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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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wiedererkannt hatte, doch ihr Blick wechselte nur von unkonzentriert zu versessen, ohne normal zu werden.
    Als ich mich in der zunehmenden Hitze nicht mehr um das Feuer kümmern musste, ging ich zum Gleiter zurück und stellte fest, dass Liam die Arbeit an der Rampe aufgegeben hatte. Er starrte auf einen Haufen aus modifiziertem Metall, das er aus den Kisten und den Resten unseres Lagers zusammengesucht hatte. Er sah mich an und schüttelte den Kopf. »Nichts davon ist groß genug.«
    Ich legte eine Hand auf seine Schulter. »Wir werden es irgendwie schaffen.«
    Am späteren Nachmittag hatten wir immer noch nichts gefunden, was wir unter das Rad schieben konnten, damit der Gleiter Halt fand. Geschweige denn, wie wir ihn bewegen wollten. Liam blickte nachdenklich auf die Nase der schiefen Maschine, während ihm der Schweiß über die Arme lief. Er trat gegen einen Stein. »Wir müssen Kayleen sowieso zuerst davon überzeugen, dass wir damit losfliegen wollen.«
    »Dazu ist sie noch nicht bereit.«
    »Verdammt«, sagte er. »Dann sollten wir lieber nach einer Stelle suchen, wo wir heute Nacht unser Lager aufschlagen. Nicht allzu weit entfernt.«
    Ich trat neben ihn und hielt ihn fest, während ich den Gleiter betrachtete. »Können wir in diesem Ding schlafen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Es steht zu schief. Brise würde über uns stehen. Wir werden es so machen wie letzte Nacht, aber ich will Kayleen sagen, dass sie mit der Alarmanlage eine größere Fläche sichern soll, und wir sollten mehr Holz sammeln. Wenn wir nicht draußen neben dem Gleiter schlafen können, wie wollen wir uns dann jemals ein anderes Lager einrichten? Hier geht es nicht, weil es nicht genug Wasser gibt. Wir werden den Rest dieses Nachmittags damit verbringen, alles für eine weitere unangenehme Nacht vorzubereiten.« Er schwieg eine Weile und blickte zu den Bergen hinauf. »Aber wir dürfen uns nicht von diesem Land besiegen lassen, nicht, wenn wir hier noch für einige Zeit festsitzen. Wir müssen ein Riesenlagerfeuer machen und sehr wachsam bleiben.«
    Also hatte er seinen Plan mit dem Gleiter vorerst aufgegeben.
    Er drückte mich fest an sich, beinahe zu fest. »Drei Leute sind zu wenig für eine Gruppe, die hier ohne allzu große Schwierigkeiten überleben könnte. Das spüre ich in meinen Knochen. Hier ist es gefährlich, und wir haben weder Tiere noch Wagen noch sonst was.«
    So war es. Aber wir hatten einander. Und Kayleen, die unterm Strich jedoch unberechenbar blieb.

Kapitel 7
    Kayleens Geschichte

    An diesem Abend errichteten wir das Lagerfeuer noch näher an der Rampe als in der Nacht davor. Wir drei standen müde um die Flammen und hielten uns an den Händen. Das Feuer roch sauber, nach verbrennendem Holz und einigem Laubwerk, aber ohne eine Spur von Blut. In Ermangelung einer Dusche hatte ich mich mit Wasser aus dem nächsten Bach gewaschen, einem seichten Rinnsal, das bestimmt bald austrocknen würde. Ich benutzte mein dreckiges Hemd als Waschlappen und zog eine saubere Arbeitshose und ein sauberes dunkles Hemd aus dem Haufen an, den Kayleen mitgebracht hatte. Doch nachdem ich den Gestank nach Blut, Schweiß und Furcht abgespült hatte, fühlte ich mich nur ein klein wenig besser.
    Ich beobachtete Kayleens Augen. Während des Nachmittags war sie völlig sachlich und emotionslos gewesen. Nach dem Abendessen hatte sie sich neben Brise zusammengerollt und einen Arm über das Gesicht gelegt. Vielleicht schlief sie, vielleicht versteckte sie sich. Erst vor wenigen Augenblicken war sie wieder aufgetaucht.
    Als sie jetzt ins Feuer blickte und keinen von uns ansah, wechselten ihre Augen wieder zwischen der leblosen Nüchternheit und dem gelegentlichen Aufflackern einer Empfindung, die ich nicht benennen konnte. Wahrscheinlich war es keine Reue, aber zumindest eine Unsicherheit. Ich war ihr nicht nahe genug, um sie zu berühren, aber ich streckte versuchsweise eine Hand aus. Sie sah mich an und schüttelte dann den Kopf.
    Liam war auf meiner anderen Seite. Er war mir näher als ich Kayleen. Er warf einen kleinen Stock ins Feuer und blickte dann zu ihr. »Kayleen, wenn du uns wirklich das ganze Jahr lang ausspioniert hast, weißt du, wie viel wir unseren Familien und unserer Sippe bedeuten. Sie sind besser geschützt, wenn wir bei ihnen sind.« Er rang die Hände im Schoß. »Wenn wir den Gleiter reparieren können, bin ich mir sicher, dass Akashi dich für diesen Sommer aufnehmen wird.«
    »Und was dann?«, fragte sie mit verbitterter

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