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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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pflücken waren. Sie wollten uns nicht sagen, warum. Sie reden kaum mit uns.« Anscheinend hatte sie sich einigermaßen von der Datenattacke erholt. Sie sprach weiter, genauso eindringlich und durcheinander wie sonst. »Sie haben die Kraftprotze mitgebracht. Sie wollten nicht, dass Chelo mit ihnen kommt, und ich glaube, sie hätten mich und Liam gern getötet. Sie haben zu Chelo gesagt, dass wir irgendeine Aufgabe zu erfüllen haben. Ich glaube, sie meinten, dass wir sie zu dir führen sollten.«
    Ich wandte mich an Chelo. Sie hatte die Lippen zusammengepresst, und ihre Hand war immer noch von der Hand unseres Vaters umschlossen. »Wir werden auf gar nichts schießen, bevor wir wissen, wo sich die Kinder befinden«, verkündete sie.
    »Außerdem hätten sie uns längst töten können, wenn sie es gewollt hätten«, fügte Liam hinzu.
    Gut. Das hatte ich mir bereits gedacht. »Können wir sie einfach ignorieren?«
    »Wahrscheinlich verfügt der Gleiter über keine Waffen, die der Schöpferin in irgendeiner Weise gefährlich werden könnten«, sagte Dianne. »Lasst sie toben. Die irre Lushia ist bereits halb wahnsinnig.«
    »Die irre Lushia?«, fragte Chelo. »Du kennst sie?«
    Dianne lächelte, als würde sie sich an etwas erinnern. »Ich war früher einmal ihre Stellvertreterin. Sie fiel in der Autokratie in Ungnade. Viel zu eigensinnig. Sie ist wie ein Kind, das niemals ein Lieblingsspielzeug hergeben würde, wenn man es darum bittet.«
    Ich fuhr zu ihr herum. Sie kannte diese Leute? »Warum hast du mir das noch nicht gesagt?«, wollte ich wissen.
    »Was hätte dir diese Information da oben genützt?« Sie deutete in Richtung Weltraum. »Du hättest dir nur unnötige Sorgen gemacht. Jetzt gebe ich sie dir, wo sie dir etwas nützt.« Die Art, wie sie es sagte, hatte fast etwas Beruhigendes.
    Ming sprach, bevor ich auf Diannes Worte reagieren konnte. »Deshalb kommst du mir so bekannt vor. Ich habe Bilder von dir gesehen.«
    Dianne zuckte mit den Schultern. »Ich bin keine Islanerin mehr. Ich glaube an die Freiheit.« Sie blickte mir in die Augen. »Ich bin auf eurer Seite.«
    Jenna hob eine Hand. »Wir sollten uns erzählen, was in der Zwischenzeit geschehen ist. Sie erwarten eine Reaktion von uns. Sie sollen warten und sich ein wenig beruhigen. Wir müssen uns Geschichten erzählen. Die Bordküche ist der einzige Raum, in dem wir alle mühelos Platz haben. Seid ihr beiden« – sie blickte mich und meinen Vater an – »in der Lage, von dort aus die Fremden im Auge zu behalten?«
    Natürlich. Ich wies die Schöpferin an, die Kamerabilder an die Wand der Bordküche zu übertragen. »Gehen wir.«
    Zehn Minuten später saßen alle am langen Tisch – zwölf an einem Tisch, der für vierzehn gedacht war. Chelo, Liam und Kayleen hatten zusammen an einem Ende Platz genommen, so dass Chelo sozusagen den Vorsitz innehatte. Jenna saß ihr gegenüber, flankiert von Ming und Tiala. Alle anderen verteilten sich an den Seiten. Ich konnte es ein wenig organisieren, so dass ich schließlich zwischen Kayleen und Alicia landete. Kayleen brauchte mich vielleicht, und ich brauchte Alicia.
    Tiala verteilte Col-Tassen auf dem Tisch, und diese Alltäglichkeit dämpfte ein wenig die Verwirrung. Jenna blickte zum Bildschirm auf, der nun zeigte, wie der Gleiter neben dem Hangar landete. »Wir könnten tagelang erzählen, bis wir wieder auf dem Laufenden sind. Aber so viel Zeit haben wir nicht. Chelo, könntest du uns die Lage erklären und alles sagen, was du über die Söldner weißt?« Sie warf meinem Vater einen Blick zu, der ihn offensichtlich zum Schweigen bringen sollte.
    Chelo lehnte sich zurück und begann. »Wir waren auf Islandia, als sie kamen …«
    Trotz Jennas Warnung dauerte es fast eine Stunde, bis wir gehört hatten, was inzwischen auf Fremont geschehen war. Am Ende wusste ich mehr über das Leben meiner Schwester, hatte aber immer noch keine Ahnung, warum die Söldner draußen warteten.
    Und sie warteten tatsächlich. Nach der Landung waren sie ausgestiegen und standen einfach nur in der Nähe ihres Gleiters herum. Es waren fünf, die sich unterhielten. Sie hatten keine Kinder bei sich.
    Dianne hatte gesagt, dass Lushia in Ungnade gefallen war. Aber das bedeutete nicht, dass sie nicht mehr für die Islaner arbeitete, dass sie nicht mehr wie sie dachte. Vielleicht war es auch nur eine bewusste Täuschung, eine List, die der Autokratie die Möglichkeit gab, sich von ihren Handlungen zu distanzieren. Die vielen

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