Das silberne Schiff - [Roman]
Gildehäuser niedergebrannt!«
Dianne ließ nicht locker. »Was könnt ihr beweisen? Was könnten sie in der Hand haben?«
Chelo sackte auf ihrem Stuhl in sich zusammen und starrte auf die Tischplatte, als wollte sie Löcher hineinbohren. »Ich habe damit angefangen. Kayleen hat ihre Netze gelesen, und ich habe angefangen.«
Chelo hatte den Kampf begonnen? Es fiel mir sehr schwer, nichts zu sagen.
»Aber das lässt sich als ›unwissende Kolonistenkinder versuchen sich zu verteidigen‹ relativieren«, sagte Jenna. »Jeder halbwegs gebildete Bürger der Fünf Welten weiß, wer die Sternensöldner sind. Damit können wir dich sogar zur Heldin machen.«
»Wenn wir sie also angreifen«, warf Dianne ein, »werden zwei Dinge geschehen.« Es wurde still im Raum. Chelo hob den Kopf und sah Jenna an. »Wir sterben, und sie können nach Hause fliegen und erklären, dass wir sie angegriffen haben.«
Jetzt wurde mir Diannes Motivation etwas klarer. »Also hat Marcus dich mitgeschickt, damit du verhinderst, dass wir hier alles nur schlimmer machen?«, fragte ich.
Sie stutzte, dann stieß sie den angehaltenen Atem aus und sagte: »Nach Möglichkeit.«
Ich nickte. »Nach Möglichkeit.«
Chelo, die stets ans Gemeinwohl dachte und nicht an sich selbst, konzentrierte sich jetzt auf eine kleinere Sache, die für sie offenbar von großer Bedeutung war. »Wir werden nicht ohne Jherrel und Caro abfliegen.«
»Weitere Vorschläge?«
Niemand sagte etwas. Ich blickte zum Bildschirm auf. Die Söldner warteten immer noch geduldig am Gleiter. Sie plauderten sogar miteinander und lachten, als wären sie auf einem Ausflug.
Ich stand auf. »Wir sollten mit ihnen reden.«
»Wer ist wir?«, fragte Alicia.
»Ich«, sagte mein Vater und erhob sich ebenfalls. »Ich habe sie schließlich beauftragt.«
Chelo schnappte keuchend nach Luft. Sie ging zu unserem Vater, holte mit der Hand aus und schlug ihm so heftig ins Gesicht, dass sein Kopf zurückflog. Gut für sie. Nur dass ich ihn nicht so sehr hasste. Ich spürte den Schmerz ihrer Hand genauso intensiv wie ihren Zorn.
Chelo war nicht mehr der Mensch, von dem ich mich vor Jahren verabschiedet hatte.
Mein Vater unternahm keine Anstalten, sich zu wehren. Er sah sie an, während er sich das Gesicht rieb. »Ich dachte, sie hätten euch getötet. Dich und Joseph. Ich dachte, hier wäre nichts mehr vorhanden, das mir etwas bedeutete. Sie haben deine Mutter getötet. Was würdest du diesen Leuten antun, wenn sie Jherrel und Caro töten?«
Sie starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen und geschürzten Lippen an. Sie holte tief Luft, antwortete ihm aber nicht.
Seine Unterlippe zitterte. »Was würdest du tun, wenn sie deine Kinder und Liam und Kayleen töten?«
Ihr Gesicht wurde zu Stein. »Hoffen wir lieber, dass ich mir diese Frage niemals stellen muss.« Sie hatte ihm nicht verziehen, sie hatte nicht einmal ein richtiges Gespräch mit ihm geführt. Chelo hatte ihren eigenen Blick auf die Dinge.
Alicia nahm meinen Arm und flüsterte mir ins Ohr: »Ich werde gehen.«
»Nein. Ich will dich nicht verlieren.« Ich blickte zu Jenna. »Ich dachte an meinen Vater, dich und Liam.«
Jenna nickte.
»Warum nicht ich?«, wollte Chelo wissen.
»Und ich?«, fügte Alicia herausfordernd hinzu.
Jenna blickte in die Runde. »Es ist unnötig, mehr als drei in Gefahr zu bringen. Ein Elternteil sollte dabei sein. Chelo ist für Joseph von großem Nutzen. Es würde Joseph zu sehr schmerzen, falls Alicia etwas zustoßen sollte. Kayleen kann nicht mitgehen, weil sie sich nicht abschirmen kann. Liam ist, ganz offen gesagt, am entbehrlichsten.«
Liam zuckte zusammen, aber dann nickte er.
»Wir können von hier aus alles beobachten«, sagte ich zu Chelo und Kayleen. »Und mithören. Die Schöpferin bietet eine viel bessere Sprachverbindung zwischen den Besatzungsmitgliedern, als sie über Ohrempfänger möglich ist. Wir werden euch entsprechend ausrüsten.« Ich blickte mich um. »Ihnen wird es einleuchten, dass die drei hier sind. Es ist überflüssig, ihnen unsere Stärken zu verraten.«
Alicia verschränkte die Arme vor der Brust, widersprach mir aber nicht.
Ich beugte mich zu ihr hinüber und flüsterte: »Ich liebe dich.«
Ohne mich anzusehen, gab sie genauso leise zurück: »Ich dich auch.« Aber es klang eher wie ein Fluch als eine Liebeserklärung.
Mein Vater stand bereits in der Tür. »Lass uns gehen.« Er strahlte so große Entschlossenheit aus, dass ich mir auf die Lippe biss, bis ich Blut
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