Das silberne Schiff - [Roman]
schmeckte.
»Wartet!«, hielt Jenna sie zurück. »Wir müssen euch noch einkleiden.«
Als sie die drei hinausführte, rief Dianne ihr nach: »Aber versucht nicht mit eurer Kleidung den Eindruck zu erwecken, ihr würdet für Silberheim sprechen.«
Als sie zurückkehrten, trug mein Vater eine Kapitänsuniform. Diese Wahl der Garderobe erschreckte mich, aber dann atmete ich einmal tief durch und verzichtete auf einen Kommentar. Er hatte das Schiff zwar nicht geflogen, aber das mussten wir den Söldnern ja nicht sagen. Jenna und Liam waren ähnlich förmlich gekleidet, in marineblaue Schiffsuniformen ohne irgendwelche Abzeichen.
Ich blickte ihnen nach, als sie gingen, und fühlte mich nicht wohl damit, dass ich zurückblieb. Aber unser Vorhaben ließ sich kaum anders durchführen.
Also tauchte ich mal wieder in die Netze von Fremont ein. Ich konnte die Zeit, bis sie das Schiff verlassen hatten, dazu nutzen, der Kolonie Informationen zuzuspielen. Als ich es das letzte Mal versucht hatte, war Gianna sofort bereit gewesen, auf das Gespräch mit mir einzugehen. Doch sie war nicht mehr hier. Zum ersten Mal wurde mir das Ausmaß der Verluste, die Artistos erlitten hatte, in vollem Umfang bewusst.
Jedenfalls war die Entscheidung getroffen, die ich mir fest vorgenommen hatte, als ich meinen Vater geweckt hatte. Ich würde alles tun, um zu gewährleisten, dass es keine weiteren Verluste gab.
Kapitel 53
Verhandlung
Zwischen Chelo und Kayleen eingekeilt beobachtete ich die Bildschirme in der Kommandozentrale. Alicia stand hinter uns und hielt etwas Distanz zu Chelo. Über die Schiffskameras verfolgte ich, wie mein Vater, Liam und Jenna ausstiegen. Neben dem Schiff wirkten sie winzig, aber dasselbe galt für die Söldner. Sie warteten in respektvollem Abstand neben ihrem Gleiter, der in der Nähe des verwüsteten Hangars stand.
Unsere Gruppe ging auf sie zu, mein Vater voran, mit sicheren und gleichmäßigen Schritten. Jenna legte eine Hand auf seinen Arm, und er blieb auf halbem Wege stehen. Gut.
Ich zoomte ihre Gesichter heran. Liam hatte einen steifen und stoischen Ausdruck. Jenna musterte die Umgebung in lockerer und reaktionsbereiter Haltung, und ihr Gesicht war eine Maske wachsamen Misstrauens. Mein Vater hatte die Schultern gereckt und blickte ernst auf das Ziel.
Die Söldner zögerten für einen Moment. Offenbar waren sie schockiert, dass sie hier meinem Vater begegneten.
»Die ganz links ist die irre Lushia Groll«, sagte Dianne.
Die Frau war größer als die anderen, geschmeidig und eigentlich sehr hübsch. Ihr goldenes Haar schimmerte im Sonnenlicht. Sie trug eine schwarze Hose und eine hellgelbe Jacke.
Lushia bewegte sich auf unsere Gruppe zu, gefolgt von einer etwas kleineren dunkelhaarigen Frau und einem breitschultrigen, muskulösen Mann.
Chelos Stimme zitterte vor Wut. »Ich kenne die Frau neben ihr nicht. Es ist nicht Ghita. Was bedeutet, dass Ghita woanders Probleme ausheckt. Wenn diese Lushia irre ist, dann leidet Ghita unter grassierendem Wahnsinn.« Der Griff, mit dem sie meine Hand umklammert hielt, wurde so fest, dass ich aufkeuchte. »Er ist der Kraftprotz, der Jherrel geraubt hat.«
»Zu einem solchen Treffen würden sie niemals die zwei höchsten Befehlshaber schicken«, erwiderte Dianne. »Es überrascht mich, dass Lushia höchstpersönlich erschienen ist.«
Als sich die zwei Gruppen näherten, wurde die Stimme meines Vaters von den empfindlichen Mikrofonen in der Kapitänsuniform ins Schiff übertragen. »Kapitän Groll.«
Falls seine Anwesenheit sie schockiert hatte, ließ sie sich jetzt nichts mehr davon anmerken. »David Lee. Ich hoffe, du hattest eine gute Reise.« Sie lächelte. »Es ist unüblich, dass unsere Kunden uns bei unserer Arbeit überwachen.«
Seine Erwiderung kam klar und ruhig. »Ich bin gekommen, um euch davon abzuhalten.«
Lushia sah ihn schweigend an.
»Die Informationen, die mir zur Verfügung standen, als ich euch den Auftrag erteilte, waren fehlerhaft«, erklärte er.
»Du meinst, weil deine Tochter hier ist?« Lushias Tonfall klang entspannt, ihre gesamte Körperhaltung deutete auf höchste Kampfbereitschaft hin. In diesem Punkt war sie Jenna so ähnlich, dass die beiden trotz ihres unterschiedlichen Aussehens wie Zwillinge wirkten.
»Aber ihr habt getötet«, fuhr mein Vater fort.
»Darum ging es doch bei dem Auftrag, den du uns erteilt hast. Wir werden ihn zu Ende bringen, nachdem wir entschieden haben, was wir mit deiner Familie machen.«
Chelos Hand
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