Das silberne Schiff - [Roman]
»Klar!«, rief ich zurück.
Kurz darauf hatte ich Liam und Kayleen im Rauch und in der Menge verloren. Stile beauftragte mich, mit Gil zusammenzuarbeiten, einem älteren Mann mit einer Narbe auf der Wange, die aus dem letzten Krieg stammte. Und mit Klia, dem kleinen, garstigen dunkelhaarigen Mädchen, von dem Kayleen gesagt hatte, dass es sie töten wollte. Klia knurrte mich an, als ich zu ihr kam. Die dunkelblauen Augen waren voller Hass, und ihr Mund verzog sich bösartig. »Das ist alles nur eure Schuld.«
Sie war noch nie nett zu mir gewesen. Ich verfluchte sie und all ihre Freunde. »Ich versuche zu helfen«, gab ich gepresst zurück.
Ihr Gesicht war eine harte, wütende Maske, als sie mir einen Eimer zuwarf. »Dann benutz deine besonderen Fähigkeiten, um dieses Feuer zu löschen.«
Ich blickte auf das Inferno, das im Gildehaus tobte und die Fenster mit orangeroten Vorhängen ausfüllte. Keine meiner Fähigkeiten würde hier etwas nützen, außer vielleicht meine Stärke. »Wir können es nur gemeinsam schaffen«, rief ich zurück. Meine Hände ballten sich aus eigenem Antrieb zu Fäusten, während ich mich erinnerte, dass Bryan von ihrem besten Freund Garmin zusammengeschlagen worden war. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für solche Gedanken.
Gil bedachte uns beide mit einem finsteren Blick und schüttete das Wasser in seinem Eimer über der Außenwand aus, die an das benachbarte Gildehaus angrenzte – dem großen quadratischen Gebäude der Farmer. Wir machten es ihm nach und arbeiteten schweigend zusammen. Ich konnte tatsächlich mehr Wasser in jedem Eimer tragen, aber unsere Arbeit war beinahe nichts im Vergleich zu dem, was die zwei Teams mit den Schläuchen leisteten. Liam stand vor dem Haus der Farmergilde und richtete den größten Schlauch, der nur für die Brandbekämpfung gedacht war, auf das Dach des Gebäudes. Sein Oberkörper war angespannt, und seine Lippen bildeten eine dünne, konzentrierte Linie.
Ich hielt meinen Eimer unter den Wasserstrahl des Hahns und warf einen schnellen Blick auf die hoch lodernden Flammen. Wir waren nicht genug. Eimer aufs Feuer zu schütten war, als wollte ich mich mit einer Fliegenklatsche gegen eine Tatzenkatze wehren, aber die unermüdliche Arbeit fühlte sich gut an. Ich warf das Wasser, als würde ich damit jedes Mal die Söldner treffen, als würde ich damit Ghita und Lushia überschütten und sie langsam ertränken. Ein schrecklicher Rhythmus erfüllte mich – auffüllen, rennen, schütten, auffüllen, rennen, schütten …
Der Rauch brannte mir in den Augen und verstopfte meine Lungen. Die Hitze des Feuers traf mich wie eine Wand, vor der ich mich wieder zurückzog, um zum Wasserhahn zu laufen, und die mich wütend begrüßte, wenn ich mich ihr erneut näherte. Immer und immer wieder.
Stile wechselte die Leute aus, die den anderen Schlauch hielten, aber Liam schüttelte nur den Kopf und machte weiter. Er stand näher am Feuer als alle anderen. Schweiß lief ihm über den Rücken, und Dampf wirbelte vor ihm auf.
»War irgendjemand im Haus?«, fragte ich Gil, als ich eine kurze Pause machte und mir das verschwitzte Haar aus der Stirn strich.
»Ich weiß es nicht«, keuchte er. »Ich weiß nicht, wer sich wo aufgehalten hat. Sie kamen sehr schnell.« Er wandte sich wieder seiner Arbeit zu und ich mich meiner. Eine halbe Stunde später hatten die Flammen alles Große im Gildehaus gefressen. Die klitschnassen Überreste waren nicht mehr als Ascheschlamm. Von ein paar letzten Brandherden stieg weißer Rauch auf.
Das Haus der Farmergilde stand noch. Nur die Farbe war an der Wand neben der zerstörten Wissenschaftlergilde abgeblättert.
»Pause!«, rief Stile, und wir kamen zusammen, ein verschwitzter, rußiger und nasser Haufen, der zusah, wie Rauch und Dampf von der Gebäuderuine aufstieg.
Nur noch ein paar geschwärzte und verbogene Metallteile und ein metallener Türrahmen standen aufrecht in der Asche.
Gianna hätte sich über die Schändung empört. Gianna. Ich schloss die Augen und schwankte. Dann kamen Liam und Kayleen zu mir, und wir standen zusammen, während wir versuchten, wieder zu Atem zu kommen. Liams Arme zitterten, und trotz meiner Müdigkeit stützte er sich mit fast seinem gesamten Gewicht auf mich.
Kayleen legte sich mitten auf die Straße und schloss die Augen. Ihre Hände bewegten sich zuckend über ihrem Bauch. Sie war in die Netze eingetaucht. Ihr Gesicht war unter dem Ruß weiß geworden.
Stiles Stimme ertönte,
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