebadet worden. Sie hat euch oft Lieder vorgesungen …«
    Er schüttelte sich, als könnte er die Gefühle nicht ertragen, die seine eigenen Worte in ihm auslösten. Als er verstummte und mich ansah, waren seine Augen so sanft wie nie zuvor. Ich wollte den Blick abwenden, die Intensität auf ein Niveau verringern, mit dem ich zurechtkam.
    Stattdessen griff ich nach seiner Hand und hielt sie lange genug, um seine Wärme zu spüren.
    »Nach einiger Zeit fingen sie an, uns zu töten«, fuhr er fort. »Ich erinnere mich, wie ihre Augen vor Wut auf sie brachen – und aus Angst um euch –, als wir euch zum ersten Mal in den Höhlen versteckten. Wir schworen, dass wir für euch siegreich sein würden, für die Kinder von Fremont.«
    Vielleicht konnte ich darauf zurückgreifen, wenn ich ihn brauchte, um mir bei der Rettung der Menschen von Fremont zu helfen.
    Und morgen würde ich den Tag mit etwas ganz Einfachem beginnen, zum Beispiel mit einer Partie Schach.

Kapitel 36
    Erwachen und Fragen

    Mein Vater war wieder eingefroren, und für die nächste Zeit atmeten nur Alicia und ich an Bord der Schöpferin .
    Ich hatte bereits die Wecksequenz für Jenna eingeleitet. Alicia beugte sich über mich und flüsterte: »Der letzte Moment, den wir für uns allein haben.« Ihre Augen blitzten auf, und plötzlich verschwand sie. Ich bemerkte die Bewegung nur aus dem Augenwinkel, als ihre Modifikation nicht schnell genug auf die Farbwechsel im Türrahmen reagierte. Ich lachte, lief ihren Schritten hinterher und folgte ihr bis zu unserem Schlafquartier …
    Die Schöpferin weckte uns rechtzeitig, damit wir in die Med-Station gingen, um uns neben Jenna zu setzen und sie beim Aufwachen zu beobachten. »Wir wollten dich vor Ming wecken«, sagte ich. »Es ist nicht mehr lange hin, und ich möchte wissen, warum sie an Bord ist, bevor wir Fremont erreichen.«
    Jenna stellte vorsichtig ihr Glas ab, hustete und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Ich auch.«
    Ihre Stimme klang immer noch etwas krächzend. »Ihr habt noch niemand anderen aufgeweckt – auch nicht Induan oder Bryan?«
    »Nein. Nur eine Zeitlang meinen Vater, aber jetzt schläft er wieder.«
    Jenna musterte mich mit besorgter Miene.
    »Es war gut, mit ihm zusammen zu sein. Wirklich.« Er war ein guter Schachgegner. Wenn wir kritischen Themen aus dem Weg gegangen waren, hatte ich ihn sogar ein wenig gemocht.
    Sie seufzte. »Tut mir leid, Joseph, aber außer dir und Alicia sind es nur Tiala und Bryan, denen ich vertraue. Vielleicht noch Dianne, da Marcus sie ausdrücklich als Unterstützung für euch ausgesucht hat. Ming vertraue ich nicht.« Sie sah Alicia an. »Und bei Induan bin ich mir auch nicht sicher.«
    Alicia zog eine finstere Miene, seufzte und starrte Jenna eine Weile an, bevor sie sagte: »Wie du meinst. Aber du kannst ihr vertrauen. Du wirst sehen.«
    Ich füllte Jennas Wasserglas nach und gab ihr einen Moment zum Nachdenken. Sie erhob sich und ging auf und ab. Selbst so kurz nach dem Aufwachen waren ihre Bewegungen von Wildheit erfüllt, mehr wie die Jenna, die ich auf Fremont gekannt hatte. Es fühlte sich an, als wäre ich mit einem Raubtier eingesperrt.
    Ich reichte ihr das Glas. »Wie wollen wir entscheiden, ob wir Ming vertrauen können oder nicht?«
    »Vertrauen muss man sich verdienen«, erwiderte Jenna schroff. Sie blieb stehen und trank. »Uns wird schon noch etwas einfallen.« Sie sah Alicia nachdenklich an. »Vielleicht könnte sich dabei dein Talent als Gefahrensucherin als nützlich erweisen. Lass mich wissen, was du über Ming denkst.«
    »Das heißt, wenn ich sie mag, wirst du sie nicht mögen?«
    Jenna lachte

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