Das silberne Schiff - [Roman]
Chelo geht.« Er betrachtete das Blut auf Kayleens Gesicht und Händen. »Bist du dir sicher, dass du dich nicht ernsthaft verletzt hast?«
Kayleen sah mich blinzelnd an. »Mir geht es besser als Chelo«, sagte sie. »Was ist mit dir passiert? Ich habe nur noch gesehen, wie sich die Katze auf dich stürzen wollte. Ist mit dir alles in Ordnung?«
»Ich … ich weiß es nicht. Wir hatten noch keine Zeit, meine Verletzungen zu begutachten. Wir hatten Angst, als Brise plötzlich losrannte und du nicht bei ihr warst.«
Kayleen kam herüber und legte eine Hand an meinen Kopf. »Bück dich. Lass mich sehen, was du hast. Die Leute sind oft mit Verletzungen zu Paloma gekommen. Meistens habe ich ihr helfen können.«
Ich nahm einen tiefen Atemzug und versuchte mich zu beruhigen. Meine Knie fühlten sich weich an, und das Tal schien sich um mich drehen zu wollen.
»Du hast keine Farbe mehr im Gesicht – außer dem äußeren Blut«, sagte Kayleen. »Setz dich, bevor du umkippst.« Dann wandte sie sich an Liam. »Hol meinen Rucksack. Ich habe ein paar Erste-Hilfe-Sachen dabei.«
Ich kniete mich nur hin, weil ich schnell wieder auf die Beine kommen wollte, falls es nötig war. Liam verschwand und tauchte kurze Zeit später mit allen drei Rucksäcken in der rechten Hand wieder auf. Er stellte sie auf den Boden und trat ein Stück zurück, um weiter Wache zu halten.
Kayleen zog ein Hemd aus ihrem Rucksack, tränkte es mit Wasser aus ihrer Flasche und wischte mir vorsichtig das Blut von der Kopfhaut. »Tut das weh?«
Ich knirschte mit den Zähnen. »Nicht sehr. Was siehst du?«
»Das Tier hat dich gekratzt. Nicht sehr tief, bis auf eine Stelle, wo ich den Knochen sehen kann. Schädelwunden bluten stark – wahrscheinlich ist es also gar nicht so schlimm, wie es aussieht.«
Sie faltete das blutige Hemd zusammen, drückte es kurz aus und legte es mir dann auf den Kopf. »Drück das auf die Wunde, um die Blutung zu stillen.«
Ich presste mir das nasse Tuch auf den Kopf, während Liam nun Kayleen dabei half, ihre Wunden zu reinigen. Er zog zwei große spitze Immergrünnadeln aus ihrer Hand. Sie lösten sich nur langsam, und Kayleens Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. »Sie haben Widerhaken«, stieß sie knurrend zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Pass auf, dass nichts drinbleibt.« Schließlich nahm er sich auf Kayleens Anweisung eine Tube mit Palomas antibiotischer Allzwecksalbe und verteilte sie großzügig auf Kayleens Händen und Gesicht.
Als er mit ihr fertig war, sah er mich an. »Sollte ich dir etwas davon auf den Kopf tun?«
Kayleen nahm ihm die Tube aus der Hand. »Noch nicht. Ich möchte, dass sie noch eine Weile Druck auf die Wunde ausübt, und dann sollten wir nach Pflaster suchen, um den schlimmsten Schnitt zu schließen.«
»Was?« Ich sah sie mit entgeisterter Miene an. »Hast du etwa eine komplette Apotheke mitgebracht?«
Sie lachte. »Ich bin die Tochter meiner Mutter.« Schmerz blitzte in ihren Augen auf. »In gewisser Hinsicht.« Sie blinzelte. »Du wirst wahrscheinlich eine kleine Narbe an der rechten Schläfe zurückbehalten.« Dann wandte sie den Blick ab, in die Richtung, wohin Brise verschwunden war.
»Kommt sie zurück, wenn du sie rufst?«, fragte ich.
Kayleen kaute auf der Unterlippe. »Vielleicht. Wenn sie mich hören kann.« Ihre Stimme zitterte. »Wenn sie dazu in der Lage ist.«
Liam runzelte die Stirn und musterte den Kadaver der Katze. »Lasst uns zur Mitte der Grasfläche gehen. Aber weit genug von der Katze entfernt. Brise wird ihr nicht zu nahe kommen wollen. Außerdem will ich hier keine Aufmerksamkeit auf uns lenken, wo das, was dir Angst eingejagt hat, genügend Deckung findet.«
Wir nahmen unsere Rucksäcke und entfernten uns mit müden Schritten vom Waldrand. Nach etwa dreißig Metern drehte Liam sich um und blickte zurück. Dann ging er noch einmal zwanzig Schritte weiter und hielt an, um sich eine Weile umzuschauen. Wir registrierten nur wenig Bewegung – keine Spur von den anmutigen Weidetieren, keine goldenen Katzen außer der toten, nichts Unbekanntes, das mit Krallen bewehrt aus dem Wald hervorbrach. Drei Vögel kreisten über dem Katzenkadaver, aber wir waren offenbar noch zu nahe, als dass sie sich die Sache aus der Nähe ansehen und landen wollten.
»Gut«, sagte Liam. »Ruf sie.«
»Brise! Brise!« Kayleens Stimme schallte laut und klar durch das Tal. Sie schirmte die Augen mit einer Hand vor der Nachmittagssonne ab und blickte sich um.
Ich wandte mich
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