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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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wiederum ein Fluss abging. Er schien größer als der Kleine Samtsee über Artistos zu sein, der immerhin so groß war, dass man drei Tage brauchte, um ihn auf dem Rücken eines Gebras zu umrunden. Hinter dem See erhob sich ein kleiner Grat bis knapp über die Wasseroberfläche, und dahinter fiel die Bergwand wieder steil ab. Es war schwierig, aus der Höhe die Größenverhältnisse einzuschätzen, aber die Bäume sahen riesig aus. Ich entdeckte auch Zwillingsbäume, aber ich war mir sicher, die meisten Bäume noch nie zuvor gesehen zu haben.
    Der Gleiter wurde langsamer, als wir den See überflogen, dann kreiste er über dem Tal. Aus dieser Nähe wirkte es nicht mehr so leer und flach. Kleine Bäume und Büsche sprenkelten das Land unter uns. Felsen ragten auf, und Bäche glitzerten in der Sonne. Sie speisten den Fluss, der durch die Mitte des Tals verlief. Sie zeigte auf den Bildschirm und sprach Liam an. »Ich sehe dort keine gute Stelle zum Landen.«
    Er drückte meine Hand. »Der Gleiter braucht nicht viel Platz. Erinnerst du dich, wo Kayleen damit gelandet ist, bei den Bäumen über der Ebene?«
    Ich nickte. Doch damals waren Joseph und Jenna bei Kayleen gewesen. Sie hatte Hilfe gehabt.
    Wir flogen einen zweiten Kreis in geringerer Höhe. Ich schloss die Augen und wünschte uns allen eine sichere Landung.
    Noch tiefer steuerten wir eine längliche Grünfläche an. Sie wirkte flacher als das übrige Tal, obwohl hier und dort gezackte Felsen zu erkennen waren. Von zwei Stellen stieg wirbelnder Dampf auf. Der Gleiter verlangsamte, und die Maschinen heulten auf.
    Brise trötete – ein ängstlicher Laut, der durch die kleine Kabine hallte. Ich blickte mich um. Kayleen war erschlafft. Sie hatte die Augen geschlossen und die Arme über den Bauch gelegt.
    Ich wandte mich wieder dem Bildschirm zu, weil ich alles sehen wollte, und hielt mich am Sitz fest.
    Das Bugrad stieß auf den Boden und sprang wieder hoch. Für einen Moment zeigte die Kamera nur Himmel, dann war ein ruckelndes Durcheinander aus Grün und Braun zu sehen.
    Ich wurde gegen Liam geworfen, als die Brennende Leere seitlich wegkippte. Ich packte die Armlehne und grub meine Fingernägel in die weiche Oberfläche. Brise jaulte. Kayleen stöhnte, dann schrie sie. Wieder ruckte der Gleiter. Liam fasste mich um die Hüften und zog mich heran. Er roch nach Furcht.
    Wir kippten, dann wurde die Maschine in die andere Richtung gerissen und beruhigte sich. Sie stand schief, und der Boden neigte sich in Richtung Bug.
    Kayleen ächzte und sackte zusammen. Brise stupste sie an, und Kayleen hob eine zitternde Hand, um das Vorderbein des Gebras zu berühren.
    Liam rappelte sich auf. Sein Gesicht war weiß. Er hielt mir eine Hand hin, um mir beim Aufstehen zu helfen, und zog mich zu sich. »Alles in Ordnung?«, murmelte er.
    Ich nickte. »Und du?«
    Kayleen meldete sich leise zu Wort. »Tut mir leid wegen der harten Landung.«
    Ich drehte mich um. Sie war aufgestanden und hatte das Gesicht an Brises Hals vergraben. Sie redete mit dem Gebra, nicht mit uns. Ich verfluchte sie und schüttelte den Kopf. Dann löste ich mich von Liam und ging zurück zu Kayleen. Er folgte mir. Kayleen blickte zu uns auf. Mit einer Hand wischte sie sich das Haar aus dem Gesicht, während sie mit der anderen Brises Leine hielt.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte ich.
    Ihre Stimme war ein heiseres Krächzen. »Hab Durst.«
    Eine fast volle Wasserflasche lag auf dem Sitz neben mir. Ich reichte sie ihr und beobachtete, wie sie gierig trank. Ich suchte nach Spuren der Kayleen, die ich kannte, doch das Mädchen, das vor mir stand, hatte wilde, kalte Augen.
    Liam räusperte sich. »Wir sollten lieber hinausgehen und nachsehen, ob der Gleiter unversehrt ist.«
    Ein kalter Schauder lief mir über den Rücken. Wenn nicht, würden wir nie mehr nach Hause zurückkehren können.
    Kayleen lachte hell und zitternd. »Ich spüre den Gleiter in mir.« Sie lachte erneut. »Er ist in meinen Knochen, in meinem Nervensystem. Wenn ich fliege, bin ich die Brennende Leere . Ich habe die harte Landung gespürt, aber die meisten Systeme melden volle Einsatzbereitschaft.«
    Die meisten?
    Liam beobachtete sie misstrauisch und schüttelte den Kopf. »Lässt sich die Tür öffnen?«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich denke, die Rampe des Frachtraums müsste funktionieren.« Sie löste eine der Leinen, die an Brises Geschirr befestigt waren, und nahm die andere in die Hand. Die Frachtraumtür öffnete sich auf ihren

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