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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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einen Blick zuwarfen und dann wieder sie ansahen. Sie hatten die typische Neugier der Vagabunden, sie würden sich mit der Frage beschäftigen, auch wenn ihnen die Antwort nicht gefiel.
    »Aber sie haben zuerst uns gefunden. Wir sind wie sie. Modifiziert. Sie versuchen uns zu beschützen.«
    »Warum?«, fragte Alyksa.
    Kayleen schüttelte den Kopf. »Wenn ich das nur wüsste. Es macht mir Angst.« Sie legte eine Hand an Liams Wange. »Wenn du es in die Anlage geschafft hättest, wärst du gestorben, genauso wie Stile und die Leute, die bei ihm waren.«
    Liam zuckte zusammen. »Was ist mit Stile geschehen?«
    Kayleen schloss für einen Moment die Augen, und der Gleiter wurde noch langsamer, als er in weitem Bogen in Richtung Stadt zurückflog. »Ich war mit ihm verbunden«, flüsterte sie. »Nicht nur über den Ohrempfänger. Ich konnte ihn und seine Leute in den Netzen sehen. Sie schlichen sich am Kleinen Samtpark vorbei, über die Wiese, auf der ihr eure Wagen abstellt, wenn ihr in der Stadt seid. Ich habe keine Söldner gesehen und mir deshalb keine Sorgen um sie gemacht. Dann kam etwas aus dem Boden und stürzte sich auf sie alle. Zuerst schlugen sich Stile und die anderen auf die Beine, als würden sie sich gegen Knöchelbeißer wehren.«
    Knöchelbeißer waren kleine Insekten, die im Sommer ausschwärmten und schmerzhafte Bisse hinterlassen konnten. Von mehreren Bissen wurde man krank. Joseph und ich waren einmal in einen Schwarm hineingeraten.
    Alyksa setzte sich auf und lehnte sich gegen die Wand. Sie betrachtete uns mit erschüttertem Gesichtsausdruck.
    Kayleen erschauderte. »Aber das war viel schlimmer. Es schien sich in ihre Haut zu bohren. Kleidung hielt sie nicht ab. Die Leute schrien. Stile versuchte sie zur Umkehr zu bewegen, aber keiner konnte sich mehr von der Stelle rühren. Sie schrien und sahen sich gegenseitig an, als wäre der Schmerz zu groß, um sich in Sicherheit bringen zu können.« Ihre Stimme zitterte, und sie hielt inne, um sich eine Haarsträhne aus den Augen zu streichen. »Sie sind einfach … umgekippt, einer nach dem anderen. Dann starben sie. Ich habe sie gesehen, und ich konnte nichts dagegen tun. Stile blieb am längsten stehen, obwohl er als einer der ersten erwischt wurde. Schließlich setzte sein Herzschlag aus, und auch er fiel tot um.«
    »Ist niemand entkommen?«, fragte Liam.
    »Vielleicht ein paar aus der Nachhut.« Sie verdrehte für einen Moment die Augen. »Ich habe niemanden gesehen, der zurückgekehrt ist.«
    »Was ist mit meinem Vater?«, fragte Liam.
    Sie nickte. »Ich glaube, es geht ihm gut. So war es, als wir aufbrachen, aber er war auf der Flucht. Alle waren auf der Flucht. Wir haben verloren.«
    »Warum seid ihr zu uns gekommen?«, fragte Alyksa.
    »Sie haben diese Falle auch an einigen anderen Stellen installiert, von denen sie dachten, dass wir sie angreifen könnten. Die Wasseraufbereitungsanlage war eins dieser potenziellen Ziele. Sie scheinen unsere Lebensmittel nicht zu verwenden, aber sie benutzen unser Wasser.« Kayleen umklammerte Liams Hand. »Ich wollte nicht, dass ihr auf dieselbe Weise sterbt.«
    Ich erschauderte, als ich es mir vorstellte, und dass sie ohne einen richtigen Kampf gestorben waren, erfüllte mich mit glühendem Hass. Dieser Hass gefiel mir nicht. Es war falsch.
    Ich schüttelte mich, atmete schwer und ließ den Kopf hängen, wie es Londi getan hatte. Liam legte mir eine Hand auf die Schulter. »Alles in Ordnung?«
    »Ich lebe.« Wie konnte jemals wieder alles in Ordnung sein? »Was tun wir jetzt? Sie schießen nicht auf uns, und sie verfolgen uns nicht. Können wir irgendwie helfen?« Ich blickte auf. Die Brennende Leere hatte keine Fenster, nur den Bildschirm, und er zeigte nur das sommerliche Meer mit ein paar Schaumkronen.
    Liam hatte einen Ohrempfänger. Er sprach hinein, und der dünne Schwanz des Käfers nahm seine Stimme auf. »Vater? Ruth? Tom? Wie sieht es bei euch aus?«
    Er verstummte. Während ich wartete, trat ich hinter Kayleen, strich ihr das schweißnasse Haar aus dem Gesicht und massierte ihre Schultern. Alyksa setzte sich zu Londi und Sky. Wir drei hinten in der Kabine, die anderen drei vorn. Eine klare Trennung.
    Liam murmelte leise neben mir, und Kayleen hielt sich keuchend den Bauch.
    »Kommt das Baby?«, fragte ich.
    Liam hob den Kopf. »Hunter will, dass wir zurückkommen. Sofort. Ich denke, wir sollten auf ihn hören.«
    Verdammt! Ich wollte helfen. Die Fremden würden uns wahrscheinlich nicht töten.

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