Das silberne Schiff - [Roman]
ersten Jahres danach sogar ständig bei mir getragen. Gestern hatte sie mir nichts genützt, da sie in einem Geheimfach in meinem Wagen lag.
Was bedeutete es, dass Kayleen uns Waffen geben wollte? Dass sie lieber sterben würde, als sich von uns dazu nötigen zu lassen, uns mit dem Gleiter zurückzubringen? Schließlich konnten wir die Waffen auch gegen sie verwenden. Oder hatten die Phantasien über unser Leben hier ihren gesunden Menschenverstand völlig außer Kraft gesetzt?
Vielleicht wusste sie auch nur, dass ich niemals auf sie schießen würde.
Ich seufzte hörbar und resigniert. »Was hast du mitgebracht?«
Sie gab uns beiden Handlaser, die wie meine Waffe waren, kleine, schnelle Dinger, die man in die Tasche stecken konnte und die nicht zwangsläufig tödlich wirkten. Sie würden ausreichen, um zwei oder drei der Hunde abzuwehren, aber kein ganzes Rudel. An meinem Gürtel hing bereits eine Taschenlampe, und nun gab sie Liam ebenfalls eine.
Dann kramte sie noch eine Weile in der Kiste. Zu meiner Beruhigung sah ich eins der Lesegeräte für die Datenspeicher, gedacht für Leute wie uns, die nicht in Informationsströmen schwimmen konnten. Es gab noch ein paar weitere Silberkugeln, sorgsam eingewickelt, einige der dünnen Stäbe, die Jenna im Hangar auf der Grasebene ausgelegt hatte, Kayleens Verwischer – der uns für die Datennetze von Artistos unsichtbar machte – und etliche andere Dinge, die ich nicht kannte.
Kayleen zeigte auf einen langen dünnen Stab. »Das sind recht traditionelle Projektilwaffen«, sagte sie. »Zielen, abdrücken, und wenn man das Ziel trifft, tötet man es. Ich habe Djuri benutzt, um damit zu üben. Sie funktionieren, auch wenn das Zielen nicht leicht ist. Außerdem habe ich nur eine Packung mit Projektilen gefunden.« Sie legte drei kleine Schachteln beiseite, die man offenbar in die Tasche stecken oder am Gürtel tragen konnte. »Gut, um Datenströme zu stören.« Sie zog eine Grimasse. »Nur dass es uns hier nicht viel nützt.«
Sie nahm einen seltsam geformten Klumpen aus silbrigem Metall mit Knöpfen in die Hand. »Danach habe ich gesucht. Dieses Ding sondert Töne in einem Bereich ab, den wir nicht hören können. Als ich damit herumgespielt habe, wurden fast alle Tiere still, selbst die Vögel. Und bei manchen Einstellungen fangen sie an, sich anzugreifen, und dabei habe ich die ganze Zeit nur einen Knopf gedrückt. Ich habe versucht, weitere Informationen darüber in den Datenspeichern zu finden, aber ohne Erfolg.« Sie zuckte mit den Schultern. »Wenn wir noch einmal diese Hunde sehen, möchte ich es ausprobieren. Damit müsste sich das ganze Rudel beeinflussen lassen.«
Liam hatte wieder diesen Blick, als wollte er »Sie ist verrückt« sagen. »Was wird passieren? Werden sie weglaufen, uns angreifen oder sich hinlegen und uns die Füße lecken? Letzteres kann ich mir eher nicht vorstellen.« Er stand auf. »Lasst uns die Tür öffnen. Ich möchte nachsehen, was sich noch gebrauchen lässt.« Er hob die rechte Hand, in der er die kleine Laserwaffe hielt. »Danke dafür.«
Sie nickte, und Liam legte die Finger auf die Symbole neben der Tür. Ich wusste nicht, ob seine Hand oder Kayleens Geist der Auslöser war, aber die Rampe öffnete sich wieder. Kühle Luft und die leicht beißenden Gerüche der vulkanischen Landschaft wehten in den Frachtraum. Nun verbargen Wolken alle Sterne und Monde, so dass unsere einzige Beleuchtung das helle Rechteck war, das von der Frachtschleuse auf den Boden fiel.
Fast am Ende dieses Rechtecks bezeugte der blutige Kadaver eines großen Dämonen die Macht der explodierten Silberkugel. Obwohl er tot war, durch Schrapnelle zerfetzt, ließ der Hund mich schaudern: kräftige Muskeln, lange Klauen und noch längere Zähne, kurzes dunkles Fell und ein langer, fast haarloser Schwanz. Er war dreimal so groß wie die größten Dämonenhunde, die ich von zuhause kannte. Die Rampe klickte, als sie sich zu voller Länge ausgefahren hatte. Ich riss meinen Blick von dem toten Hund los.
Ein leichter Wind blies über das Land und ließ die Gräser rascheln – und etwas in unserem Lager, vielleicht die Decken. Ich hörte genauer hin und verstärkte die Geräusche in meinem Kopf. Schließlich nahm ich wahr, worauf ich horchte: die Geräusche winziger Füße, als die kleinen Nachttiere, die ich zu Beginn meiner Wache gehört hatte, wieder über den rauen Boden huschten und nach einer letzten Mahlzeit suchten, bevor die Sonne aufging.
Ich atmete aus
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