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Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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um ihn mit willkürlichen Anschuldigungen zu verkomplizieren. Unter den gegebenen Umständen halte ich es allerdings für sinnvoll, den Prozess gegen den Schreinemaker um ein paar Tage zu verschieben, damit wir die Beweise begutachten können, von denen Rochus van Oenne sprach.»
    «Beweise, dass ich nicht lache», knurrte Volmer. «Wir warten schon seit Wochen auf angebliche Beweise – ohne Ergebnis. Meiner Meinung nach kommt es gar nicht in Frage, dass wir …»
    Ein lautes Pochen an der Saaltür unterbrach seinen aufgebrachten Redeschwall. Zwei Büttel traten ein, zwischen sich den tropfnassen und sichtlich aufgebrachten Gort Bart. Der Schreinergeselle fluchte lästerlich und versuchte, sich aus dem harten Griff der Büttel zu befreien, was ihm jedoch nicht gelang.
    «Verzeiht die Unterbrechung der Sitzung», sagte einer der beiden Büttel mit einem grimmigen Grinsen. «Den hier haben wir soeben aufgegriffen; ich glaube, Ihr suchtet nach ihm.»
    Reimar van Eupen trat auf die Männer zu. Gort wehrte sich noch immer verbissen gegen den Griff der Büttel. Als er den Schöffen erkannte, blickte er ihn wütend an. «Was soll das?», fragte er. An seinem schweren Zungenschlag merkte man, dass er wohl einiges getrunken hatte. «Wie könnt Ihr es wagen, mich einfach hierherschleppen zu lassen. Ich verlange, freigelassen zu werden. Ihr könnt mir nichts vorwerfen!»
    «Das werden wir sehen», sagte van Eupen und beäugte Gort angewidert. Dann wandte er sich an den Büttel. «Wo kommt ihr jetzt her, Wido?»
    Wido grinste noch immer. «Haben einen kleinen Hinweis vom alten Amalrich bekommen, dass der hier», er wies mit dem Kinn auf Gort, «in einer Schenke vor den Stadttoren zu finden sei, an der Straße nach Haaren. Hat sich dort wohl schon eine ganze Weile verkrochen, gesoffen und herumgehurt. Eine der Dirnen hat es bestätigt und uns interessante Geschichten erzählt, die wir Euch …»
    «Lass sein, ich glaube dir auch so», unterbrach van Eupen ihn. «Weshalb ist er so nass?»
    Wido zuckte mit den Schultern. «Er hat sich gewehrt und um sich geschlagen. So versoffen, wie er war, blieb uns nichts anderes übrig, als ihm einen Eimer Wasser überzukippen, damit er sich beruhigt.»
    «Was wollt Ihr überhaupt von mir?» Gorts Stimme glitt ins Weinerliche ab. «Darf ein Mann nicht mal seinen Ärger mit ein paar Krügen Bier runterspülen?»
    «Ein paar Krüge?» Der Schöffenmeister verzog spöttisch die Lippen. «Du riechst und sprichst, dass man eher auf ein ganzes Fässchen schließen kann. Was für einen Ärger meinst du denn?»
    «Weiber!», grollte Gort sofort los. «Natürlich die Weiber. Was sonst kann einen armen Mann wohl verrückt machen? Diese eingebildete, hoffärtige Ziege kann was erleben, wenn ich sie das nächste Mal treffe. Glaubt, sie sei was Besseres als wir. Dabei hatte Meister Hartwig ganz recht. Wenn sie mich heiraten würde, könnten wir aus der Werkstatt …»
    «Du redest von Marysa Markwardt?», unterbrach van Eupen ihn barsch.
    Gort starrte ihn finster an. «Natürlich.»
    «Was weißt du über ihr Verschwinden?»
    Gort holte schon tief Luft, um eine weitere Tirade loszulassen, doch dann hielt er inne. «Verschwunden? Wo ist sie denn hin?»
    Van Eupen verdrehte die Augen. «Wenn wir das wüssten, hätte ich dir diese Frage wohl nicht gestellt, oder? Frau Marysa hat irgendwann zwischen gestern Abend und heute früh unbemerkt ihr Haus verlassen. Wir haben keinen Hinweis, wohin sie gegangen und ob jemand bei ihr ist.»
    «Und was hab ich damit zu tun?» Gort blickte verständnislos von van Eupen zu den anderen Schöffen, die ihn ansahen. Dann begriff er langsam. «O nein, so nicht!», rief er. «Ich hab damit nichts zu tun. Bestimmt nicht. Ich kann sie nicht ausstehen, aber mit ihrem Verschwinden …» er schluckte hektisch «… hab ich nichts zu tun.»
    Der Schöffenmeister verzog keine Miene, gab lediglich Wido mit einer kurzen Geste das Zeichen, Gort abzuführen. «Bringt ihn nach oben in eine der leeren Zellen und schließt hinter ihm ab. Er soll erst mal seinen Rausch ausschlafen, dann sehen wir weiter.»
    «He, das könnt Ihr nicht machen», protestierte Gort, als die beiden Büttel ihn wieder packten und, ohne auf seine Gegenwehr zu achten, aus dem Saal schleiften. «Ich hab nichts getan. Ihr könnt mich nicht einfach so einsperren!» Mit einem dumpfen Geräusch fiel die Saaltür hinter ihnen zu.
    «Tja.» Volmer erhob sich nun ebenfalls und trat beiläufig neben van Eupen. «Das

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