Das silberne Schiff - [Roman]
Eventualitäten ließen meinen Kopf schwirren. Ich blickte mich am Tisch um. Fast alle Gesichter zeigten Erschöpfung und Besorgnis. Aber ich wollte mehr Hilfe. »Gut … und jetzt möchte ich gern hören, was jeder von euch glaubt, warum sie hier sind.«
Chelo schien die Frage verstanden zu haben, die ich gar nicht gestellt hatte. »Warum sie überhaupt hierhergekommen sind? Kayleen sagte, sie hätten das Ziel, uns alle zu töten. Doch dann haben wir sie irritiert. Ihr wusstet, dass sie hier sind. Woher?«
Ich sah meinen Vater an. Diese Geschichte musste er erzählen, aber war er auch bereit, sie zu erzählen?
Er erwiderte meinen Blick und schüttelte den Kopf.
Also nicht.
Jenna hatte es offenbar beobachtet. »Sie wurden von unserer Affinitätsgruppe angeheuert, um den Krieg zu Ende zu bringen. Chelo, erinnerst du dich, was ich dir über Affinitätsgruppen erzählt habe?«
Chelo nickte. »Ja. Aber ich glaube nicht, dass ich es auch verstanden habe.«
»Gut. Die einfache Erklärung lautet, dass es sich um eine Gruppe von Menschen handelt, manchmal eine traditionelle blutsverwandte Familie, meistens jedoch mehrere Familien und Individuen, die gemeinsame Interessen verfolgen oder aus wirtschaftlichen Gründen zusammenarbeiten. Es gibt Gruppen, die künstlerisch tätig sind, die bestimmte Dinge herstellen oder Dienstleistungen anbieten. Die Familie der Erkunder kam zusammen, um eine neue Heimat zu finden, in der sie ein Paradies errichten wollten.«
»Und dazu haben sie sich Fremont ausgesucht«, sagte Liam.
»Richtig. Nur dass sie bei ihrer Ankunft feststellen mussten, dass der Planet bereits besiedelt war.«
Mein Vater meldete sich zu Wort. »Von Menschen, die keinen Anspruch auf diese Welt hatten.«
Induan blickte ihn finster an. »Keinen auf Silberheim gültigen Anspruch. Aber sie waren hier, und damit hätte ihr Anspruch hinreichend begründet sein sollen.«
Liam schien ihre Bemerkung gutzuheißen. »Niemand sollte sterben, nur weil er an einem bestimmten Ort lebt.«
Chelo legte ihm eine Hand auf die Schulter und blickte dann alle Anwesenden an. »Wir müssen Jherrel und Caro zurückholen. Über den Anspruch können wir später streiten. Wir drei haben jedenfalls keine klare Vorstellung, warum die Söldner hier sind.«
»Wir wissen nur, dass sie uns nichts zuleide getan haben«, sagte Kayleen. »Sie hätten heute die Gelegenheit gehabt, uns zu töten. Sie haben schon andere Gelegenheiten ungenutzt verstreichen lassen. Ich weiß nicht, warum, aber sie beobachten uns. Aus der Ferne. Uns drei. Weil auch wir nicht von hier sind.«
Interessant. Also waren Chelo, Liam und Kayleen offenbar am Leben geblieben, weil sie modifiziert waren. Die abfälligen Begriffe, die früher auf Fremont benutzt worden waren, kamen mir wieder in den Sinn. Manipuliert. Gemacht. Aber Chelo hatte recht, wir hatten keine Zeit, uns mit Fragen zu beschäftigen, auf die wir keine Antwort hatten. »Ming? Was meinst du?«
»Entweder wollen sie euch haben, oder sie wollen, dass ihr etwas tut. Das alles sind Kriegsspiele. Bei denen es um viel mehr als nur diesen Planeten geht.«
Dianne sprach, ohne gefragt worden zu sein. »Sie wollen, dass ihr mit dem Kampf beginnt. Warum sonst haben sie sich die Babys geholt?«
»Ist viel zu kompliziert«, sagte mein Vater. »Die Erklärung dürfte viel einfacher sein: Die Anwesenheit von Menschen, die offenbar von Silberheim stammen, hat sie irritiert. Man hat ihnen gesagt, dass hier nur Menschen leben, die nicht von den Fünf Welten stammen. Vielleicht kann ich das benutzen, um die Vertragsklauseln hinfällig werden zu lassen. Dazu muss ich mit ihnen reden. Ich bin der Einzige, der hier etwas mit Worten bewirken kann.«
»Das solltest du tun. Oder verschwinden.« Dianne stand auf und sah ihn finster an. »Wenn du hier einen Krieg lostrittst, könnte das zuhause einen noch viel schlimmeren Krieg zur Folge haben.«
Chelo sprang auf und starrte über den Tisch auf Dianne. »Hier wird bereits ein Krieg geführt, und wir haben ihn nicht vom Zaun gebrochen.«
Dianne antwortete mit einem sanften Blick. »Aber das kannst du nicht beweisen. Oder? Habt ihr irgendwelche Aufzeichnungen von dem, was sie getan haben?«
»Ich habe welche«, sagte Kayleen. »Sie sind in unserem Netzwerk gespeichert. Zum Beispiel das letzte Gemetzel, als sie Stile und alle seine Leute töteten.«
»Aber ihr habt sie doch angegriffen, oder?«, fragte Dianne.
Kayleen nickte. »Aber sie haben Artistos überfallen! Und die
Weitere Kostenlose Bücher