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Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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hergestellt?»
    Irritiert blinzelte Leynhard. «Van Hullsen? Nein. Der hatte damit nichts zu tun. Das hab ich mit einem auswärtigen Silberschmied ausgemacht. Für wie blöd haltet Ihr mich denn?» Nun trat deutlicher Ärger in seine Stimme. «Glaubt Ihr, ich bin so dumm wie Gort, dieser Laffe?» Der Dolch zuckte in Leynhards Händen.
    Marysa erschrak. «Nein, bestimmt nicht! Aber … warum hast du van Hullsen dann umgebracht?»
    Diesmal hob Leynhard nur die Schultern. «Er war mir im Weg. Hätte ja beweisen können, dass er nur echte Zeichen anfertigt. Außerdem brauchte ich ihn, damit alle glauben, er hätte die Fälschungen angefertigt.»
    «O Gott.» Marysa schloss für einen kurzen Moment die Augen. «Du hast einen unschuldigen Mann getötet. Einfach so?»
    Marysa nahm sich zusammen. «Und … das Feuer bei van Lyntzenich hast auch du gelegt, nicht wahr?» Allmählich ergab alles ein Bild. Marysa erkannte die Zusammenhänge und erinnerte sich nun auch daran, dass Leynhard zur betreffenden Zeit immer mal wieder ausgegangen war, ob nun auf ihren Auftrag hin oder eigenmächtig.
    «Diese verdammten Dompfaffen haben ja keine Ruhe gegeben. Haben wohl einen Narren an Euch gefressen», knurrte er wütend. «Ihr habt die Männer ganz schön eingewickelt, Frau Marysa. Wie schafft Ihr das? Gebt Ihr Euch van Oenne auch hin, damit er Euch die ganzen Aufträge zuspielt?»
    Entsetzt schnappte Marysa nach Luft. «Ich habe nicht …»
    «Das Feuer war der einzige Ausweg», unterbrach Leynhard sie. «Irgendwie musste doch verhindert werden, dass noch mehr rechtschaffene Männer in Eure Untaten verwickelt werden.»
    Marysa schrie innerlich um Hilfe. Aber nach wie vor blieb alles ruhig. Wahrscheinlich hatten ihr ihre Sinne vorhin doch einen Streich gespielt. Sie wollte es nicht glauben, hielt eisern an der Hoffnung fest, dass jemand sie hier herausholen würde.
    «Und Heyn?», fragte sie, um Leynhard weiter abzulenken. Jetzt zitterte ihre Stimme doch leicht. Kurz sah sie den Toten vor sich, wie er mit schwarzer, aufgequollener Zunge vom Dachbalken ihres Stalles herabhing. «Was hatte er damit zu tun, Leynhard?»
    «Ihr meint, weil alle Welt glaubt, er habe die silbernen Zeichen vertauscht? Das war ganz leicht. Ich habe mich einfach als er ausgegeben, als ich die ersten Abzeichen verkauft habe. Dieser Höker hat mir natürlich alles geglaubt und es den Dompfaffen weitererzählt. Aber dann hat Heyn mich gesehen, in der Schenke in Burtscheid. Hätte mich verraten können. Ich glaube, das hatte er vor.»
    «Also hast du ihn erwürgt und dann aufgehängt», folgerte Marysa. «Damit es aussieht, als hätte er sich das Leben genommen. Das ist abscheulich.»
    «Vielleicht. Ich fand es passend», erwiderte Leynhard. «Wir waren Freunde. Und Freunde verrät man nicht. Heyn wollte zu Euch und erzählen, was er gesehen hatte, da bin ich sicher. Hätte er das Maul gehalten, wäre er jetzt vielleicht schon glücklich mit seiner Berte verheiratet.»
    «Was? Was meinst du damit – verheiratet?»
    Auf Leynhards Lippen erschien ein diabolisches Grinsen. «Das könnt Ihr ja nicht wissen. Ich weiß es auch nur, weil Heyn es mir kurz vor seinem Tod erzählt hat.» Das Grinsen wurde zu einer Grimasse. «Oder sollte ich besser sagen, er hat gewimmert und mich angefleht, ihn am Leben zu lassen, als ich ein bisschen mit ihm gespielt habe? Das hat er nämlich. Jämmerlich, was aus einem Menschen wird, wenn er dem Tod ins Auge blickt.» Er spuckte verächtlich auf den Boden. «Geheult hat er wie ein Kind. Da musste ich schnell machen, sonst hätte uns noch jemand gehört.» Er hielt einen Moment inne und schien sich an jenen Augenblick im Stall zu erinnern. Dann konzentrierte er sich jedoch sogleich wieder auf Marysa. «Der gute Heyn wollte Euch verlassen, Frau Marysa. In Kornelimünster lebt die Frau eines Sargbauers – oder sollte ich besser sagen, die Witwe, denn der Meister ist kürzlich gestorben –, und die hatte Heyn vor zu heiraten. Anscheinend wollte er sie schon vor Jahren haben, aber ihr Vater hat sie damals mit einem anderen verlobt. Jetzt, wo ihr Mann tot ist, konnte Heyn die Gelegenheit beim Schopf packen. Merkwürdig, dass sie Euch nicht schon die Tür eingerannt hat. Vielleicht weiß sie noch gar nicht, dass ihr Zukünftiger das Zeitliche gesegnet hat?»
    «O Gott», wiederholte Marysa und konnte nur mit Mühe den Kloß hinunterwürgen, der ihre Kehle verengte. «Was hast du nur getan, Leynhard?»
    Seine Miene wurde gleichgültig.

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