Das silberne Schiff - [Roman]
die Beine seitlich untergeschlagen. »Sie sind fort. In nächster Zeit werden sie nicht wiederkommen.« Sie fuhr sich durchs Haar und zerrte daran, als wollte sie sich auf diese Weise in die Wirklichkeit zurückholen. »Ich habe ein Netzloch gefunden, eine Möglichkeit, über einen ihrer Gleiter hineinzugelangen. Ghita ist an Bord. Sie jubelt. Sie glauben, sie haben dreißig oder vierzig von uns getötet. Sie werden zurückkommen.« Kayleen runzelte die Stirn, öffnete die Augen und starrte auf ihre Füße. »Ghita will schon morgen weitermachen, und immer wieder, bis sie fertig sind, um dann abzufliegen. Aber Lushia hält sie zurück. Ich habe ihre Diskussion mitgehört. Sie beobachten uns. Sie wollen sehen, was wir tun. Deshalb haben sie die Sachen aus dem Gildehaus geholt, bevor sie es niedergebrannt haben. Ghita gefällt das nicht. Aber das ist der Grund, warum sie nicht einfach alle getötet haben. Lushia sagte: ›Immer mit der Ruhe. Wenn sie tot sind, sind sie tot, und wir sind nicht in Eile.‹ Sie sagte, sie hätte immer noch nichts von zuhause gehört.«
» Was gehört?«, fragte ich.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich konnte nur auf eine Videokamera zugreifen. Aber jetzt nicht mehr. Sie sind schon zu weit entfernt.« Kayleen klang unendlich müde, aber sie setzte sich stöhnend auf, die Hände hinter dem Rücken auf den Boden gestützt.
Sie blickte auf und bemerkte Klia. »Was machst du hier?«
»Stile sagte, ich soll Chelo helfen.« Klia hatte immer noch die Stirn gerunzelt, aber in ihren Augen funkelte Neugier. »Woher weißt du all diese Dinge?«
Kayleen kniff leicht die Augen zusammen, und ich erinnerte mich, dass sie von der tödlichen Feindschaft zwischen ihnen beiden gesprochen hatte. Ich legte eine Hand auf ihren Rücken und versuchte sie zu beruhigen. Sie atmete tief durch. »Ich kann ihre Netze lesen, hin und wieder jedenfalls. Jetzt nicht mehr. Aber am ersten Tag habe ich sehr viel herausgefunden.«
»Wären sie auch hier, wenn ihr nicht hier wärt?«, fragte Klia mit skeptischer Miene.
»Ja«, sagte Kayleen. »Aber sie wären jetzt vielleicht nicht hier, wenn unsere Eltern nicht nach Fremont gekommen wären.« Sie sprach beherrscht und sehr deutlich, als würde sie einem Kind etwas erklären.
Klia nickte und wandte sich ab. Ich konnte nicht erkennen, ob sie Kayleen glaubte.
»Chelo!« Liams Stimme. »Chelo! Wie geht es Kayleen?« Er kam keuchend angerannt. »Wir sind hier so weit fertig, und Stile hat jetzt einen Ohrempfänger, damit wir uns verständigen können. Hunter will, dass wir zur Höhle zurückkehren.«
»Ist Akashi wieder aufgetaucht?«, fragte ich.
»Ja. Es geht ihm gut.«
Ich stieß einen tiefen Seufzer aus und zitterte vor Erleichterung. Kayleen drückte meine Hand.
»Und sie haben Sasha gefunden. Auch sie lebt. Sie hat sich das Bein gebrochen.«
»Mann, bin ich froh.« Ein Bein. Das war in Ordnung. Vielleicht hatten meine Wünsche ihr das Leben gerettet. Ich betastete den Gürtel, den sie für mich gemacht hatte, und flüsterte ein leises »Danke« an die Schicksalsmacht, die sie beschützt hatte. Ich blickte zu Liam auf. »Und Sky?«
»Ich weiß es nicht.« Er streckte eine Hand aus und half zuerst Kayleen auf und dann mir.
Bevor wir aufbrachen, zögerte ich einen Moment und sah Klia an. »Danke. Und viel Glück.«
Sie sah uns nicht an. »Euch auch«, flüsterte sie.
Dann rannten Liam, Kayleen und ich wieder den Hochweg hinauf. Wir hielten uns an den Händen. Ich brauchte ihre Hände, um aufrecht gehen zu können, um mich sicher zu fühlen, um mich weiterzuzerren, damit ich mich der nächsten schrecklichen Sache stellen konnte.
Kapitel 42
Die nächste schreckliche Sache
Leises Schluchzen und flüsternde Stimmen drangen aus einer hinteren Kammer der Höhle, als wir zum Eingang hinunterstiegen. Ich schaute mich blinzelnd in dem leeren, chaotischen Küchenbereich um. Wasser tropfte vom Tisch, Kannen waren umgekippt, und etwas Dunkles verdreckte eine Tischecke und den Boden.
Das Kratzen von kleinen Steinen auf dem Höhlenboden lenkte meine Aufmerksamkeit zu einer Leiter, die von den anderen zum Betreten und Verlassen der Höhle benutzt wurde. Dort saß Hunter und beobachtete stumm drei reglose Gestalten, die unter Decken lagen, so dass ihre Gesichter nicht zu erkennen waren.
Die Toten.
Hunter blickte zu uns auf und sagte leise: »Es freut mich, dass ihr wohlauf seid.«
»Ebenso«, erwiderte ich. Wir versammelten uns neben den verhüllten
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