Das silberne Schiff - [Roman]
auf. »Ich bin davon überzeugt, dass es ihm gutgeht.« Unter unseren Händen ballte er seine zur Faust, die sich wie ein harter Stein anfühlte, und seine Hand auf meiner drückte mich kräftig. »Aber das ist noch nicht alles.« Er löste seine Hände und schloss uns beide in die Arme. »Gianna. Sie haben Gianna getötet. Und ein paar an der Höhle. Aber es hat sich noch niemand zurückgemeldet.«
Nicht Gianna! Wir brauchten sie. Sie war unsere beste Wissenschaftlerin. Meine Freundin! Wer sonst noch? »Sasha«, sagte ich. »Sasha hatte Horchdienst.«
»Anscheinend meldet sie sich nicht. Vielleicht ist alles in Ordnung.« Er blickte auf die Stadt. »Wir sind Artistos am nächsten, und auch dort meldet sich niemand. Ich habe ihnen gesagt, dass wir nachsehen und berichten, wie es dort aussieht. Und versuchen zu helfen. Die Gleiter sind fort.« Er sah Kayleen an.
Sie senkte den Kopf und schloss die tränengefüllten Augen. Als sie sie wieder öffnete, schien ihr Blick unfokussiert zu sein. »Sie sind fort«, krächzte sie. Dann fuhr sie sich mit den Händen durchs Haar und schüttelte energisch den Kopf. »Lasst uns gehen.«
Aber Sasha! Und Gianna! Und Liam wollte bestimmt bei Mayah sein. Ich blickte auf Artistos und fühlte mich zerrissen. Wie schaffte man es in einem Krieg, alles zu tun, was man tun wollte? Wann hatte ich es jemals geschafft? Ich rannte den festgetretenen Pfad nach Artistos hinunter und hörte hinter mir die Schritte der anderen.
Wir kamen am Kleinen Samtpark vorbei und stürmten den Abhang hinunter. Der Wind trug den braun-grauen Rauch vom Gildehaus und dem Kornspeicher heran, wie der Gestank einer verkohlten Mahlzeit, gewürzt mit Dingen, die niemals brennen sollten. Am Stadtrand hielten wir an und blickten uns hektisch um. Wohin sollten wir zuerst gehen?
»Ich sehe mich am Park um«, sagte ich, schluckte mühsam und atmete keuchend vom schnellen Lauf. Auf der Zunge hatte ich den beißenden Geschmack des Rauchs.
Kayleen griff nach meiner Hand.
»Wir bleiben zusammen«, bellte Liam.
»Dann folgt mir.« Ich lief zum Park, obwohl ich wusste, dass wir dort auf einen Toten stoßen würden. Er war nicht schwer zu finden. Es war Rory, ein älterer Mann mit einem lahmen Fuß und rasselndem Atem. Im Leben war er nicht sehr beweglich gewesen. Vielleicht war er deshalb auf einen Baum geklettert.
Ein Bein von Rory war in einem unmöglichen Winkel nach hinten gebogen, und ein weißer Knochensplitter ragte aus einem Handgelenk hervor. Darauf schien er gefallen zu sein. Eine kleine Blutlache schwärzte das Gras. Seine leeren Augen starrten aus einem Gesicht, das einen leicht überraschten Ausdruck zeigte. Ich ging neben ihm in die Knie und berührte seine kalte Haut. Seine Hand war noch nicht steif geworden und fühlte sich kühl und schwer in meiner an. Ich erschauderte. Der Tod war kein Fremder in Artistos, aber dieser freundliche alte Mann war nicht durch Fremont gestorben.
Als kleines Mädchen hatte ich eine Spielzeugpuppe von ihm geschenkt bekommen, die er aus Winterästen gemacht hatte. Ich hatte sie bis zum Frühling gehabt und ihr winzige Kleidungsstücke angezogen, die ich zusammen mit Therese aus Stoffresten geschneidert hatte.
Kayleen zerrte aufgeregt an meiner Schulter. »Lass uns weitergehen. Wir wollen nach Überlebenden suchen.« Ich drückte noch einmal Rorys Hand, dann rappelte ich mich auf. Kayleens Gesicht war so weiß wie die Haut der Leiche zu meinen Füßen.
Liam hob den Blick und rief: »Hallo!« Dann rannte er los und rief zurück: »Kommt mit!«
Wir überquerten die Straße und hielten auf das brennende Gildehaus zu. Genau in diesem Moment stürzte eine Ecke des Holzdachs ein.
»Hier!«, rief eine verzweifelte Stimme. Wir liefen darauf zu und erkannten eine Gruppe von etwa fünfzehn Leuten, die Stile umringten. Der Feuerschein glänzte auf Metalleimern, die von einem großen Mann weitergereicht wurden. Zwei Schläuche schoben sich aus einem Loch in der Straße. Das Gitter, das dieses Loch bedeckt hatte, lag daneben und diente als Unterlage für die Eimer, die aus zwei Wasserhähnen an einem Metallkasten gefüllt wurden, der mit der Wasserversorgung der Stadt verbunden war. Wir hatten Vorkehrungen für Brände getroffen, jedes Jahr für den Ernstfall geübt, aber bisher hatten wir noch nie ein Feuer in der Stadt bekämpfen müssen.
»Kayleen, Chelo, Liam«, rief Stile. »Könnt ihr uns helfen?«
Wir tauschten einen schnellen Blick aus. Ich musterte das brennende Haus.
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