Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
Vom Netzwerk:
längst hell geworden war, hatte sie schließlich wieder kehrtgemacht.
    Sie musste Hilfe holen, das war das einzig Richtige. Allein würde sie ihrer Herrin nicht helfen können, falls sie sie überhaupt jemals fand. Obgleich ihre Füße sie kaum mehr zu tragen vermochten, rappelte Geruscha sich wieder auf und humpelte so schnell sie konnte in Richtung Büchel.
***
    Kaum hatte der Domherr den Saal verlassen, brach wieder aufgebrachtes Gemurmel aus. Diesmal hatte van Eupen große Mühe, die Gemüter zu beruhigen. Volmer hieb mit der Faust auf die Tischplatte, dass die Trinkbecher darauf leise klirrten. «Unerhört», rief er. «Sie werden uns den Schreinemaker vor der Nase aus dem Grashaus führen, und wir können nichts tun.»
    «Wir werden die Wachen verstärken», schlug einer der Schöffen vor.
    Van Eupen winkte ab. «Ihr wisst so gut wie ich, dass das nichts bringt. Wenn die Prozession am Gefängnis vorbeikommt, müssen die Zellentüren und das Tor geöffnet sein. Bleibt nur zu hoffen, dass uns nicht gleich auch noch alle anderen Gefangenen abhandenkommen.»
    «Die fangen wir schon wieder ein», knurrte Volmer. «Aber den Schreinemaker werden die Dompfaffen umgehend zur Domimmunität führen, dann haben wir keinen Zugriff mehr auf ihn.»
    Van Eupen stand nun ebenfalls auf und begann im Raum umherzugehen. «Offenbar glauben die Dompfaffen tatsächlich, dass ihre Theorie stimmt und Gort Bart für das Verschwinden von Marysa Markwardt verantwortlich ist.»
    «Das ist doch vollkommen aus der Luft gegriffen», protestierte Volmer. «Ich kenne diesen Gesellen, der ist dumm wie Stroh. So einen ausgeklügelten Plan würde er gar nicht in seinen Kopf kriegen. Nein, nein, das Stift will nur wieder mal den ewigen Machtkampf um die Gerichtsbarkeit anfeuern.»
    «Das glaube ich nicht», widersprach van Eupen nachdenklich. «Denn wenn es um Ketzerei geht, würde zur Vollstreckung so oder so das weltliche Gericht herangezogen.» Er blieb stehen und hob den Kopf. «Ich frage mich, ob die Dompfaffen wirklich glauben, dass Gort auch hinter den gefälschten Silberzeichen steckt.»
    Volmer goss sich seinen Becher randvoll mit Wein und stürzte ihn in einem Zug hinunter. «Wenn er damit zu tun hat, dann wissen wir immerhin, dass er im Hause Markwardt mindestens einen Verbündeten hatte. Frau Marysas Gesellen, Heyn Meuss. Dieser Höker, den die Dompfaffen unter Verschluss halten, hat es ja bestätigt.»
    Van Eupen runzelte die Stirn. «Wenn das stimmen sollte, dürfte es sich wohl nicht um eine Tat aus Eifersucht oder Kränkung handeln.»
    «Natürlich nicht», antwortete Volmer verärgert. «Ich sagte doch, das ist alles an den Haaren herbeigezogen. Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass auch dieses Weib seine Finger im Spiel hat? Und dass sie eben aus diesem Grunde die Stadt verlassen hat? Sie ist, im Gegensatz zu Gort, ganz gewiss nicht dumm und weiß, wann sich die Schlinge zuzieht.»
    «Wir wissen doch gar nicht, ob sie die Stadt verlassen hat.»
    Volmers Augen glitzerten. «Womöglich ist sie sogar Gort, der ja ebenfalls verschwunden ist, in dessen Versteck gefolgt.»
    «Nun reicht es aber», wies van Eupen ihn scharf zurecht. «Eure Phantasie treibt fürwahr die erstaunlichsten Blüten. Erinnert Euch bitte, über wen wir hier sprechen. Der Vater der Frau, die Ihr da gerade in Grund und Boden verdammen wollt, war Bürgermeister der Stadt Aachen!»
    «Weshalb sollte das die Tochter abhalten, sich mit …»
    «Genug, sagte ich», fuhr van Eupen ihn an. «Man könnte tatsächlich meinen, es bereite Euch Freude, Marysa Markwardt zu verunglimpfen.» Er hielt kurz inne. «Oder seid Ihr nur so schlecht auf sie zu sprechen, weil auch Euer Sohn von ihr abgewiesen wurde?»
    Volmer starrte ihn erbost an. «Das hat damit gar nichts zu tun. Mein Sohn wurde nicht abgewiesen, dieses hochnäsige Weib hat ihn ja nicht einmal empfangen. Manche Frauen wissen einfach nicht, was gut für sie ist.»
    Ganz langsam erhob van Eupen sich und beugte sich zu Volmer hinüber: «Ich halte es für besser, dies überhört zu haben, lieber Wolter. Sonst müsste ich nämlich annehmen, dass du in dieser Angelegenheit befangen bist und ich dich vorläufig aus dem Schöffenkollegium ausschließen muss.»
    Volmer erwiderte seinen Blick wütend, schwieg jedoch. Unter den anderen Schöffen kam derweil ein verwundertes Raunen auf. Sofort hob van Eupen die Hand.
    «Ich brauche Euch wohl nicht daran zu erinnern, dass wir hier sind, um diesen Fall aufzuklären, nicht,

Weitere Kostenlose Bücher