Das silberne Schiff - [Roman]
bevor ich mich einigermaßen erholt hatte. »Chelo – du und Liam sowie Gil und Londi bleiben hier. Ihr passt auf, dass die Brandherde nicht übergreifen. Alle anderen gehen zu den Getreidespeichern.«
Ich betrachtete Kayleen und antwortete Stile. »Kannst du hierbleiben? Oder ein paar andere holen? Wir müssen auf Kayleen achtgeben.«
Liam nahm sein Gewicht von meiner Schulter und strich sich das lange zerzauste Haar aus dem Gesicht. »Ich muss nachsehen, was geschieht. Es wird Zeit, dass ich mich zurückmelde.«
Ich nickte. »Ich werde auf sie aufpassen.«
Er rannte los. Seine Schritte waren infolge der Erschöpfung ungleichmäßig.
Stile kam zu mir, und wir beide musterten Kayleen. »Sie sieht gar nicht gut aus. Müssen wir uns Sorgen um sie machen?«
Ich schluckte. »Ich hoffe nicht.«
»Gianna hat mir die Verantwortung übertragen. Ich muss jetzt gehen.« Er blickte sich um. »Klia, kannst du hierbleiben?«
Nicht sie! Aber ich war viel zu erschöpft, um zu widersprechen.
Stile musste erfahren, was wir wussten. Ich griff nach dem kräftigen Bizeps seines gesunden Arms und blickte ihm in die braunen Augen. »Wir haben gehört, dass Gianna tot ist. Das hat man Liam ganz zu Anfang gesagt.«
Sein Gesicht fiel in sich zusammen, und er ließ den Kopf hängen. »Umso wichtiger ist es, dass ich nach dem Rechten sehe.« Seine Stimme brach, als er fortfuhr. »Chelo, wir sind hier nur wenige. Und sie sind so schnell gekommen. Wir haben ihnen Hal entgegengeschickt, um mit ihnen zu reden, und sie haben ihn einfach … sie haben ihn einfach getötet. Ich weiß nicht einmal, wie. Dabei war er ein alter Mann weit über siebzig.« Er blickte wieder auf Kayleen hinunter. Seine Gesichtszüge wurden weicher, und seine Stirn runzelte sich. »Pass gut auf sie auf. Wir brauchen sie.« Dann war er fort und folgte Liam.
Dummerweise hatte ich ihm nicht gesagt, dass er Klia mitnehmen sollte. Ich ging neben Kayleen in die Knie und strich mit meinen Fingern über ihre Stirn, ohne Klia zu beachten, die unsicher neben Kayleens Füßen stand. Kayleen stöhnte leise und hob die zu Krallen verkrampften Hände zum Gesicht.
»Was tut sie?«, fragte Klia.
Ich schüttelte den Kopf und griff nach Kayleens Schultern, um sie zu massieren, wie ich es immer bei Joseph gemacht hatte. Ich war für sie da, so behutsam wie möglich, aber fest genug, um sie wissen zu lassen, dass ich da war. »Ich vermute stark, dass sie versucht, uns zu retten.«
Klia brummte und verstummte.
Ich konzentrierte mich ganz auf Kayleen. Sie ließ die Hände sinken und legte den Kopf in den Nacken, während sie sich mit der Zunge über die Lippen fuhr. Ich hielt ihren Kopf fest und verhinderte, dass sie auf den harten Straßenbelag schlug. Ich blickte mich um. Klia war der einzige Mensch, der nahe genug war, um mich zu hören. »Könntest du uns etwas Wasser bringen?«
Zuerst dachte ich, sie würde sich weigern, doch dann zuckte sie mit den Schultern. »Klar.« Sie wandte sich ab und ging los. Kurz darauf reichte sie mir ein Glas mit relativ sauberem Wasser. Auf der Oberfläche schwammen ein paar Ascheflocken. »Danke.« Ich nahm das Glas entgegen und wusch Kayleen mit einer Hand das verschmutzte Gesicht, während ich mit der anderen ihren Kopf hielt. »Das Feuer ist gelöscht«, redete ich leise auf sie ein. »Wir haben es gut gemacht. Und du hast geholfen.« Ich legte einen nassen Finger auf ihre Lippen. Sie öffnete sie gierig. Also gab ich ihr auf diese Weise mit meinen Fingern zu trinken. »Liam und Stile sind losgegangen, um zu sehen, was sonst noch in der Stadt passiert ist. Liam wird über alles Bericht erstatten.« Mein Brustkorb zog sich zusammen. Sasha! Sky! Sicherlich hatte sich Akashi inzwischen zurückgemeldet. »Sie werden bald zurück sein.«
Klia kniete sich neben mich und sah mich an, bis sie meine Aufmerksamkeit hatte. Ich ließ mein Geplapper verklingen und erwiderte den Blick. Ausnahmsweise zeigte ihr Gesichtsausdruck keine Verachtung. Stattdessen sagte sie: »Danke, dass du beim Feuer mitgeholfen hast.«
»Wir haben euch immer geholfen.«
Sie runzelte die Stirn, dann blickte sie auf die verkohlte Ruine. »Ja, es war deine Gilde.« Ihre Augen trübten sich mit Tränen, und eine lief ihr über das Gesicht. Sie hinterließ eine deutliche Spur in der Asche auf ihrer Wange. »Ihr wart nicht da, um der Kulturgilde zu helfen.«
Als hätte ich das nicht selbst gewusst.
Plötzlich stemmte sich Kayleen hoch und saß mit kerzengeradem Rücken da,
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