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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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zusammenzucken. »Sie kommen!« Im Hintergrund eine ferne Stimme, nicht weit von der Trägerin des Ohrempfängers. Sie schrie: »Lauft!«
    Paloma.
    Chelo brüllte: »Sasha!« So laut, dass mir der Name in den Ohren schmerzte.
    Die Kameras! Als ich die Verbindung hergestellt hatte, flog der Gleiter bereits von der Stelle fort, wo sich Sasha, Paloma und die Gebras aufhalten sollten.
    »Sasha!«, rief Chelo flehend.
    Keine Antwort.
    Ruth gab knappe Befehle. »Bleibt im Schiff. Keiner von euch ist entbehrlich. Wir werden losgehen.« Bevor ich ihr widersprechen konnte, verstummte ihr Ohrempfänger. Kurz danach wurde er wieder aktiviert. »Donni.«
    Ich erinnerte mich vage an ihn. Er gehörte zu Ruths Sippe. Ein großer junger Mann mit dunklem Haar. Wahrscheinlich war er nun zu einer wichtigen Person geworden, nachdem so viele tot waren. Mehr gab es über einen offenen Kanal nicht zu sagen. Ruth irrte sich – ich würde nicht eingesperrt in der Schöpferin abwarten. Aber zuerst … musste ich noch einige Vorbereitungen treffen.
    »An alle. Ich unterbreche jetzt für eine Weile die Verbindung.«
    Alle schwiegen, ohne auch nur ein Abschiedswort. Wenigstens hatten die Überlebenden Disziplin.
    Außerdem schienen sie von mir zu erwarten, dass ich die Führung übernahm. Ich war zum Mann von den Sternen geworden, der sie retten würde. Selbst Jenna hörte auf mich.
    Wenn doch nur Marcus mitgekommen wäre!
    Chelos Augen sahen mich flehend an. »Ich muss zu Sasha gehen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich will ihnen keine Angriffsfläche bieten. Sie könnten auch dich schnappen, und ich will dich nicht verlieren.«
    »Paloma«, murmelte Kayleen. »Mutter.«
    Wieder schüttelte ich den Kopf. »Ich brauche dich hier, Kayleen.«
    Ich nahm Chelo in die Arme und hielt sie eine Weile fest. »Alles wird gut werden, Schwester. Irgendwie. Wir werden dafür sorgen, dass es gut wird.«
    Sie blickte flehend zu mir auf. »Was ist mit unserem Vater? Wird er den Kindern helfen?«
    Ihre Frage ließ mich innehalten. »Ich denke schon.«
    Ich küsste Alicia und wandte mich Kayleen zu. »Komm mit.«
    Ich führte sie in einen ruhigen Aufenthaltsraum, platzierte sie auf einem der zwei Stühle und sagte: »Zeig mir, was du über ihre Netze weißt.«
    Sie grinste wild.
    »Folge mir«, sagte ich und beobachtete, wie sie die Augen schloss, in die Netze der Schöpferin eintauchte und von dort aus in die Luft von Fremont sprang, die jetzt voller fremdartiger Daten war. Sie blieb bei mir und war beweglicher, als ich erwartet hatte.
    Dann überließ ich ihr die Führung.
    Kayleens strahlende Energie verstärkte sich, und ich folgte ihr im Artistos-Netz von einem Knoten zum nächsten und staunte, wie stark sie auch ohne Ausbildung war.
    Mit Kayleen in den Netzen zu sein war für mich eine völlig neue Erfahrung, ganz anders als die vorsichtigen Berührungen, zu denen wir vor meiner Abreise imstande gewesen waren. Marcus war mir stets überlebensgroß vorgekommen, sowohl innerhalb der Datenströme als auch außerhalb. Und jetzt war es, als wäre ich mit Kayleen überall gleichzeitig … was ein wenig chaotisch wirkte, aber auch sehr lebendig.
    Kayleen zeigte mir die Sprache der Autokratie-Netze. Am Rand hielt sie inne und vermittelte mir, was sie in den Netzen sah. Ihre Energiegestalt (wie sollte ich sie sonst nennen?) pulsierte zweifelnd. Sah sie einen Faden, der für mich bestimmt war, eine Lüge?
    Ich erkundete ihn. Er schmeckte wahrhaftig, war aber recht dünn. Von geringen Ausmaßen. Zweifellos waren die Autokratie-Netze sogar hier tiefer und reichhaltiger. Eher wie die auf Silberheim.
    Ich hatte die Fäden mit ungefährlichen Informationen studiert (Temperatur, Koordinaten, Speisepläne, Leistungsstatistiken von Gleitern), ohne sie zu berühren, als ich mich an die Attacke erinnerte. »Zurück«, sagte ich zu ihr. Dann wachten wir wieder in unseren Körpern auf und streckten uns im Aufenthaltsraum. »Als Erstes«, sagte ich, »will ich dir zeigen, wie du dich abschirmen kannst …«
    Eine Stunde später hämmerte Alicia an die Tür. »Joseph, Kayleen, Ruth ist gleich hier.«
    Kayleen und ich rappelten uns auf. Wir erreichten die Kommandozentrale im gleichen Augenblick, als Ruth auf dem Bildschirm von der Grasebene auf das Landefeld trat. Sie führte drei Gebras mit sich. Zwei trugen Sättel, aber keine Reiter. Auf dem dritten, Sand, saß Sasha. Blut strömte ihr über das Gesicht. Paloma lag quer und mit dem Gesicht nach unten auf Sands Widerrist. Sasha

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