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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ich Arm in Arm und Liam auf meiner anderen Seite. »Ihr wird nichts geschehen«, flüsterte ich.
    Kayleens Stimme klang schwach. »Ihr darf nichts geschehen!«
    Ich drückte sie fester an mich, da ich nicht wusste, was ich sonst für sie tun konnte.
    Wieder zurück im Lager, entzündete Liam das Feuer, und wir drei standen eine Weile drumherum und wärmten unsere Hände. »Hat irgendwer eine Pfanne mitgebracht?«, fragte er. Liam hatte uns gewarnt, nicht zu viel Gepäck mitzunehmen, und er war selbstverständlich davon ausgegangen, dass wir zurückkehren würden. Also hatte er bestimmt keine dabei. Ich auch nicht. Kayleen sah uns mit einem verschwörerischen Lächeln an. »Natürlich habe ich eine mitgenommen. Eine Pfanne und ein zusätzliches Messer.«
    Schließlich waren wir Vagabunden.
    Liam und ich warfen uns einen skeptischen Blick zu, als Kayleen ganz unten in ihrem Rucksack kramte und eine Pfanne, eine Tasse, ein komplettes Essbesteck und ein langes Metallmesser hervorzog. Sie blickte zu mir auf und grinste. »Vielleicht müssen wir nacheinander essen.«
    Ich lachte. »Kein Problem.« Ich nahm ihr das Messer ab und machte mich daran, Liam mit der Katze zu helfen. Er schüttelte den Kopf, kehrte zum Baumstamm zurück und holte wieder sein Notizbuch hervor. Mit konzentrierter Miene begann er, den Umriss des Tieres zu zeichnen. Lächelnd betrachtete ich, wie der Feuerschein auf seinem Gesicht spielte, obwohl es noch ein wenig Tageslicht gab. »Ich finde, wir sollten sie einfach Goldkatzen nennen«, sagte ich. »Sie ist trotzdem sehr hübsch.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Wahrscheinlich ist sie nicht direkt mit den Tatzenkatzen verwandt.« Er zeigte auf das verunstaltete Gesicht. »Der Kopf hat eine völlig andere Form, und die Zähne und die Krallen sind kürzer. Der Körper ist flacher und der Schwanz länger.«
    »Also ist es eine Goldkatze, einverstanden?«
    »Klar. Du hast sie erlegt. Also steht dir das Recht der Benennung zu.«
    Diese Vorstellung gefiel mir. Ich hatte noch gar nichts auf Fremont benannt, während Liam allein im letzten Jahr drei neuen Vogelspezies Namen gegeben hatte.
    Als ich mich wieder dem Feuer zuwandte, schrie Kayleen plötzlich: »Brise!« Dann rannte sie an mir vorbei auf den Fluss zu. Ich blinzelte und erkannte Brises Kopf im Gebüsch und dann ihren Körper als Silhouette mit langem Schatten. Wir hatten entschieden, weit entfernt von allen Deckungsmöglichkeiten zu lagern, aber der Fluss war nahe genug, dass ich Brises helles Begrüßungströten hören konnte, als sie lostrottete.
    Kayleen wurde langsamer und näherte sich dem Gebra vorsichtig. Ich lächelte, als Brise und Kayleen die Nasen aneinander rieben. Kayleen hob Brises Führungsleine auf, die sich wie durch ein kleines Wunder nirgendwo verfangen hatte. Dann kamen die beiden zurück, die Köpfe nebeneinander, wie zwei alte Freundinnen.
    Ich drehte mich zu Liam um. »Vielleicht wird ja doch noch alles gut.«
    Er brummte. »Klar, und morgen wird die Sonne zweimal aufgehen.« Aber ich bemerkte ein leichtes Lächeln, das im letzten Rest des Tageslichts auf seinen Lippen spielte. Ich blickte auf. Es war eine Dreimondnacht, ein gutes Omen. Ein kleiner Meteorschauer zog von rechts nach links über den klaren, kühlen Himmel. Obwohl ich immer noch das leichte Pochen der Kratzer auf meinem Kopf spürte, fasste mein Herz neue Hoffnung, als Schicksal, Treue und Traumfänger gleichzeitig am Nachthimmel zu sehen waren.
    Wir brauchten alles Glück, das wir bekommen konnten, wenn wir die Nacht im Freien ohne Grenzalarm überleben wollten.

Kapitel 10
    Ein vorübergehendes Zuhause

    Ich übernahm die erste Wache und saß mit dem Rücken zum Feuer da. Kayleen hatte sich neben mir zusammengerollt und den Kopf auf ihren Rucksack gelegt. Mit einer Hand hielt sie Brises Führungsleine. Liam hatte sich auf der anderen Seite ausgestreckt und bewegte sich unruhig.
    Vor mir raschelte Gras.
    Etwas Großes, das sich in der Stille verriet, die uns umgab. Mein Laser lag in meiner linken Hand, und ich schloss die rechte um einen Stein, der fast so groß wie meine Faust war.
    Wieder raschelte das Gras, etwa fünf Meter vor mir, ein Zittern im Mondlicht. Brises Kopf kam hoch, und Kayleen setzte sich auf und beobachtete mich. Auch sie schien es gehört zu haben. Als sie sich zur Quelle des Geräuschs umdrehte, sprang ich auf und warf den Stein. Etwas Großes stürmte davon. Es war offenbar allein. Also war es vermutlich eher eine Katze als ein Hunderudel

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