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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Körper riss. Ich hörte von irgendwo an der Decke, wie Kayleen aufschrie. Ich fiel in meinen Körper zurück, gerade noch rechtzeitig, um zu spüren, wie der Bauch und die Füße des Babys aus mir glitten.
    Mir blieb kaum genug Zeit, um auf den kleinen Jungen hinabzuschauen, bevor mit einer weiteren Schmerzwelle die Nachgeburt kam. Liam half mir, mich wieder auf weiche Felle und altes Bettzeug zu legen, und streichelte einen Moment lang meine Wange.
    Ich hatte nie zuvor etwas so Zärtliches wie seine Hände gespürt.
    Er beugte sich herab und küsste mich. Dann nahm er Caro, damit Paloma mich waschen konnte. Kayleen kniete sich hin und legte mir das Baby in die Arme, und ich blickte in das vollkommenste Gesicht, das ich je gesehen hatte.
    Jherrel.
    Der Name von Akashis Vater. Ein guter Name.
    Liam, Kayleen und Caro umringten uns. Caro streckte das kleine Patschhändchen aus, berührte seinen Kopf und gurrte. Jherrel öffnete die tiefblauen Augen und betrachtete sie. Dann legte er seinen kleinen Kopf an meine Brust.
    Paloma öffnete die Tür. Das Lied war bereits verklungen. Hunter trat ein, gefolgt von Sky und Sasha sowie etlichen anderen, eine Prozession von Gratulanten, die nur so lange innehielten, um den Anblick der Babys zu genießen und uns alles Gute zu wünschen, bis sie sich still und glücklich wieder zurückzogen.
    Dieser Moment war ein großes Geschenk. In diesem Moment spielte es keine Rolle, dass wir gejagt wurden, dass wir geliebte Menschen verloren hatten und dass es keine reifenden Früchte auf unseren Feldern gab, die wir in diesem Jahr hätten ernten können.

Kapitel 49
    Von Angesicht zu Angesicht

    Jherrel hing in einer Schlinge, mit dem Rücken an Liams Rücken. Er kicherte und winkte mir zu. Damit bewies er wieder einmal, aus welchem Holz er geschnitzt war. Paloma war davon überzeugt, dass die Babys sprechen konnten, wenn sie sechs Monate alt geworden waren, obwohl die anderthalb Monate alte Caro bislang nur Unsinn brabbelte und der vier Wochen alte Jherrel sich lediglich dadurch auszeichnete, dass er seine Hände und Finger schon viel koordinierter bewegte, als Palomas Ansicht nach normal war.
    Hinter mir trug Kayleen ihr Baby in einer ähnlichen Schlinge vor dem Bauch. Caro hatte Kayleens lange Zehen geerbt, die Kayleen eingewickelt hatte, um sie vor Kratzern zu schützen.
    Die frühe Herbstsonne schien auf uns herab, als wir zu einer Stelle mit spät reifenden schwarzen Häkelbeeren unterwegs waren. Von der Alten Straße und Artistos aus gesehen lag sie hinter dem Grat. Kayleen zeigte auf einen Hain aus hohen Pongabeerenbäumen. »Dort werden wir auf dem Rückweg kurz haltmachen.«
    »Ta, Mo, Ta… ba… ba«, brabbelte Caro. Sie hatte Kayleens erstaunlich blaue Augen und Liams helles Haar, außerdem eine leicht hochgereckte Nase, für die keiner der beiden verantwortlich war.
    Liam lachte leise. Ich legte einen Finger an die Lippen. »Psst … jemand könnte dich hören.« Wir waren weit von Artistos entfernt, aber ich machte mir jedes Mal große Sorgen, wenn wir mit den Kindern die Höhle verließen. Doch man konnte keine gesunden Babys großziehen, wenn man sie in ein steinernes Gefängnis mit künstlichem Licht einsperrte.
    Zu dieser Jahreszeit waren die Raubtiere von Fremont noch gut genährt und neigten nicht dazu, uns tagsüber Schwierigkeiten zu machen. Also waren die Söldner unsere größte Sorge, abgesehen von der Berührung mit einer Stolperrebe oder einer unverhofften Begegnung mit einer Gelbschlange.
    Sie hatten sich seit einer Woche nicht gerührt. Was keine Entschuldigung war, nachlässig zu werden, aber das wunderbare Licht des heutigen Tages und der Weg, den wir gewählt hatten, von Bäumen geschützt und in der Nähe eines kleinen Bachs, ließen die Gefahr sehr gering erscheinen.
    Vögel sangen, als wir hügelabwärts marschierten. Nach einer halben Stunde hatten wir die ersten reifen Häkelbeeren erreicht, eine zwanzig Meter breite Wand aus Ästen, die dreimal so hoch waren wie wir, breitete sich auf einer sonnigen Fläche neben einem felsigen Bach aus. An den Ästen wuchsen Blätter von der Größe eines Menschenkopfes und der Struktur von Häkeldeckchen, die aus mehr Löchern als Fasern bestanden. Diese Löcher wurden von feinen Härchen gesäumt, die Insekten töteten und rote Quaddeln auf menschlicher Haut hinterließen. Unter jedem Blatt hingen Beeren so groß wie Daumen und so schwarz wie die Nacht und reiften im Sonnenlicht, das durch die Löcher in den Blättern

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